Kill Decision
McKinney atmete erleichtert aus und zog wieder am Kabel.
Odin und Foxy drehten sich zu ihr um. «Sieht aus, als hätten Sie recht gehabt, Professor», sagte Foxy.
«Es war ja mehr als nur Intuition. Die Dinger operieren nach algorithmischen Prinzipien.» Sie nickte. «Hoffen wir, dass uns weder das Pheromon noch der Sauerstoff ausgeht, bevor wir’s geschafft haben.»
«Einsatzzentrale, hier Safari-eins-sechs-aktiv», sagte Odin ins Funkgerät.
«Sprechen, Safari-eins-sechs.»
«Sieht aus, als ob der Pheromontrick funktioniert. Wir fliegen jetzt in den Schwarm und zum Schiff. Halten euch auf dem Laufenden. Ende.»
«Das sind verdammt gute Nachrichten, Boss. Ende.»
Nur wenige Meilen voraus sahen sie jetzt das breite Heck der Ebba Mærsk . McKinney schluckte bei dem Anblick des wirbelnden Drohnenschwarms und dem Vuvuzela-artigen Lärm, der jetzt sogar ihre eigenen Triebwerksgeräusche übertönte.
«Mein Gott … das sind ja wirklich Tausende.»
Foxy schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht, wie ich nah genug für eine Landung rankommen soll, ohne ein Dutzend von den Dingern in den Rotor zu kriegen, so dicht, wie dieser Schwarm ist.»
Odin machte eine Aufwärtsbewegung mit der Hand. «Steig höher. Versuch’s von oben.» Er blickte nach rechts. «Achtung! Aggressive Annäherung mehrerer Drohnen von drei Uhr. Professor, sprüh uns noch mal ein.»
McKinney zog am Ventilkabel.
Dennoch krachte eine Drohne seitlich gegen den Hubschrauber; die Seitenscheibe sprang und der Sikorsky geriet aus der Trimmung, ehe Foxy ihn wieder abfangen konnte.
«Himmel!»
McKinney sah die kaputte Drohne hinabtrudeln und ins Meer stürzen. Ihr schienen keine weiteren zu folgen. McKinney gab sicherheitshalber noch mehrere Sprühstöße auf den Rumpf ab. Klare Tröpfchen rannen über die Scheibe.
Als sie geradeaus blickte, sah sie, dass sie jetzt fast überm Heck des mächtigen Containerschiffs waren. Das Wasser brodelte von der Riesenschraube, die das Schiff südwärts trieb. Weiter weg, nahe der Schiffsmitte, erhob sich das Brückenhaus wie ein gewaltiges T, wohl zwanzig Stockwerkshöhen überm Wasser, inmitten einer Unzahl blauer, grauer, orangefarbener und silberner Container, die sich fast bis aufs Niveau der Brücke stapelten.
Anders als auf normalen Frachtcontainern hatten viele von diesen hier in den Seitenwänden und Deckflächen offene Schiebepaneele, durch die Drohnen aus- und einflogen. McKinney sah die Turbofandrohnen ihre Triebwerke kippen, um zur Landung hinabzuschweben, wobei die Luft von heißen Abgasen flimmerte. Da waren aber auch Tausende noch kleinerer Drohnen. Sie glaubte auch Wolken von schwarzen Quadrocopterdrohnen zu erkennen, nicht wie die in Colorado, sondern größer – rasenmähergroß und Rauch ausstoßend, während ihre Zweitakt-Benzinmotoren zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen beitrugen, von dem McKinneys Zahnfüllungen zu vibrieren schienen.
«Gott, hört euch das an!»
Foxy tauchte jetzt in die Wolke ein, um zur Landung anzusetzen. «Werden mir die Dinger Platz machen, Professor?»
McKinney beugte sich vor, um besser sehen zu können. «Wenn wir mit ihnen kollidieren, werden sie zurückweichen … nachdem sie versucht haben, über ihre Sensillen Daten auszutauschen.»
Es rumste, als eine Drohne von hinten gegen sie prallte.
«Verdammt, wir sind auf dem letzten Tropfen Treibstoff. Manöver sind nicht mehr drin. Wir müssen runter.»
Als McKinney hinabschaute, sah es aus, als ob das Schiff das Mausergebiet eines riesigen Vogelschwarms wäre. Zehntausende Drohnen bedeckten die gesamte Oberfläche, bewegten sich zum Teil umher. McKinney betätigte noch einmal die Pheromonsprühdüse und blickte staunend auf die komplexe, beängstigende Manifestation ihrer Forschungsergebnisse. Es war fast schon eine perverse Form von Befriedigung, ihr Modell tatsächlich funktionieren zu sehen, aber sie rief sich rasch zur Ordnung.
Wieder kollidierte eine Drohne mit dem Hubschrauber, und mit einem lauten Knall flogen irgendwelche Stücke durch die Luft und fielen mitsamt der Drohne außer Sicht. McKinney hoffte, dass es kein Teil des Sikorskys war, aber gleich darauf begann der Hubschrauber zu vibrieren. Eine leere Wasserflasche ratterte im Getränkehalter neben ihrem Ellbogen. Das Rütteln wurde rasch stärker. Am Instrumentenbord blinkten rote Lämpchen, begleitet von akustischem Alarm.
Odin blickte durch die Sichtfenster über ihnen. «Da oben leckt irgendwas – Pheromon ist das nicht.»
Dunkle
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