Ketaria - Die Sehnsucht des Daemons
aber sicher sich wie eine Eule zu f ühlen, weil sie fast nur noch des Nachts unterwegs war, aber ohne Informationen wäre es unvernünftig gewesen, eine so gefährliche Bestie anzugreifen. Während sie noch überlegte, wie sie dem Tag einen vernünftigen Sinn geben konnte, klopfte es an ihrer Tür. „Wer ist da?“ „Ragnar darf ich reinkommen?“ Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit, was mochte er jetzt wieder angestellt haben? Sie seufzte: „Komm rein.“ Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass er diesmal weder betrunken noch verkatert war, aber dafür ziemlich am Boden zerstört. Noch ehe sie etwas sagen konnte, begann er verlegen, während sein Blick hartnäckig ihr Gesicht mied: „Ich wollte mich entschuldigen. Ich hatte versprochen dir bis in den Tod zu folgen, dein Jäger hat recht, ich bin nicht nur ein schlechter Barde, sondern auch ein schlechter Barbar.“ So sehr es stimmte, was er da sagte, er wirkte dabei so elend, dass Julia Mitleid empfand, und ein schlechtes Gewissen, weil sie sich nur allzu genau erinnerte, wie es zu seinem Schwur gekommen war. Sie gab schuldbewusst zurück: „Einen Schwur, den du nicht geleistet hättest, wenn ich dir keine Versprechungen gemacht hätte. Ragnar es tut mir leid, ich habe deinen Traum ausgenützt, um dich zum Mitkommen zu bewegen.“ Er erwiderte: „Es ist eine Schande, dass es überhaupt notwendig war. Ich bin eine Schande.“ Er lachte auf, aber es klang bitter, ehe er fortfuhr: „Man hat mich auserwählt, und was tue ich? Ich jage unerreichbaren Träumen hinterher, anstatt meine Aufgabe zu erfüllen. Sogar der Magier hat begriffen, dass es notwendig ist, sich endlich wie ein echter Held zu benehmen. Ich werde dir ab heute zur Seite stehen, wenn du mir noch eine Chance gibst, und diesen dummen Traum vergessen. Vielleicht kann ich meine Schande dann ausgleichen, und irgendwann als stolzer Barbar zu meinem Volk zurückkehren.“ Seine Miene war während er sprach immer grimmiger geworden. Seine braunen Augen, die sie bei ihrem ersten Treffen als zu sanft für einen Barbaren befunden hatte, hatten diesen Glanz, der von einem Traum gesprochen hatte, verloren. Der Anblick versetzte Julia einen Stich, sie sagte leise: „Zugegeben es dürfte nicht ganz so einfach sein ein Barde zu werden, wie ich in Aussicht gestellt habe, aber es ist auch nicht unmöglich.“ Er schüttelte den Kopf, „danke für deine freundlichen Worte, aber ich kenne die Wahrheit jetzt, nicht alle Träume können sich erfüllen.“ Es war grausam zu sehen, wie sein Traum starb, und Julia überlegte angestrengt, wie sie ihm doch noch helfen konnte. Als er sich gerade abwenden wollte, hielt sie ihn zurück: „Ragnar, wäre es zu viel verlangt, wenn ich dich bitten würde heute mit mir den Nahkampf zu üben, ich könnte Übung gebrauchen?“ Er sah sie verwundert an, sie fügte hinzu: „Nun du bist einer der besten Nahkämpfer, die ich kenne.“
Eine Stunde später hetzte Ragnar sie durch den gesamten Garten der Taverne. Julia tat ihr Bestes, und er hatte bisher keine Treffer landen können, aber sie auch nicht, und im Gegensatz zu ihm, war sie am Ende ihrer Kräfte, aber das hatte sie sowohl vorausgesehen, als auch beabsichtigt. Sie blieb schnaufend stehen, und keuchte: „Ich gebe auf, ich kann nicht mehr.“ Er senkte die Axt und sagte anerkennend: „Es gibt noch einige Schwachstellen, aber du bist schon sehr gut. Wenn man bedenkt, dass du bis vor Kurzem noch nie ein Schwert in der Hand hattest, sogar erstaunlich gut. Du hast offenbar Talent, und Sandro hat als Lehrer gute Arbeit geleistet.“ Jetzt hatte sie ihn genau da, wo sie ihn haben wollte, Julia setzte ein strahlendes Lächeln auf und sagte herausfordernd: „Genau, Talent und jemand der es einem beibringt, das braucht man, um ein Könner zu werden.“ Er sah sie verwirrt an, und fragte: „Das sagte ich ja im Prinzip gerade, warum wiederholst du es?“ „Weil“, sie lächelte noch eine Spur strahlender, „das nicht nur fürs Kämpfen gilt. Sondern auch für die Musik.“ Er presste die Lippen kurz aufeinander und knurrte dann: „Hör auf, ich sagte doch es war ein dummer Traum.“ „Aber keiner, der unerfüllbar ist. Ragnar ich sollte froh sein, dass du dich auf unsere Aufgabe konzentrieren möchtest, aber es bringt mich um dich so unglücklich zu sehen.“ Für einen kurzen Moment konnte sie den Schmerz und die Sehnsucht in seinen Augen sehen, bis er sie wieder hinter der harten Miene versteckte, er
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