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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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soll.«
    Ackermann breitete die Arme auf der Sofalehne aus. »Den kleinen Glasbau neben der Küche? Also, wenn de mich frags’, ich würd’ da ’n Esszimmer draus machen, mit Rattanmöbel oder so. Stell ich mir ganz gemütlich vor.«
    Schnittges setzte sich in den Sessel und nickte nachdenklich. »Gar keine schlechte Idee. Sag mal, kennst du dich ein bisschen im Gartenbau aus?«
    Wieder brauste ein Wagen mit Sirenengeheul vorbei.
    Ackermann sprang auf und lief zum Fenster. »Jetz’ guck dir dat an! Dat muss wat Größeres sein. Sieht aus, als war’ dat bei ‹Ophey›.«
    Schnittges, der ihm gefolgt war, runzelte fragend die Stirn.
    »Dat is’ dieser Wellnesstempel«, erklärte Ackermann. »Haben aber auch ’n ganz gutes Restaurant.«
    Inzwischen war es dunkel geworden, und man konnte drüben auf der anderen Seite des Ackers bis auf die Blaulichter kaum etwas erkennen.
    Ackermann schnappte plötzlich nach Luft und packte Bernies Arm. »Los, komm mit, mach voran!«
    »Spinnst du?«, schüttelte Schnittges ihn ab. »Ich bin doch kein Gaffer.«
    Doch Ackermann zeigte nur stumm auf das Auto, das gerade am Haus vorbeifuhr, und da verstand Schnittges – es war van Appeldorns Wagen.
    Ackermann zappelte vor Aufregung. »Jetz’ komm in die Pötte, Bernie! Quer über ’t Feld ging et am schnellsten, aber da ham se grad eingesät, dat tut man nich’. Nimm aber trotzdem für alle Fälle ’ne Taschenlampe mit, sons’ brechen wir uns die Knochen, so finster, wie dat hier überall is’.«
     
    Sie liefen den Seeweg entlang und bogen in den stockdunklen Hohlweg zum Hotel ein.
    »Vorsicht!«, rief Schnittges und riss Ackermann zur Seite, um einen großen Wagen vorbeizulassen, der mit hoher Geschwindigkeit um die Kurve kam.
    Ackermann beugte sich nach vorn und stützte die Hände auf die Knie. »Die Karre vom ED – van Gemmern«, japste er. Dann richtete er sich auf und grinste Schnittges an. »Mann, Mann, über zwanzig Jahr’ is’ in diesem Kaff nix passiert, un’ kaum ziehs’ du hierhin …«
    Bernies Handy klingelte. Es war die Zentrale: »Tötungsdelikt in Goch-Kessel. Norbert will dich dabeihaben. Schreib dir mal die Adresse auf.«
    »Nicht nötig«, antwortete Schnittges finster. »Ich bin schon vor Ort.«
    Am Flatterband, mit dem man den Hotelparkplatz abgesperrt hatte, blieben sie stehen und schauten sich um.
    Zwei uniformierte Kollegen beim Transporter der Spurensicherung nickten grüßend, dann schulterten sie Stative und Scheinwerfer und trugen sie zur Mitte des Platzes, wo Klaus van Gemmern dabei war, ein hohes, weißes Zelt aufzubauen. Ein dritter Kollege lief mit einer Kabeltrommel zur Tür des Restaurants. Dort scharten sich Schaulustige und drängten ins Freie, wurden aber von Peter Cox energisch ins Haus zurückgeschickt.
    Ein Stück weiter links, unter der einzigen Laterne des Parkplatzes, entdeckten sie Norbert van Appeldorn, der mit einem älteren Mann sprach und sich dabei Notizen machte.
    Schnittges schlüpfte unter dem Absperrband hindurch. In diesem Moment flammten im Zelt die Lampen auf und tauchten alles in der Umgebung in gleißende Helligkeit.
    »Bernie!« Van Appeldorn war herangekommen. Im kalten Licht wirkten seine Gesichtszüge hart. »Das ging aber fix!«
    Schnittges nickte. »Ich wohne gleich um die Ecke.«
    »Ach, stimmt, du wolltest ja umziehen.« Dann entdeckte er Ackermann. »Was hast du denn hier verloren?«
    »Ich habe Bernie besucht«, erklärte Ackermann ungeduldig. »Wat is’ hier eigentlich los?«
    »Ein Toter mit Schussverletzung«, antwortete van Appeldorn. »Seht’s euch selbst an.«
    Bernie Schnittges blieb im Zelteingang stehen. Der Tote lag auf dem Rücken, die Arme nah am Körper. Er trug einen hellen Anzug, ein gebügeltes Hemd und eine ordentlich gebundene Krawatte.
    Schnittges schluckte. Dem Mann hatte es den halben Schädel weggefetzt, den Hinterkopf und einen Teil des Gesichts, aber man konnte noch erkennen, wie jung er war. Die Sommersprossen wirkten auf der fahlen Haut wie aufgemalt. Das heile Auge war weit aufgerissen und von einem strahlenden Blau.
    »Mein Gott!«, keuchte Ackermann, der sich an Schnittges vorbeigeschoben hatte.
    Van Gemmern grunzte zustimmend, machte noch ein Foto und legte die Kamera in den Koffer zurück. »Sieht nach einem Hochgeschwindigkeitsgeschoss aus.«
    Überall auf dem Asphalt klebten Knochensplitter, Hirnmasse, blutige Haut- und Fleischfetzen. »Die Schädelkalotte ist quasi weggesprengt worden.«
    Er ging in die Hocke und

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