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Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons

Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons

Titel: Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renate Blieberger
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unsere Archivarin befragen, bitte kommt inzwischen herein.“ Sie führte Julia und Sandro in einen kleinen Raum, in dem sich außer einem Tisch und einigen Sesseln nichts befand, und verlies sie dort. Als die heilige Frau fort war, lies Julia ihren Blick durch den kargen Raum schweifen und sagte traurig: „Arme Melody, was mag nur passiert sein?“ Sandro legte den Arm um sie und drückte sie tröstend, „hoffentlich wissen wir es bald, aber wenigstens können wir Elias sagen, dass es nicht ihre Entscheidung war, ihn warten zu lassen.“ Die Zeit schien sich ewig in die Länge zu ziehen, während sie warteten, bis sich endlich die Tür öffnete. Eine alte Frau mit ähnlicher Tracht wie die junge zuvor betrat den Raum, sie kam auf sie zu und bat sie mit einer Handbewegung auf den Sesseln an dem Tisch Platz zu nehmen und lies sich ihnen gegenüber nieder. Sie begann: „Diese Frau, die ihr sucht, sie war tatsächlich hier, ein besonders tragischer Fall. Ihre Eltern baten uns sie aufzunehmen, weil sie ein Kind erwartete, man gab uns zu verstehen, dass der Vater völlig inakzeptabel wäre. So etwas kam öfter vor, die jungen Frauen blieben hier, bis das Kind entbunden war und von ihrer Schwangerschaft nichts mehr zu sehen war, und dann kehrten sie wieder nach Hause zurück. Die Kinder haben wir an gütige Familien vermittelt, oder wenn es Mädchen waren, blieben sie bei uns. Das war auch für Melody vorgesehen. Aber es ging ihr von Anfang an sehr schlecht, sie flehte uns an sie doch gehen zu lassen, da der Vater des Kindes auf sie warten würde. Als wir ihr dann noch das Kind fortgenommen haben, hat ihr Verstand das nicht verkraftet. Das arme Kind wurde immer verwirrter, bald war sie sich unserer Welt gar nicht mehr bewusst. Sie weigerte sich zu essen oder zu schlafen, sie lebte nur noch wenige Monate, wir haben sie in unserem Innenhof begraben.“ „Wie furchtbar“, flüsterte Julia betroffen. Die heilige Frau seufzte nur und antwortete: „Ja, die Welt kann ein schlimmer Ort sein. Ich hoffe sie hat da, wo sie jetzt ist, ihren Frieden gefunden.“ Julia war sich nicht sicher, wie die Frau auf die Geschichte mit Elias reagieren würde, aber sie musste es versuchen, sie sagte ernst: „Heilige Frau, wir haben eine sehr große Bitte an euch. Ihr habt doch sicher von dem Geist in der alten Tempelruine gehört, nicht wahr?“ Die Frau nickte nur, Julia fuhr fort: „Dieser Geist trägt den Namen Elias, er ist der Vater dieses Babys, und er spukt dort, weil er geschworen hat auf Melody zu warten. Er kann erst von dort weg, wenn sie zu ihm gekommen ist. Ich weiß es klingt verrückt, aber wenn sie uns ihre Überreste überlassen würden, und wir sie zu ihm bringen, dann würde er Frieden finden, und die Umgebung hätte endlich Ruhe vor dem Geist.“ Dabei sah sie die Frau so beschwörend an, wie sie nur konnte. Die heilige Frau musterte sie und Sandro intensiv, so als ob sie in ihre Köpfe schauen wollte, dann sagte sie seufzend: „Ich weiß nicht, ob eure Geschichte stimmt, aber ich kann keinen Vorteil in einem Diebstahl für euch erkennen, und es schadet niemand. Wenn ihr sie selbst ausgrabt, dürft ihr sie mitnehmen.“

    Eine halbe Stunde später war Sandro damit beschäftigt, mit einem geliehenen Spaten die alte Erde zu durchwühlen, und jeden noch so kleinen Knochen einzusammeln. Als er so tief war, dass sie außer Erde gar nichts mehr fanden, schaufelte er das Grab wieder zu, während Julia die paar Knochen die sie gefunden hatten, in einem Tuch einschlug. Viel war es nicht gewesen, sie hatten Teile ihres Schädels und ein paar einzelne Knochen gefunden, aber er hoffte, dass es reichte. Während er die letzten Schaufeln Erde wieder an ihren Platz schaufelte, betrachtete er Julia aus dem Augenwinkel, sie wirkte nachdenklich, schwieg aber, bis sie plötzlich sagte: „Ich muss noch mal mit der heiligen Frau sprechen.“ Sie lies ihm keine Chance etwas zu erwidern, sondern verschwand nach drinnen. Er fragte sich, ob er sie jemals ganz verstehen würde.

    Julia war mit ihrem kostbaren Bündel nach drinnen geeilt, zu der am Fenster wartenden alten Frau, die sie herbegleitet hatte. Die sah ihr jetzt entgegen und fragte: „Habt ihr gefunden, was ihr braucht?“ „Ja, aber ich hätte noch eine Frage. Würden sie mir sagen, was mit dem Kind passiert ist? Es würde ihm sicher helfen, wenn er das wüsste.“ Die alte Frau legte sanft ihre Hand auf Julias Arm, sie sagte mit einem warmen Lächeln: „Du hast ein gutes Herz,

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