KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
zu ihm«, sagte Sam. »Aber wir müssen uns beeilen.«
Wieder ergriff die Angst von ihr Besitz. Sie begann zu zittern. »Lass nicht zu, dass sie mich wieder in die Hütte bringen. Bitte.«
Garretts Gesicht verfinsterte sich und zeigte einen Ausdruck so roher Gewalt, dass sie erschauderte. Der Mann hinter Sam trat vor. Einen Moment lang durchbohrte er sie mit seinem kalten Blick, dann kniete er sich neben sie. Er kam ihr nicht zu nahe, sondern hockte einfach nur da und starrte sie an.
»Sie kennen mich nicht, Rachel«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Sie haben keinen Grund, mir zu glauben. Aber eins kann ich Ihnen garantieren. Ich werde nicht zulassen, dass diese Schweine Sie wieder mitnehmen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie und Ethan nach Hause kommen. Haben Sie mich verstanden?«
In seiner Stimme lag eine knallharte Selbstsicherheit. Ein unerschütterliches Selbstvertrauen, das sie trotz ihrer Ängste beruhigte.
»Jetzt kann’s gleich wehtun«, sagte Garrett, schob ihr einen Arm unter die Knie, legte den anderen um ihren Rücken und hob sie vorsichtig hoch, um nicht an ihre verletzte Schulter zu stoßen.
Misstrauisch blickte sie zu Sam hinüber und musterte ihn aus sicherem Abstand. Er sah Ethan nicht ähnlich. Garrett schon. Vielleicht konnte sie sich deshalb an ihn erinnern. Während Ethan und Garrett groß und dunkelhaarig waren, mit gestählten Körpern und markanten Gesichtern, war Sam schlanker, aber nicht weniger muskulös. Er hatte hellbraunes Haar, aber seine Kinnpartie strahlte eine Entschlossenheit aus, die sie verunsicherte. Seine Augen waren blau wie undurchdringliches Eis, ganz ähnlich wie Steeles Augen.
Als würde er ihren prüfenden Blick spüren, schaute er hoch. Wie durch Zauberei verlor sein Blick jede Härte und wurde liebevoll. Zaghaft lächelte er sie an.
»Ich kann mich nicht an dich erinnern«, sagte sie leise. »Tut mir leid.«
Er trat auf sie zu und strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Das macht nichts, Süße. Das wird schon. Wichtig ist jetzt nur, dass wir zu Ethan kommen und dann nach Hause fahren, wo wir dich verwöhnen und dafür sorgen können, dass es dir gut geht.«
Garrett marschierte los und trug sie vorsichtig durch das Gewirr des Dschungels. Sam bildete die Spitze und suchte mit schussbereitem Gewehr methodisch die Umgebung ab. Steele folgte zum Schluss.
»Wer sind ›alle‹?«, fragte sie Garrett leise.
»Pst, nicht jetzt«, sagte Garrett, allerdings ohne jeden tadelnden Unterton. »Wenn wir aus dem Gröbsten raus sind, reden wir.«
Sie legte den Kopf unter sein Kinn und die Wange an seine breite Brust. Kaum hatte sie sich ein wenig beruhigt, überkam es sie wieder, heftig und unbarmherzig. Sie begann zu zittern. Ihr war gleichzeitig kalt und heiß. Schweiß brach ihr aus allen Poren, und sie wurde ununterbrochen von Krämpfen geschüttelt.
Garrett nahm sie so fest in die Arme, dass der Schmerz durch ihren Arm schoss. Sie schnappte nach Luft, und sofort lockerte er den Griff wieder.
»Arznei«, keuchte sie. »Bitte, ich muss sie haben. Sonst sterbe ich.«
»Du stirbst nicht«, flüsterte Garrett ihr ins Ohr. »Ich lasse dich nicht sterben. Ich weiß, dass es wehtut, Liebes, aber du musst dagegen kämpfen. Sie dürfen nicht gewinnen. Denk an Ethan. Bald bist du wieder bei ihm.«
Tausende Insekten krochen über ihren Körper, über ihre Haut, wühlten sich unter ihre Kleidung. Sie schloss die Augen. Mehr konnte sie nicht tun, um nicht loszubrüllen, sich loszureißen und sich die Viecher von der Haut zu schrubben.
»Verdammter Mist, Sam, hast du kein Beruhigungsmittel in deiner Tasche?«, fluchte Garrett.
Er blieb stehen und änderte ihre Position in seinen Armen. Kurz darauf spürte sie einen Stich. Überrascht riss sie den Kopf hoch und starrte Garrett wortlos an.
»Schon gut, Kleines. Mach die Augen wieder zu. Es wird gleich besser. Versprochen.«
Ihr wurde schummrig. »Ethan«, flüsterte sie. »Du hast es versprochen.«
»Wenn du wieder aufwachst, ist er bei dir«, sagte Sam neben ihr. »Entspann dich, kämpf nicht dagegen an.«
Einen Moment lang wehrte sie sich noch, überwältigt vom Schmerz und von der Gier. Dann verblasste die Welt um sie herum, ihre Lider flatterten, aber sie kämpfte hartnäckig.
Eine Hand streichelte sanft ihre Wange, dann ihre Haare. Sehnsüchtig seufzend schmiegte sie sich an die Berührung, dankbar für den Trost, den sie spendete. Dann verlor ihr Körper jegliche Energie, er erschlaffte.
Ethan .
6
Marlene war
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