KGI: Dunkle Stunde (German Edition)
einmal mehr klipp und klar die Grenzen aufzeigte.
»Es war eine Schnapsidee. Ich hätte sie wirklich für klüger gehalten«, knurrte Garrett.
»Sie ist noch ein Kind«, verteidigte Nathan sie. »Ein verängstigtes Kind am Ende seiner Kräfte, das nie einem anderen Menschen etwas bedeutet hat. Seid nicht gar so streng. In ihrem Alter haben wir alle den ein oder anderen Blödsinn angestellt.«
»Schließ nicht von dir auf andere«, spottete Joe. »Ich war der reinste Engel.«
Alle prusteten los.
»Wo ist eigentlich Donovan?«, fragte Nathan. »Ich wollte ihn noch mal sehen, bevor Joe und ich wieder nach Fort Campbell abreisen.«
Sam und Garrett sahen sich an. Sofort war die Neugier der anderen geweckt.
»Er recherchiert für einen Auftrag, den er übernommen hat«, sagte Sam.
Joe zog eine Augenbraue hoch. »Den er übernommen hat? Höre ich da raus, dass du davon nicht begeistert bist?«
Garrett schnaubte. »Er erledigt den Job mit einem Teil von Steeles Team. Sam und ich sind zufälligerweise nicht mit von der Partie.«
Nathan tat, als wäre er total schockiert. »Du? Ausgerechnet du, der seine Nase sonst grundsätzlich in alles hineinstecken muss? Du bist nicht mit von der Partie?«
Garrett zeigte ihm den Mittelfinger. »Du kannst mich mal.«
Ethans Handy klingelte. Rasch zog er es aus der Tasche. Alle, die einen Grund haben könnten, ihn anzurufen, waren hier. Außer Rachel.
Er schaute auf das Display und runzelte die Stirn. Sean? Er klappte das Handy auf und hielt es sich ans Ohr.
»He, Mann.«
»Ethan, hallo. Hör zu. Ich fahre Rachel gerade nach Hause. Einer deiner Brüder muss den Pick-up holen. Er steht am Seitenstreifen des Highway 79 kurz vor der Stadt.«
Ethan gab seinen Brüdern ein Zeichen, dass sie Ruhe geben sollten.
»Was ist los? Ist was passiert? Wieso ist Rachel bei dir?«
»Es geht ihr gut, Ethan. Nur die Ruhe. Lass uns nicht am Telefon darüber reden. Wir sind ja schon auf dem Weg zu euch. In zehn Minuten sind wir da. Ich wollte mich nur vergewissern, dass du auch daheim bist.«
Die Verbindung riss ab, und Ethan nahm das Handy vom Ohr. Was sollte das? Sein Blutdruck schoss in die Höhe. Weshalb hatte sie ihn nicht selbst angerufen, und wieso stand sein Pick-up auf dem Highway? Sean konnte sich auf einiges gefasst machen.
»Was ist los?«, fragte Sam.
Ethan steckte das Handy ein. »Hört mal, kann einer von euch meinen Pick-up holen? Laut Sean steht er auf dem Highway 79 kurz vor der Stadt. Sean fährt Rachel gerade nach Hause.«
»Scheiße«, fluchte Garrett. »Ist mit ihr alles in Ordnung?«
»Angeblich ja, aber mehr wollte Sean nicht verraten. Nur dass er in zehn Minuten bei mir ist.«
»Na dann los«, sagte Sam, der wie üblich das Kommando übernahm. »Garrett und ich fahren dich. Nathan? Kannst du Joe zu Ethans Wagen bringen? Joe, du fährst ihn zu ihm nach Hause.«
»Ja, klar, kein Problem.« Nathan richtete den Blick auf Ethan. »Hoffentlich ist wirklich alles in Ordnung, Mann.«
Doch Ethan hörte ihn schon nicht mehr. Er stieg bereits in Sams Pick-up.
Während der Fahrt sprach lange keiner der drei ein Wort. Ethan hatte keine Lust, zu reden oder herumzuspekulieren. Die Sorgen fraßen ihn eh schon innerlich auf. Er hätte nie zulassen dürfen, dass Rachel allein losfuhr. Hatte sie einen Unfall gehabt? Hatte die Therapiestunde sie überfordert?
»Hör auf, dir Vorwürfe zu machen«, sagte Garrett schließlich leise. »Du weißt doch noch gar nicht, was passiert ist. Heb dir das für später auf.«
Ethan seufzte frustriert, antwortete aber nicht.
Als sie in die Auffahrt einbogen, stand Seans Streifenwagen schon da. Das Fahrzeug war leer, und kaum hatte Sam angehalten, sprang Ethan auch schon raus, rannte zur Haustür und riss sie auf.
»Rachel?«, rief er. »Kleines, wo bist du?«
Er stürmte ins Wohnzimmer. Rachel saß bleich und mitgenommen auf dem Sofa. Ihre Augen waren rot und geschwollen vom vielen Weinen. Sean saß neben ihr. Als er Ethan entdeckte, war ihm die Erleichterung deutlich anzusehen. Er stand auf und machte einen Schritt auf Ethan zu, doch der war bei Rachels Anblick so erschrocken, dass er an ihm vorbeiging, ohne ihn zu beachten. Er hatte nur Augen für Rachel. Sie sah … verloren aus.
Sean trat noch einmal näher an das Sofa heran und beugte sich vor. »Vergiss nicht, was du versprochen hast. Und verschweig Ethan nichts. Alles wird wieder gut, ich schwöre es.«
Sie nickte, senkte aber schnell den Kopf, als versuchte sie, ihre sich rasch
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