Kesseltreiben
zurück und hob das Kinn.
»Darüber habe ich im Prozess alles gesagt, was ich weiß. Und Punkt.«
»Interessant«, sagte Ackermann und schaltete den Recorder aus. »Dann hätten wir et ers’ ma’. Du kanns’ et dir jetz’ mit deinem Schwager im letzten Zimmer links auf ‘em Gang gemütlich machen. Du muss’ nämlich dat Protokoll unterschreiben. Dat muss aber ers’ noch getippt werden, un’ dat kann dauern, weil unsere Schreibkraft ers’ ma’ wieder von zu Hause kommen muss.«
»Ist der Mann überhaupt vernehmungsfähig?«, fragte Cox.
»Doch, der ist ganz klar«, antwortete Bernie, und Penny nickte.
Es war eine Szene wie aus dem Bilderbuch gewesen: der gebeutelte Mörder, der froh ist, dass man ihm endlich die Last von den Schultern nimmt.
Sie hatten ihren Satz aufgesagt: »Wir nehmen Sie vorläufig fest wegen des dringenden Verdachts …«, und van Beek hatte mit geschlossenen Augen lange ausgeatmet, seiner Frau ein halb gezapftes Bier in die Hand gedrückt, seine Hände am Hosenboden abgewischt und sich seine Hausschlüssel geschnappt. »Dann lasst uns gehen.«
Hier im Büro hatte er sich einfach auf den nächsten Stuhl fallen lassen – es war Bernies Platz – und saß jetzt da, vornübergebeugt, die Ellbogen auf den Oberschenkeln, die Hände zwischen den Knien.
»Zu zweit«, sagte van Appeldorn. »Bist du dabei, Bernie?«
»Klar.«
»Dann kommen Sie bitte, Herr van Beek, wir gehen hinüber in den Vernehmungsraum.«
Van Beek schaute irritiert hoch. »Wir können doch hierbleiben, oder? Das können wir doch?«
Van Appeldorn wollte insistieren, aber Toppe hob die Hand – »Lass ihn« –, setzte sich auf die Fensterbank und signalisierte Schnittges, dass er auf seinem Stuhl Platz nehmen konnte.
Cox holte ein Aufnahmegerät aus seinem Schreibtisch, stöpselte es ein und stellte das Mikrophon vor van Beek auf.
Van Appeldorn setzte sich auf die gegenüberliegende Seite.
»Herr van Beek, wir haben festgestellt, dass Sebastian Finkensieper mit Ihrer Waffe erschossen worden ist.«
Van Beek nahm die Ellbogen von den Knien, ruckelte den Stuhl näher an den Schreibtisch heran und legte die Arme auf die Tischplatte. Dann nickte er. Wie ein Schulkind.
»Haben Sie Finkensieper erschossen?«
»Ja.«
»Warum?«
Van Beek sog die Unterlippe zwischen die Zähne.
»Weil ich verloren hab.«
»Verloren?«
»Wir haben Streichhölzer gezogen.« Er schnalzte mit der Zunge. »Und ich hab leider das kürzeste erwischt.«
Er gab ein trockenes Lachen von sich. »Pitz hat noch gelästert, von wegen Säufer und so. Aber schießen kann ich noch. Ich war immer der beste Schütze, sogar besser als Goossens.«
»Wieso haben Sie Streichhölzer …«, begann van Appeldorn, aber Ackermann fiel ihm ins Wort.
»Küppers sagt, du und Pitz, ihr beide habt damals die Sabine vergewaltigt.«
Van Beeks Augen wurden schmal. »Ich und Pitz? Ich und Pitz?« In seinen Mundwinkeln bildeten sich klebrige Schaumflocken. »Ja, ich hab sie auch gevögelt. Obwohl ich kaum noch was davon weiß, hackedicht, wie ich war. Und Adolf war auch dabei, der hat sie auch gefickt. Aber eigentlich war es Küppers, der uns heißgemacht hat. Der wollte der Sabine immer schon an die Wäsche, aber sie hat ihn ja nicht gelassen. Hätte sie vielleicht mal besser.
Küppers und Goossens. Goossens, der hat uns dauernd mit ihren dicken Möpsen in den Ohren gelegen.«
»Ihr wart also zu viert.«
»Wir waren vier, ja. Wir haben sie blond und blau gepoppt, Goossens, Küppers, Pitz und ich.«
Er fing an zu weinen.
»Ich kann jetzt nicht mehr«, sabberte er. »Ihr müsst wissen, ich habe ein bisschen was getrunken.«
Cox drückte den Knopf für die Wache, aber Bernie konnte nicht mehr warten. Er packte van Beek hart am Arm. »Stehen Sie auf. Ich bringe Sie in den Arrest.«
Hinter den beiden fiel die Tür zu.
»Die hängen den hin«, sagte Penny.
Cox schaute sie an. »Ein glasklares Bauernopfer …«
»Zeugenaussagen, die sich decken.« Toppe stand auf.
»Genau wie damals.«
Unten klappte die Eingangstür.
Ackermann fegte durchs Zimmer und riss das Fenster auf.
»Goossens!«, brüllte er. »Zieh dich warm an. Wir kriegen dich. So wahr ich Ackermann heiße.«
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