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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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Flaggschiff ein. Wussten Sie das schon? Übrigens dasselbe Schiff, von dem unser Seemann verschwunden ist. Am Donnerstag nehmen Sie in Köln unseren Flieger nach Dschibuti.«
    Jung erschrak über den Wust an Wörtern. Er erfasste eigentlich nur, dass er auf ein Kriegsschiff musste. Das ging ihm so nahe, dass er glaubte, es nicht zeigen zu dürfen, und so unterdrückte er jede Reaktion, an der man sein Erschrecken hätte ablesen können. Im Übrigen schwebte das Gesagte an ihm mehr oder weniger vorbei, es war einfach zu viel. Er zwang sich dazu, auf Schumann zu vertrauen und erst einmal abzuwarten.
    »Wo werde ich schlafen?«, erkundigte sich Jung nach dem Nächstliegenden, das ihm gerade in den Sinn kam.
    »Nach Dienstschluss können Sie wieder nach Hause. Wenn Sie das nicht wollen, werde ich Ihnen ein Zimmer im Unterkunftstrakt besorgen. Ich gehe aber davon aus, dass Sie lieber in Ihrem Bett schlafen wollen. Aus eigener Erfahrung würde ich Ihnen dazu raten. Sie werden es schnell vermissen.«
    »Das klingt wenig ermutigend. Worauf muss ich mich denn gefasst machen?«, fragte Jung zaghaft.
    »Na ja, ein Kriegsschiff ist kein Musikdampfer. Sie werden sich eine Kammer mit einem Kameraden teilen müssen. Aber eine eigene Koje werden Sie schon haben, das kann ich Ihnen zu Ihrer Beruhigung versichern.«
    Jung fing an, seinen Entschluss zu bereuen. Schumann beobachtete ihn freundlich grinsend. Was fand er daran so lustig?
    »Morgen früh um 8.30 Uhr local 11 haben Sie einen Termin beim Flottenchef. Das wollte ich Ihnen noch sagen, bevor ich es vergesse«, ergänzte der A 1.
    »Ich hab den Termin auf meinem Plan, Herr Kap’tän«, warf Schumann ein. Jung registrierte zum ersten Mal bewusst die Stimme seines Adlatus. Sie wirkte ungeheuer beruhigend auf ihn. Er sah Schumann erneut freundlich grinsen, bevor der seine Kaffeetasse zum Mund führte und trank. Jung tat es ihm nach und nahm einen kräftigen Schluck. Der Kaffee war verstörend stark und verursachte ihm Herzklopfen und Magengrimmen.
    »Haben Sie Fragen? Jetzt können Sie die noch loswerden.« Der A 1 sah Jung aufmunternd an.
    Jung blickte zu Schumann hinüber und glaubte, aus dessen Gesichtsausdruck die Empfehlung zu lesen, auf Fragen lieber zu verzichten.
    »Na ja, Sie haben ja unseren Oberstaber«, fuhr der A 1 fort. »Wenn es irgendetwas gibt, was Sie wissen müssen, dann weiß er es. Also, halten wir uns nicht lange auf. Ihr Programm ist dicht gepackt. Womit fangt ihr an, Schumi?«
    »Wir fahren jetzt raus nach Harrislee in die Kleiderkammer. Wir sind für 9.30 Uhr angemeldet. Nach dem Mittagessen sind wir bei den Sanis unten in Mürwik: Impfen – Basis und Typhus –, Zahnstatus und BA 90/5. Danach ist für heute Schluss, Herr Kap’tän«, erwiderte Schumann.
    »Also, dann mal los, Herr Oberleutnant. Augen zu und durch. Wird schon schiefgehen.«
    Jung vermochte den Humor des Kap’täns nicht zu teilen. Ihm schwirrte der Kopf. Er wollte an die frische Luft.
    Draußen hatte sich der Nebel gelichtet. Letzte Fetzen drifteten in geringer Höhe mit einem leichten Zug in Richtung Förde. Bald würde die Sonne sie aus einem herbstlichen Himmel erwärmen. In der Nacht war es schon empfindlich kalt gewesen.
    »Wie darf ich Sie anreden? Oberstabsbootsmann Schumann klingt unhandlich«, fragte Jung seinen Begleiter.
    »Nennen Sie mich einfach Schumi, so nennen mich alle, und alle kennen mich unter diesem Namen.«
    »Okay, ich heiße Tomas. Nennen Sie mich Tomi, dann passt das.«
    »Gern, aber wundern Sie sich nicht, wenn ich Sie bei Gelegenheit auch mit Ihrem Dienstgrad anspreche, Tomi. Das lässt sich bei uns oft nicht vermeiden. Nicht immer sind Vertraulichkeiten passend und erwünscht. Aber Sie werden das schon noch spitzkriegen, da bin ich mir ziemlich sicher.«
    »Ich bin schon jetzt froh, Sie bei mir zu haben. Vieles, was ich eben gehört habe, verstehe ich gar nicht.«
    »Das legt sich, glauben Sie mir. Fragen Sie mich, dafür bin ich da.«
    »Prima!«, rief Jung aus. »Was zum Beispiel heißt Triple Romeo?« Jung war dieser Terminus seit seinem ersten Besuch im Flottenkommando nicht mehr aus dem Gedächtnis gewichen. Schumi lachte.
    »Das weiß auch so mancher alte Mariner nicht. Der long title ist: Refueling – Replenishment – Recreation.«
    »Aha. Abkürzungen und Anglizismen sind bei euch verbreitet, stimmt’s?«
    »Stimmt. Für lange Ansprachen ist keine Zeit. Amis und Limies verstehen kein Deutsch und sind ungeduldig. Außerdem bestimmen sie die

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