Kill Decision
die noch in Konzentrationen von eins zu zehn hoch fünfzehn feststellbar sind. Das hier ist Perfluoromethylhexan, das andere Perfluoro-1 3-dimethylcyclohexan. Diese beiden Chemikalien zusammen können eine einzigartige chemische Signatur erzeugen – wie ein Code.»
McKinney nickte. «Ein koloniespezifisches Identifikationsmittel. Sie könnten es benutzen, um ihre Koloniegefährtinnen zu identifizieren oder um Kolonieaktivitäten zu organisieren.»
Tegu, der gerade an einem kleineren Gerät herumlötete, blickte auf und sagte in völlig akzentfreiem Englisch: «Also, etliche von den Mikrochips an diesen Fühlantennen generieren bei Vorhandensein einer bestimmten chemischen Signatur ein elektrisches Signal.» Er hob die Drohne hoch. «Es ist mir gelungen, sie wieder zu aktivieren.» Auf McKinneys panische Miene hin sagte er lächelnd: «Keine Angst, die Zip-Guns habe ich vorher entfernt. Aber sie ist ein gemeingefährliches kleines Miststück …»
Er hielt die Drohne vor McKinneys Gesicht, und sofort hörten sie die Zündbolzen in den Rohrpassungen wie verrückt klicken.
«Gesichtserkennungschip. Sucht den Kopfschuss, wenn’s geht. Ich weiß ja nicht, wo Sie das Ding herhaben, aber derjenige, der das gebaut hat, sollte mal ernsthaft ein Anti-Aggressionstraining in Erwägung ziehen.»
Odin beugte sich hinzu. «Was ist mit der Chemikalienerkennung?»
«Ah, ja.» Tegu hielt etwas hoch, das wie ein modifiziertes Voltmeter aussah – das Gerät, an dem er eben herumgelötet hatte. «Gustavo und ich haben ein paar Tests gemacht und herausgefunden, welche Chips an den Antennen für die Erkennung der Perfluorcarbone zuständig sind.» Er fuhr mit der Hand eine Fühlantenne entlang, die er auf das Voltmeter transplantiert hatte. «Ich habe die Antenne abgenommen und auf dieses alte Voltmeter gesetzt.» Er zeigte auf die grüne numerische LED-Anzeige. «Die Antenne erkennt das Vorhandensein dieser chemischen Taggants, und ich habe sie so verdrahtet, dass das Display hier das Konzentrationslevel anzeigt.»
McKinney nahm den improvisierten Detektor und hielt ihn an die Perfluorocarbon-Behälter. Der Anzeigewert raste sofort in die Hunderte. Als sie das Gerät von den Kapseln entfernte, ging die Anzeige wieder zurück. «Was heißt, wir können jetzt ihrer Spur folgen.»
Odin nahm Gustavo die Kapseln aus der Hand. «Was heißt, wir können sie jetzt verfolgen. Hoffentlich zurück zu ihrem Ursprung.»
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23
Kollateralschaden
Henry Clarke saß, angetan mit einem Bademantel aus feinster ägyptischer Baumwolle, in einem Damastsessel in seinem Schlafzimmer. Auf dem Tisch vor ihm stand eine offene Flasche fünfzig Jahre alter Dalmore Single Malt. Seine Hand umschloss ein Kristallglas, halbvoll mit granitwürfelgekühltem Scotch.
Er hörte das leise Atmen der jungen Frau in seinem Bett – sie schlief tief und fest unter der Seide und den Daunen. Er warf einen Blick auf ihr üppiges rotes Haar. Ihre makellose Alabasterhaut. Clarke dachte darüber nach, welch positives Licht sie auf ihn warf und wo er sich mit ihr sehen lassen sollte. Er nahm noch einen Schluck Dalmore.
Das Licht des Sechzig-Zoll-Plasmafernsehers spielte auf der verhüllten Gestalt des Mädchens. Der Fernseher saß auf einem raffinierten Mechanismus, der ihn in der Wand verschwinden ließ, wenn er nicht gebraucht wurde. Clarke war es leid geworden, immer die paar Sekunden zu warten, die das Ding brauchte, um aus seinem Versteck hervorzukommen, und ließ es jetzt einfach ständig draußen. Darin steckte irgendeine Moral, aber durch den Scotch-Nebel konnte er nicht ergründen, welche. Vielleicht: «Dass man etwas kann , heißt noch lange nicht …» Nein, das war es nicht.
Das Spiel von Licht und Schatten legte sich jäh – was hieß, dass die Werbung vorbei war. Er drehte sich wieder zum Bildschirm. Er sah gern mitten in der Nacht Nachrichten mit abgestelltem Ton. Eine leicht maskuline britische Nachrichtenmoderatorin sprach ein paar Sekunden lautlos, dann übernahmen US-Senatoren und Experten den Bildschirm. Jetzt kam Bildmaterial von zwei Manta-Ray-Drohnen im Formationsflug – über der Freiheitsstatue! Zwei Fliegen mit einer Klappe: eine dezente Anspielung auf 9/11 (heiligen Boden schützen!) und eine positive Assoziation mit Freiheit. Da hatten sich irgendwelche Werbepsychologen bei M&R etwas einfallen lassen.
Aber inzwischen kamen Aufnahmen von amerikanischen FBI- und ATF-Beamten, die etwas konfiszierten, das aussah wie
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