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KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

Titel: KGI: Dunkle Stunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Banks
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einen Platz zum Schlafen an, und ein leckeres Frühstück.«
    »Aber warum?«, platzte Rusty heraus.
    Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen, als wüsste sie nicht, wie sie auf Freundlichkeit reagieren sollte. Marlene erkannte, dass man es bisher selten gut mit ihr gemeint hatte.
    »Weil ich den Eindruck habe, dass dir ein bisschen Ruhe und eine weitere Mahlzeit ganz guttun könnten.«
    Rustys sehnsüchtiger Blick traf Marlene wie ein Vorschlaghammer. Meine Güte, tat ihr dieses Kind leid!
    »Und morgen? Rufen Sie dann die Polizei?«
    Marlene schüttelte den Kopf. »Nein, Rusty. Keine Polizei. Außer, du versuchst noch mal, uns zu bestehlen. Wenn du das tust, rufe ich höchstpersönlich bei Sean an. Aber du darfst wirklich gern bleiben, und wie es morgen weitergeht, darüber können wir uns dann beim Frühstück unterhalten. Sei mir nicht böse, aber du siehst todmüde aus.«
    »Na gut, ja, okay«, erwiderte Rusty mit vollem Mund.
    »Aber glaub ja nicht, dass ich dich nicht im Auge behalte«, sagte Frank warnend.
    Rustys Nasenlöcher bebten, aber sie verkniff sich eine Antwort.
    »Wenn du aufgegessen hast, zeige ich dir dein Zimmer. Du kannst ein Bad nehmen und irgendwas von Rachels Sachen anziehen.«
    »Wer ist Rachel?«, fragte Rusty.
    Marlene konnte nicht gleich antworten, weil die Traurigkeit sie wieder einmal überwältigte. »Sie war meine Schwiegertochter«, sagte sie schließlich leise.
    Rusty musste gespürt haben, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte, denn sie fragte nicht weiter nach. Stattdessen schlang sie den letzten Bissen ihres Sandwichs herunter und trank geräuschvoll den Tee aus. Danach wischte sie sich mit dem Ärmel über den Mund.
    Marlene kniff die Augen zusammen, und über Franks Gesicht huschte doch wahrhaftig ein Grinsen. Wenn Marlene eins nicht duldete, dann waren das schlechte Tischmanieren. Jeder ihrer Jungs hatte im Laufe der Jahre gelegentlich ihren Zorn zu spüren bekommen, und das Ergebnis war, dass sie allesamt untadelige Manieren hatten – auch wenn sie manchmal keine Lust hatten, das zu zeigen.
    Dennoch enthielt Marlene sich jeglichen Kommentars. Das arme kleine Ding hatte vermutlich noch nicht oft etwas Gescheites zu essen bekommen, da waren Tischmanieren vorerst nicht von Bedeutung.
    »So, dann komm mal mit nach oben. Während du duschst, beziehe ich dir das Bett.«

5
    Rachel. Ihr Name war Rachel. Jetzt hatte sie den Beweis dafür. Der seltsame Mann, der urplötzlich in ihrer Hütte aufgetaucht war, hatte sie Rachel genannt, und ihr Schutzengel, den sie schon für ein reines Hirngespinst gehalten hatte, war gekommen, um sie zu retten. Endlich.
    Nur dass sie nicht das Gefühl hatte, gerettet zu sein. Sie hatte eine Heidenangst. Wo sie auch hinschaute, nichts als Dschungel. Sie hatte sich hoffnungslos verlaufen und war mutterseelenallein.
    Allein. Aber nicht mehr in Gefangenschaft.
    Als diese Erkenntnis in ihr Bewusstsein vordrang, empfand sie eine unbändige Freude. Sie war frei.
    Sie fiel auf die Knie und wäre in Tränen ausgebrochen, hätte ihr Magen nicht rebelliert. Sie musste sich mit den Händen auf dem feuchten Boden abstützen, so sehr quälte sie der Brechreiz. Sie würgte und würgte, bekam aber nur Bauchkrämpfe.
    Auf einmal hörte sie etwas rascheln. Schlagartig wurde sie still und hielt den Atem an. Kamen sie, um sie zurückzuholen? Die Versuchung war groß, einfach hier liegen zu bleiben und auf sie zu warten. Zumindest würde sie dann ihre Medikamente bekommen, die die grässlichen Schmerzen vertreiben würde.
    Tränen der Wut brannten ihr in den Augen. Nein, sie würde nicht dorthin zurückgehen. Lieber würde sie sterben. Ethan war bei dem Versuch, sie zu retten, erschossen worden. Bei dem Gedanken drehte sich erneut ihr Magen um.
    Sie musste weg von hier. Die Vorstellung, tiefer in den Dschungel vorzudringen, wo zahllose Tiere auf Beute lauerten, ängstigte sie zu Tode. Aber hierzubleiben ängstigte sie noch viel mehr.
    Sie zwang sich aufzustehen. Sie machte einen Schritt. Noch einen. Der Boden unter ihren bloßen Füßen fühlte sich warm und lebendig an. Langsam wurde sie schneller und schneller, bis sie schließlich rannte.
    Schmerz. Angst. Sie wusste nicht, was die Oberhand gewinnen würde. Beides überwältigte sie gleichermaßen. Rachel blieb stehen, um sich auszuruhen. Sie lehnte sich gegen einen Baum. Eine weitere Welle der Übelkeit überrollte ihren Körper.
    Ihre Nerven fühlten sich an, als würden sie aus allen Rohren

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