Ketten der Lust - Erotischer Roman
Pantoffeln und ging in die Küche. Wie eine Blinde füllte sie Wasser in den Kessel, setzte ihn auf und gab einen Teebeutel in einen Becher. Sie konnte nichts anderes denken oder fühlen als den Schmerz, der ihren Körper und ihr Herz erfüllte.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, dringend mit jemandem sprechen zu müssen. Mit einer Freundin, einer Vertrauten.
Sie verdrängte den Gedanken zunächst und bereitete sich ihren Tee zu. Sie gab einen Löffel Honig hinein und ließ ihn einen Moment lang ziehen. Aber dann ergriff sie das Telefon, das auf der Küchentheke lag, und nahm es mit an den Tisch.
Sie blickte aus dem Fenster und versuchte, sich auf die Rosen ihrer Großmutter zu konzentrieren, aber der Nachmittag war viel zu grau. Und sie konnte es nicht ertragen, jetzt an ihre Großmutter zu denken. Entschlossen wählte sie die Nummer.
»Hallo?«
»Karalee? Ich bin es, Mia.«
»Mia, du klingst ja schrecklich. Bist du krank?«
»Nein, nicht krank. Mir … mir geht es nicht so gut, Karalee. Ich bin … Gott, ich kann noch nicht einmal sprechen. Kannst du zu mir kommen? Bitte.«
»Natürlich. Ich komme so schnell wie möglich. Äh … ich brauche deine Adresse. Ich war noch nie bei dir zu Hause.«
»Oh, natürlich. Ich wohne Sloat 1135. Direkt gegenüber vom Stern Grove, die Straße am Zoo hinauf.«
»Ich finde es schon. Bin schon auf dem Weg.«
»Okay. Okay.«
Sie legte auf und saß da wie erstarrt. Sie trank ihren Tee, wartete und versuchte, nicht die Minuten zu zählen, bis Karalee da war. Jetzt, wo sie sich eingestanden hatte, dass sie unbedingt mit jemandem reden musste, war das Bedürfnis überwältigend. Sie hielt das Warten kaum aus.
Die Zeit schien sich endlos zu dehnen, bis Karalee schließlich an ihre Tür klopfte. Erleichtert öffnete Mia ihr.
Ihre Freundin war da.
»Du lieber Himmel, Mia.« Karalee trat ein und nahm Mia in den Arm. »Du musst dich hinsetzen.«
Sie führte sie in die Küche, weil sie anscheinend wusste, dass das Mias Lieblingsraum im Haus war.
Sie setzten sich an den kleinen Küchentisch. Mia hielt ihre mittlerweile leere Teetasse mit beiden Händen umklammert.
»Und? Was ist los?«, fragte Karalee. »Erzähl es mir.«
Mia schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Ich … ich bin so froh, dich zu sehen …« Sie brach ab. Tränen traten ihr in die Augen. »Ich kann so etwas nicht gut, Karalee. Ich weiß nicht, wie ich es machen soll.«
»Ist schon gut.« Karalee legte ihr die Hand auf den Arm. »Es geht um Jagger, oder?«
Mia nickte. Sie konnte das Mitgefühl in Karalees Blick kaum ertragen. »Ich habe es vermasselt. Ich hatte … zu viel Angst und bin weggelaufen. Und ich habe immer noch zu viel Angst, um zurückzugehen. Ich kann nicht.«
»Warum nicht?«
»Du weißt doch, dass mein Vater uns verlassen hat, als ich noch ein Baby war. Ich habe ihn nie gekannt. Weißt du, wie das ist, gar keine Erinnerung an den Mann zu haben, der dich gezeugt hat? Es ist eine leere Stelle im Herzen, die nie gefüllt werden kann. Eine Art ultimativer Verrat. Und die Wut darüber vergeht nie. Und als meine Mutter mich verlassen hat, hat das alle Ängste nur bestätigt. Ich habe immer gewusst, dass sie mich eines Tages auch verlassen würde. Dass ich sie vertreiben würde.«
»Mia, hast du mir nicht erzählt, dass deine Mutter drogenabhängig war? Wieso denkst du, dass du daran schuld bist?«
»Ich weiß nicht! Mir ist gerade klar geworden, dass ich mir selbst die Schuld dafür gebe, dass meine Eltern mich verlassen haben. Jetzt, in diesem Moment. Ich meine, auf einer intellektuellen Ebene habe ich es vage immer schon gewusst. Aber es auch emotional zu verstehen … das ist etwas ganz anderes. Gott.«
Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Wie hatte ihr entgehen können, dass dies die Grundlage für ihre Ängste war?
»Oh Liebes.«
Karalee drückte ihr den Arm. Und diese Wärme, dieses Mitgefühl, erinnerte Mia an ihre Großmutter. Niemand sonst hatte sich je so um sie gekümmert. Niemand außer Jagger. Und Ben. Sie wusste, dass sie ihn endlich gehen lassen musste. Aber selbst dann hatte sie noch eine Menge zu bewältigen.
Mia hob den Kopf und blickte Karalee an. Draußen ging die Sonne unter. »Ich fühle mich so bizarr. So als ob mein Gehirn nicht richtig funktioniert, ich aber trotzdem über ganz viele Dinge nachdenken muss. Über dich, dass du meine Freundin bist und ich erst lernen muss, wie das geht. Und über Jagger. Ob ich ihn in mein Leben lassen
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