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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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überhaupt.
    Während sie nachdachte, wanderte sie weiter, den Blick am Boden, wie es ihr in zehn Jahren Feldforschung zur Gewohnheit geworden war. In letzter Zeit beobachtete sie Argentinische Ameisen – Linepithema humile . Sie bemerkte eine Straße der winzigen Insekten und folgte ihr zum Nest. Obwohl so viel kleiner, waren es wohl diese Lebewesen, die den Weberameisen die Zukunft streitig machen würden. Aus einem einfachen Grund: Sie hatten sich zu einer einzigen Superkolonie entwickelt, die sich über Kontinente erstreckte – mit Billiarden von Koloniemitgliedern und wahrscheinlich Millionen Königinnen. Sie waren der Wal-Mart-Konzern unter den Ameisen – ein riesiges multinationales Unternehmen. Selbst wesentlich aggressivere Arten konnten nicht alle Argentinischen Ameisen töten, und irgendwann wurde ihnen einfach jede Nahrung weggefressen.
    Die Argentinischen Ameisen schadeten der Biodiversität. Andere Insektenarten unterlagen ihrer Invasion, und die Vogelarten, die sich von diesen Insekten ernährten, litten ebenfalls – und so weiter, die Nahrungspyramide hinauf. Offenbar waren die Menschen nicht die Einzigen, die ihr Ökosystem zerstörten, indem sie zu erfolgreich waren.
    Aber irgendwie schien McKinneys Begeisterung für Schwarmintelligenz beträchtlich abgekühlt. Jetzt war das alles nicht mehr akademisch. Wie lange noch, bis die Weberameisendrohnen auch anderswo auftauchten? Sie versuchte nicht darüber nachzudenken.
    Sie wanderte einfach nur weiter. Auf einem Pfad am Rand eines Orangenhains hörte sie plötzlich ein vertrautes Krah , und als sie sich umdrehte, sah sie einen von Odins Raben auf einem nahen Zaunpfahl sitzen. Er musterte sie neugierig. Sie bemerkte, dass er weder das Drahtheadset noch den Transponder trug. «Hallo, Munin. Wie geht’s?»
    Der Rabe breitete die Flügel aus, plusterte das Kopfgefieder, krächzte und kam den Zaundraht entlanggehüpft.
    Sie trat direkt vor Munin und stützte sich auf ihren Wanderstab. «Wo bist du gewesen?»
    Der Rabe legte den Kopf schief.
    Gleich darauf landete Hugin auf einem benachbarten Zaunpfahl.
    «Hallo, Hugin.»
    Beide Vögel krächzten zur Antwort, doch dann begann der erste, den neu angekommenen zu putzen, während dieser sanfte Kiek-kiek -Laute von sich gab. Es war fast, als liebkoste Munin Hugin.
    «Für euch beide ist das hier wohl Urlaub, was? Eine kleine Vergnügungsreise nach Mexiko?»
    McKinney beschloss, sie allein zu lassen, und ging weiter den Orangenhain entlang. Die Raben aber kamen mit, flogen in Etappen den Zaun entlang und dann über den Weg in eine Pfirsichplantage. Sie spazierten beide auf Ästen herum und interessierten sich sehr für ein Eichhörnchen, das faulende Pfirsiche vom Boden auflas. Einer der Raben beschloss offensichtlich, sich ein bisschen zu amüsieren, und zerrte mit dem Schnabel an einem noch festsitzenden Pfirsich, bis dieser über den Boden kullerte, wo sich das Eichhörnchen sofort darüber hermachte.
    Fasziniert sah McKinney zu, wie die Raben geradezu entzückt im Geäst herumhüpften und klickende Geräusche von sich gaben. Sie fütterten Eichhörnchen einfach zum Spaß.
    Bald aber wurde ihnen das Spiel langweilig; sie schwangen sich davon und flogen auf ein etwas weiter entferntes Wäldchen zu. McKinney sah ihnen nach, doch plötzlich kamen sie im Bogen zurück und krächzten ihr aus der Luft zu. Schwenkten wieder um und flogen erneut das Wäldchen an. McKinney beobachtete sie diesmal genauer. Die Vögel kommunizierten eindeutig im Fliegen miteinander. Faszinierend.
    McKinney warf noch einen Blick auf die Argentinischen Ameisen und beschloss dann, für eine Weile Schwarmmodelle Schwarmmodelle sein zu lassen. Sie schlüpfte unterm Zaun durch und ging über eine Weide auf das zwei-, dreihundert Meter entfernte Wäldchen zu. Sie sah die Raben dort auf einem Ast sitzen, bis einer von ihnen herunterflog, vermutlich aufgelegt zu neuen Streichen.
    Sie musste daran denken, wie sie nach ihrer Ankunft auf der Ancile-Basis in Kansas City die Gänge erkundet hatte. Da hatte Munin Alarm gegeben. Inzwischen schienen die beiden Vögel sie akzeptiert zu haben. Sie staunte selbst, wie sehr sie das freute.
    Noch mit diesen Gedanken beschäftigt, folgte sie einem schmalen, aber gut ausgetretenen Pfad in das Wäldchen hinein. Weiter vor ihr bekrächzten die Raben irgendetwas. McKinney fragte sich, ob es töricht war, allein diesen Pfad entlangzugehen, aber die Anwesenheit der Raben war seltsam beruhigend. Sie klangen nicht

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