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KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

KGI: Dunkle Stunde (German Edition)

Titel: KGI: Dunkle Stunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Banks
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Sonnenschein. Erst als sie in Ethans Geländewagen saß, gab sie dem grauenhaften Jucken nach.
    Ihr Fleisch fühlte sich an, als wäre es lebendig. Ameisen. Käfer. Zu Tausenden. Wie eine Flut überschwemmten sie ihren Körper, und es gab nur ein Mittel, sie zu vertreiben.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Im Moment hätte sie alles für einen Schuss getan. Wirklich alles. Sie schämte sich deswegen, aber ihre Verzweiflung war stärker als die Scham.
    Die Sitzung hatte sie aufgewühlt. Sie fühlte sich vollkommen bloß, verletzlich und hilflos. Und Hilflosigkeit hasste sie mehr als alles andere. Vom Verstand her war ihr natürlich klar, dass eine Sitzung sie nicht heilen konnte. Aber obwohl sie nur pausenlos vor sich hin geplappert hatte, ohne wirklich etwas von sich preiszugeben, hatte sie irgendwie gehofft, die Therapeutin würde eine simple Lösung aus dem Hut zaubern, und sie könnte nach Hause fahren und glücklich leben bis an ihr seliges Ende.
    Die Sucht forderte gnadenlos und unerbittlich ihr Recht, bis sie schon glaubte, wahnsinnig zu werden. Sie umklammerte das Lenkrad und starrte zum Parkplatz eines kleinen Lebensmittelladens auf der anderen Seite des Highways hinüber. Ein Jugendlicher vollführte dort mit seinem Skateboard gewagte Manöver.
    Ob er wusste, wie sie an das Zeug kam, das sie so sehr brauchte? Wie sollte sie ihn überhaupt deswegen ansprechen? He, Kleiner, weißt du, wo ich hier an Drogen komme?
    Die Wagentür stand noch offen, und ehe sie wusste, was sie da eigentlich tat, war sie bereits wieder ausgestiegen. Mit einer Hand an der Fahrertür blickte sie entsetzt zu dem Jugendlichen hinüber. Das war ja noch ein Kind. Ein Kind, das sie vorsätzlich anstiften wollte, das Gesetz zu brechen.
    Sie presste sich eine Faust auf den Mund, um einen Schluchzer zu ersticken, der aus ihrem tiefsten Inneren hochstieg. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht? War sie tatsächlich aus dem Pick-up ausgestiegen mit dem Vorsatz, Drogen zu kaufen?
    Die Frage hätte sie gern verneint, aber sie wusste es besser. Wenn der Junge nicht so weit weg wäre, wenn sie mutiger wäre, wenn sie nicht Angst hätte, die kümmerlichen Reste ihres Lebens auch noch zu ruinieren, dann wäre sie schon drüben bei ihm und hätte alles in Kauf genommen, nur um für einen Moment dem Schmerz zu entkommen, der sich so unnachgiebig in ihrem Körper festkrallte, dass sie ihn vielleicht nie ganz loswerden würde.
    Bevor sie etwas unglaublich Dummes tun konnte, setzte sie sich wieder in den Pick-up und ließ den Motor an. Mit einer ruckartigen Bewegung legte sie den Gang ein und schoss vom Parkplatz auf den Highway und nach Hause.
    Sie zitterte am ganzen Leib, ihre Hände konnten das Lenkrad kaum festhalten. Sie fing so heftig an zu weinen, dass ihr die Straße vor den Augen verschwamm.
    War es wirklich so weit mit ihr gekommen? War sie nach Hause zurückgekehrt – an einen Ort, an dessen Existenz sie in den langen quälenden Monaten ihrer Gefangenschaft schon nicht mehr geglaubt hatte – , nur um jede Chance auf ein normales Leben aufs Spiel zu setzen?
    Wieso nur versuchte sie zwanghaft, ihr Leben zu zerstören? Von ihrer Ehe, von dem Mann, der alles für sie riskiert hatte, dachte sie nur das Schlimmste. Sie hatte eine Familie, die sie liebte und bedingungslos unterstützte, und ihr fiel nichts Besseres ein, als nicht nur ihr Leben, sondern auch das eines ihr völlig unbekannten Jungen zu ruinieren und alle Leute, die sie gernhatten, mit in den Abgrund zu reißen.
    Vielleicht war sie wirklich so verrückt, wie sie insgeheim fürchtete. Vielleicht hatten die Schweine, die sie entführt hatten, sie doch zugrunde gerichtet. Sie fühlte sich, als wäre in ihrem Innern etwas endgültig und unwiderruflich zerbrochen.
    Sie hatte keine Ahnung, wie viele Meilen sie schon hinter sich gebracht hatte, sie wusste nur, dass sie zu schnell und zu rücksichtslos fuhr. Sie fühlte sich der Welt entrückt, fast als schwebte sie über ihr, bis der wütende Klang einer Hupe sie lange genug aus ihrer Verzweiflung riss, dass sie den Pick-up mit einem Ruck wieder auf ihre Fahrbahn steuerte.
    Sie fuhr an den Straßenrand und stellte den Motor ab. Nicht einen Meter konnte sie mehr fahren. Sie legte die Hände aufs Lenkrad, ließ den Kopf darauf sinken und brach in Tränen aus.
    Sean Cameron kam über den Hügel und bremste automatisch ab, als er den Geländewagen am Straßenrand sah. Die Warnblinkanlage war nicht eingeschaltet, obwohl er auf

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