Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons
ihre Augen weiteten sich verblüfft, in der Flasche war Kamillentee, das wurde ja immer absurder. Sie hob probehalber ihre Hände und kniff sich kräftig, „autsch“, stöhnte sie auf, als der Schmerz ihre Hand zum Brennen brachte. Die Amazone keuchte auf, „warum hast du das getan, das muss doch wehtun.“ Oh ja es hatte wehgetan, aber aufgewacht war sie dennoch nicht, und ihre Umgebung wurde immer weniger vage, je mehr sie zu sich kam. Einige Meter von ihr entfernt flackerte ein blaues Licht, und einige Meter auf der anderen Seite, stand ein Pferd, sonst waren nur sie und die Amazone auf der Lichtung, die von Bäumen umsäumt wurde. Olivers Worte kamen ihr wieder in den Sinn, das ist magisch, hatte er gesagt. Es war verrückt, aber es gab nur zwei Möglichkeiten, entweder sie hatte tatsächlich Koma bedingte Wahnvorstellungen, dann war sowieso egal, was sie tat, oder sie war tatsächlich irgendwie in dem Spiel gelandet. So absurd es war, am besten ging sie davon aus, dass alles real war, und versuchte wieder raus zu kommen. Wenn es echt war, schaffte sie es dann vielleicht nach Hause, oder wenn sie noch immer bewusstlos war, würde sie hoffentlich irgendwann aufwachen. Sie zermarterte sich den Kopf und versuchte sich an die Details zu erinnern, die Oliver ihr, bevor er nur noch vor dem Bildschirm gehockt hatte, verraten hatte. Aber allzu viel war nicht hängen geblieben, weil sie zu genervt gewesen war. Sie sah die Frau über ihr an und fragte verlegen: „Ich ähm, ich fürchte ich habe keine Ahnung, wo ich hier bin und warum, könntest du mir sagen, was ich wissen sollte?“
Die Amazone nickte und begann zu erzählen: „Dieses Land heißt Ketaria, nach der Familie, die es einst regierte, bevor der letzte König spurlos verschwand. Seitdem streifen untote Kreaturen und niedere Dämonen über das Land und verwüsten es. Nur die Städte sind noch sicher, dorthin wagen sie sich nicht. Beherrscht werden sie von einem höheren Dämon, dem Herrn der Schrecken. Er haust in einer abscheulichen Festung, die auf den Ruinen des einstigen Herrscherpalastes steht. Seit Jahrhunderten plagt uns diese Geißel. Vor einigen Jahren erschien uns dann der Gott Naxaos und verkündete uns, wie wir Erlösung finden können. Er erwählte drei Helden, denen es bestimmt ist, Ketaria zu retten. Mich die Amazone, den Magier und den Barbaren. Der einzige Weg unser Volk zu erlösen, ist es den Unhold zu besiegen. Aber dazu muss man es schaffen alle Questen zu erledigen und sich ihm dann zum Endkampf stellen.“ Nur mit Mühe unterdrückte Julia ein erneutes Stöhnen, Questen, Endkampf, sie war tatsächlich in diesem Spiel gelandet. „Vor einigen Monaten erschien der Gott Naxaos abermals bei uns und schuf dieses Portal und versprach uns ab und zu heilige Artefakte zu schicken, um unseren Kampf zu unterstützen.“ Julia unterbrach sie: „Ich verstehe, und wie weit seit ihr damit?“ „Wie meinst du das?“ „Nun wie viele Questen habt ihr schon erledigt?“ Das hübsche Gesicht der Amazone wurde verlegen, sie wich Julias Blick aus und murmelte: „Gar keine.“ „Moment mal soll das heißen, ihr habt noch nicht eine Quest gelöst?“ „Ich wollte es ja tun, aber da waren die Kinder, ich konnte diese armen Kleinen doch nicht im Stich lassen.“ „Du hast sie gerettet, das verstehe ich, aber wieso hast du dann nicht mit deiner Aufgabe weitergemacht?“ „Sie hatten doch niemanden mehr, ich musste mich doch um sie kümmern, sie brauchen doch eine Mama“, verteidigte sich die Amazone trotzig. Himmel hilf, da wäre ihr ja Olivers Vamp noch lieber gewesen. Julia fragte vorsichtig: „Ähm warum bist du denn Amazone geworden?“ Da sackten die Schultern ihres Gegenübers gequält nach unten und sie schluchzte auf, „nicht doch, ich wollte dich doch nicht beleidigen“, beteuerte Julia schnell. Aber die Amazone schluchzte weiter, bis Julia sie steif in den Arm nahm, die Kriegerin schluchzte: „Ich wollte das doch gar nicht, aber Naxaos hat mich erwählt, ich hatte doch keine andere Wahl. Eigentlich hätte ich viel lieber geheiratet und viele Kinder bekommen.“ Als Julia sich von ihr lösen wollte, klammerte sich die andere an ihr fest und schluchzte noch lauter. Bitte warum konnte das nicht doch ein Albtraum sein, sie hielt gerade die Frau im Arm, für die ihr Freund sie praktisch verlassen hatte, und tröstete sie, das Ganze wurde immer absurder. Julia tätschelte ihr unbeholfen den Rücken und fragte beklommen: „Gibt es eine
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