Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons
stellen.
Der Wirt hatte ihr zum Glück verraten können, dass die Amazone in der Bibliothek, und der Magier bei dem Stadtmagier nach Hinweisen hatten suchen wollen. Dass, seines Wissens nach, aber keiner der beiden seit dem ersten Abend in die Taverne zurückgekommen war, zerstörte das letzte Fünkchen Hoffnung in ihr. Deprimiert machte sie sich zuerst zur Bibliothek auf, von Lara erwartete sie noch eher, dass diese etwas Nützliches getan hatte. Die Bibliothek befand sich in einem alten, aber gut erhaltenen Gebäude im Zentrum der Stadt. Im Inneren wirkte sie größer als von außen, da sie in unzählige Räume, deren Regale bis zur Decke mit Büchern bestückt waren, gegliedert war. Sie durchwanderte einige davon auf der Suche nach Lara. Da von der Amazone leider nichts zu sehen war, wandte sie sich, als sie im Hauptraum ankam, an den Mann, der dort offenbar Dienst hatte, sie fragte: „Ich suche meine Freundin, sie wollte hier nach Informationen suchen. Sie wäre ihnen sicher aufgefallen, sie ist blond, sehr üppig gebaut und trägt eine etwas, ähm leichte Rüstung.“ Zu ihrer Verblüffung trat, während sie ihm Lara beschrieb, ein freudiges Leuchten in die Augen des Mannes, er antwortete lächelnd: „Sie meinen die Amazone, nicht wahr?“ „Ja, ist sie hier?“ „Sie war hier zum Glück. Sie hatte gerade da drüben“, er wies auf einen der kleinen Schreibtische, „in einem Buch gelesen, als mein Enkelkind, sie hatte mich besucht, plötzlich bewusstlos wurde. Ich war völlig außer mir vor Sorge, aber ihre Freundin hat sie sofort versorgt, ein Arzt hätte es nicht besser gekonnt. Der Arzt, den ich vorsichtshalber dann doch noch gerufen hatte, hat mir bestätigt, dass sie alles perfekt gemacht hat. Sie hat mir dann sogar noch angeboten, sich um die Kleine zu kümmern, bis es ihr besser geht. Heute früh war sie noch bei uns zu Hause und hat an ihrem Bett gesessen, ich vermute mal sie wird noch dort sein. Ich kann ihnen den Weg beschreiben, wenn sie möchten.“ Julia seufzte: „Danke, aber das ist nicht nötig, wenn sie nur so freundlich wären, ihr, wenn sie heute Abend nach Hause gehen, auszurichten sie solle dann bitte in die Taverne kommen.“ Den Versuch Lara von einem Krankenbett loszureißen, zog Julia erst gar nicht in Erwägung, na ja, zumindest hatte die Amazone versucht zu helfen, wenn ihr Beschützertrieb auch wieder einmal dazwischen gefunkt hatte. Julia grauste vor dem Gedanken, wie sie Raphael vorfinden würde, aber den Hallodri würde sie notfalls an den Haaren aus seiner Orgie ziehen und ihm die Meinung sagen, denn der hatte im Gegensatz zu Lara nämlich nicht die Ausrede, er würde ja nur eine gute Tat tun. Mit inzwischen überschäumender Wut im Bauch ging sie zum Haus des Magiers, den Weg hatte ihr der Bibliothekar beschrieben, um dort hoffentlich herauszufinden, wo Raphael steckte.
Im Gegensatz zu der großen, vornehm wirkenden Gilde in Ehrental, wirkte das Haus des Stadtmagiers ziemlich gewöhnlich. Hätte Julia nicht die genaue Wegbeschreibung gehabt, sie wäre vorbeigegangen. Es war ein kleines Häuschen mit einem schön gepflegten Vorgarten, man hätte dort eher eine pingelige Witwe als einen viel beschäftigten Magier erwartet. Aber wer weiß, vielleicht war es ja ein verwitweter weiblicher Magier, und sie würde nicht lange nach Raphael suchen müssen. Sie ergriff den Türklopfer und hämmerte ihn laut gegen die Tür. Nur wenige Augenblicke später wurde sie geöffnet, und zwar nicht von einer Frau, sondern von einem alten Mann, dessen langes weißes Haar und der lange Bart sie an die Zauberer aus den Zeichentrickfilmen ihrer Kindheit erinnerte. Nun mit dem hatte ihr Magier ganz sicher kein Schäferstündchen gehabt. Sie fragte höflich: „Tut mir leid sie zu stören, aber ich suche den Magier Raphael, ist er noch hier?“ „Natürlich, bitte kommen sie doch herein“, sagte der alte Magier und trat zurück, um sie einzulassen. Julia folgte ihm durch den Vorraum, die Treppe hoch. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie erwartet hatte, aber sicher nicht den Anblick, der sich ihr jetzt bot. Sie blieb wie angewurzelt stehen und starrte ihren Magier verblüfft an. Raphael saß im Schneidersitz am Boden, mitten in einer Unmenge an Papieren und aufgeschlagenen Büchern. Er war gerade dabei gewesen in einem davon zu lesen, als er sie hörte und den Kopf hob, seine Stimme klang erleichtert, als er sagte: „Julia, Naxaos sein Dank, du bist heil wieder zurück, ich hatte mir schon
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