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Kielwasser

Kielwasser

Titel: Kielwasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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schnell und ungewollt kann es da zu Vorfällen kommen, die blitzschnell eskalieren, außer Kontrolle geraten und enormen Schaden anrichten würden. Um das zu verhindern, müssen wir uns auf unsere Leute verlassen können. Wir müssen sie so gut kennen, dass wir genau wissen, was wir ihnen zumuten können und was nicht. Und wenn einer Selbstmordabsichten hegt oder an einer Krankheit leidet, sollten wir das auch wissen, um ihn nach Hause holen zu können. In diesem Fall wissen wir gar nichts, außer, dass Grenz verschwunden ist. Das beunruhigt mich. Ich möchte wissen, was da wirklich passiert ist.«
    Der Admiral machte eine Pause und sah Jung bedeutungsvoll an. Auf Jung lasteten die Worte des Befehlshabers wie schwere Steine. Er fühlte sich unbehaglich. Wusste sein Gegenüber davon, dass er in Dschibuti auch auf der Suche nach einem Mörder sein würde?
    »Dazu kommt, dass wir die Öffentlichkeit im Nacken haben«, fuhr der Admiral fort. »Um sich gegen deren Zudringlichkeiten und Unterstellungen zu wehren, brauchen wir alle Fakten, und zwar als Erste, verstehen Sie?«
    »Ja, sicher. Das wollte ich Sie gerne fragen: Warum sind die Medien noch nicht auf diesen Vorfall aufmerksam geworden? Spektakulär genug ist er doch, oder nicht?«
    »Das habe ich mich auch gefragt. Von meinem zuständigen Abteilungsleiter weiß ich, dass der Seemann keine nahen Verwandten mehr hatte, die an die Öffentlichkeit hätten treten können. Für den Fall der Fälle hatte er die Adresse seiner Verlobten angegeben. Wir haben mit ihr gesprochen und sie sagte uns, sie habe sich schon vor Monaten entlobt und wolle auf keinen Fall in die Machenschaften ihres Ex hineingezogen werden. Ich zitiere diese Worte, weil sie uns befremdlich vorkamen. Sein Tod, oder besser sein Verschwinden, blieb deswegen ein offenes Geheimnis unter meinen Soldaten.«
    »Und dabei ist es offensichtlich geblieben«, warf Jung ein.
    »Das wundert mich auch. Meistens lässt sich ein solches Ereignis nicht lange unter der Decke halten. Die Leute, auch Soldaten, reden gern und viel. Aber in diesen Fall, nichts. Schon bemerkenswert.«
    Der Admiral strich sich mit der Hand über die Stirn, als wolle er einen schlechten Gedanken beiseiteschieben. Dabei fiel sein Blick auf seine Armbanduhr.
    »Es tut mir leid. Ich habe gleich Kleine Lage und muss jetzt los. Sie haben verstanden, worum es mir geht?«
    »Ja, ich glaube schon, Herr Admiral. Ich werde mein Bestes tun.«
    »Danke. Schön, dass Sie bei uns sind. Ich erwarte Ihren Bericht. Alles Gute und viel Erfolg.« Er gab Jung die Hand, wünschte einen guten Tag und eilte, im Vorbeigehen sein Jackett ergreifend, ins Vorzimmer. Jung blieb einfach stehen.
    »Der Wagen wartet unten, Herr Admiral«, hörte er die Vorzimmerdame sagen. Eine Tür fiel ins Schloss und er war allein. Die Chefsekretärin rief ihn zu sich und geleitete ihn auf den Flur. Schumann wartete schon auf ihn.
    »Wie war’s, Tomi? Netter Mann, nicht wahr?«
    »Nach dem ersten Eindruck würde ich ihn gern gegen meinen anderen Chef austauschen. Nach den gestrigen Checks bei den Sanis frage ich mich allerdings, ob er borddienstverwendungsfähig ist.«
    Schumi lachte. »Ich kannte einen Befehlshaber, der flog gern und oft im Tornado. Das war ein Kampfjet bei den Marinefliegern. Die Piloten müssen viel höhere Anforderungen an ihre Physis erfüllen als wir Seeleute. Da stellten wir uns alle auch diese Frage. Und er war damals schon kurz vor der Pensionierung.«
    »Genießen die hohen Ränge vielleicht Sonderkonditionen?«, fragte Jung.
    »Auf keinen Fall, ausgeschlossen«, grinste Schumann schelmisch. Sie verließen das Stabsgebäude durch den Showroom vor dem Einlass. Draußen empfing sie wie gestern eine sich langsam gegen den Nebel behauptende Sonne. Jung genoss die ersten wärmenden Strahlen auf seinem Gesicht.
    »Mütze auf, Herr Oberleutnant, und alles zuerst grüßen, was mehr Gold auf dem Ärmel hat«, ermahnte ihn Schumann.
    »Die Grußregeln muss ich noch lernen. Aber nicht jetzt. Was liegt denn heute an, Schumi?«
    »Wir fahren nach Neustadt zur Schwimmwestenausbildung. Kleines Bad im Pool. Wird dir Spaß machen.« Schumann grinste auffällig in Jungs Richtung. Sie machten sich auf den Weg zu ihrem Auto und begannen den mehrstündigen Trip zur Schiffssicherungslehrgruppe in Neustadt.
    Den Nachmittag würde Jung nie vergessen. Nach einer langen, ausführlichen Einweisung in die Handhabung der Schwimmweste sprang er in recht warmes Wasser mit künstlich

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