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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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immerhin willst du was unternehmen.»
    Strickland bedachte ihn mit einem Nicht-schon-wieder-diese-Nummer-Blick.
    Prakash zuckte die Achseln. «Ich werde alles tun, um mir zurückzuholen, was rechtmäßig mir gehört.»
    Strickland nickte. Prakash nickte grimmig zurück.
    «Okay, wenn sogar Vijay und ich einmal einer Meinung sind, was ist dann mit euch?»
    Strickland sollte die Antwort nie bekommen.
    Plötzlich zerbarst die Realität um sie herum.

    Auf der Aussichtsterrasse des Hoover Tower, keine Viertelmeile entfernt, nahm Odin sein Leupold-Fernglas herab; sichtbar wurden blaue Augen, umrahmt von einem dichten schwarzen Bart und dem Schild einer Red-Sox-Baseballkappe. Er blickte auf den Main Quadrangle vor der Memorial Church, wo Flammen, Körperteile und ein versengter Pflasterbereich alles schienen, was von den Menschen, die eben noch dort gestanden hatten, übrig war. Die Glasfenster der Kirche waren durch eine Explosion zertrümmert worden. Eine Palme brannte. In der Ferne schrien Stimmen, jaulten Autoalarmanlagen, aber auf dem Platz regte sich nichts.
    Er sah auf und suchte den noch immer sternengesprenkelten Morgenhimmel ab. Sah gleich darauf einen fernen Blitz. Odin zählte, während er das Fernglas verstaute, leise vor sich hin: «Eintausendacht, eintausendneun, eintausendzehn …»
    Noch immer zählend, zog er ein Handy aus der Jackentasche und wählte eine Nummer.
    Der ferne Knall in der Luft hallte zwischen den Gebäuden wie ein dumpfer Hammerschlag. Er hörte bei zwölf auf zu zählen und nickte in Richtung der Explosion. Odin ließ den Hall verebben, ehe er in das Handy sprach. «Unser Kunde hat soeben ein Luftpostpaket erhalten.» Er lauschte. «Im Büro ist niemand mehr. Ich muss den nächsten Flieger kriegen.»
    Noch während er sprach, kam ein Rabe angeflattert und landete vor ihm auf der Brüstung. Er hatte einen kleinen Transponder am Bein und ein nahezu unsichtbares Headset aus feinem Draht auf dem Kopf. Odin hielt die Hand hin, und der schwarze Vogel stieß ein heiseres Krah aus, als er daraufstieg. Er plusterte das Halsgefieder und machte Kiek, kiek .
    Odin hob den Raben vor sein Gesicht und musterte ihn, während er in das Handy sagte: «Nächstes Meeting möglichst bald ansetzen. Unsere Deadline wurde soeben vorgezogen.»
    Er ging zur Turmtreppe, den Raben noch immer auf der Hand. Hinter ihm stieg vor der Morgenröte eine schwarze Rauchsäule auf, während sich entsetzte Schreie mit nahendem Sirenenjaulen vermischten.

[zur Inhaltsübersicht]
    5
    Omen
    Es war also Krieg. Sie hatte dieses Verhalten modelliert und die Signale erkannt – und doch überraschte sie die Schnelligkeit des Angriffs. Vielleicht musste ja das Tempo der stigmergischen Nachrichtenverbreitung nachjustiert werden.
    Professor Linda McKinney blickte konzentriert auf eine Prozession von lachsfarbenen, dunkeläugigen Weberameisen, die wie Blutkörperchen verzweigte Bahnen entlangströmten. Sie eilten vor einem craquelierten Hintergrund von Mangobaumrinde dahin, auf Schnellstraßen, die nur sie sehen konnten, und fluteten im Schwarmangriff auf schwarze Ameisen ein, die ein Mehrfaches ihrer eigenen Größe maßen. Die Videoaufnahmen zeigten das Gemetzel in Ultrahochauflösung. Die Toten begannen sich zu stapeln.
    Weberameisen – Oecophylla longinoda . Wie auch die Menschen gehörten sie zu den wenigen Extirpatorenspezies auf dieser Welt, was hieß, dass sie gezielt auf Rivalen-Lebewesen (auch solche der eigenen Spezies) losgingen und sie vernichteten, um die absolute Kontrolle über ihr Territorium aufrechtzuerhalten.
    McKinney zoomte auf ein wachsendes Knäuel von Weberameisen, beobachtete, wie Dutzende Arbeiterinnen auf eine wesentlich größere schwarze Ameise eindrangen – einen Dorylus -Soldaten, aus der Kriegerkaste der Treiber- oder Heeresameisen, die die Einheimischen Siafu nannten. Die monströse schwarze Ameise hielt eine der Weberameisen zwischen ihren Kieferzangen, doch die viel kleineren und schnelleren Weberameisen packten – einem überzeitlichen Skript folgend –, den mächtigen Gegner, immobilisierten ihn zunächst und rissen ihm dann die Beine ab. Sie ließen ihn zwischen den Toten liegen und wandten sich dem nächsten Opfer zu.
    Eine Kolonie von Siafu-Heeresameisen in der Schlacht zu besiegen war keine geringe Tat. Hier in Afrika hüteten sich sogar die Menschen vor den Siafu, die gelegentlich in Völkern von zwanzig Millionen Hütten oder Gehöfte überschwemmten. Alles, was ihrem Zangengriff nicht

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