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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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einem rotbraunen Sari und farblich abgestimmtem Hijab. Sie hielt eine Ausgabe der Small Arms Review in den Händen, erwiderte jetzt aber McKinneys Blick. Die Frau nickte und wandte sich wieder ihrer Lektüre zu.
    Hinter der Frau sah McKinney einen jungen Eurasier, ein Bürschchen in den Zwanzigern mit Hipsterbrille und Soul Patch. Er trug Khakihosen, einen dunkelgrünen Pullover und ein Headset mit Mikrophon und war ganz auf eine Elektronikkonsole im Frachtbereich konzentriert.
    «Wer sind Sie alle? Wohin fliegt dieses Flugzeug?»
    Odin streckte die Hand hinter sich. «Gib mir den Rover, Foxy.»
    Der albanisch aussehende Mann stellte seufzend die Kora beiseite und kramte in einer Ledertasche zu seinen Füßen. «Bring’s ihr schonend bei, Boss.»
    «Den Rover, bitte. Danke.» Odins Hand erschien wieder, mit einem robusten Outdoor-Tablet. Er tippte ein paarmal aufs Display, hielt dann den Tablet McKinney hin. Auf dem Gerät lief bereits etwas, das sich als Schwarz-Weiß-Luftaufnahmen entpuppte – der Blick eines Kameraauges, das in tausend Fuß Höhe über einem Dschungeldorf kreiste.
    McKinney erkannte das Dorf. «Die Marikitanda-Forschungsstation.»
    «FLIR-Aufnahmen aus einer MC-12, gemacht vor etwa zwanzig Minuten.» Er zeigte mit der narbigen, schwieligen Hand darauf. «Sehen Sie, da?»
    «Meine Hütte.»
    «Richtig. Schauen Sie hin.»
    McKinney sah eine leuchtende menschliche Gestalt aus ihrer Hütte stürzen. Das waren offensichtlich Infrarotaufnahmen, die Wärmequellen abbildeten. Sie sah sich in den Dschungel rennen, wo sie rasch unter dem dichten Blätterdach verschwand. Sekunden später sauste ein Objekt ins Bild und schlug in ihre Hütte ein – der Screen wurde schlagartig weiß.
    Sie sah Odin an. «Ich verstehe nicht, was da passiert.»
    «Sie waren heute Nacht Ziel eines Drohnenangriffs, Professor McKinney.»
    «Drohnenangriff – Moment mal, woher wissen Sie meinen Namen?»
    «Wir wissen alles über Sie. Alter zweiunddreißig, geboren in Knoxville, Tennessee, Bachelor in Evolutionsbiologie, UCLA, Master und Postdoc-Tätigkeit in Entomologie, Cornell University. Seit einiger Zeit ordentliche Professur und Forschungsmittelbewilligung für Ihre Arbeit im Bereich Modellieren von Hautflügler-Sozialsystemen. Sie sind Bills-Fan. Sie hassen Erbsen. Soll ich noch weitermachen?»
    Sie starrte ihn verdutzt an.
    Foxy, der jetzt wieder die Kora stimmte, murmelte: «Social Media ist so eine Sache …»
    McKinney war jetzt hellwach. «Sie sagten Drohnenangriff.» Sie taxierte Odin. «Wie … warum waren Sie dort?»
    «Wir haben Sie wie gesagt schon einige Tage beobachtet.»
    «Aber warum?» McKinney wurde jetzt laut. «Und warum zum Teufel haben Sie mich nicht gewarnt? Ich hätte umkommen können!»
    «Beruhigen Sie sich.»
    «Ich beruhige mich, wenn mir jemand erklärt, was hier verdammt noch mal vor sich geht. Warum bin ich betäubt und entführt worden?»
    Odin sagte in besänftigendem Ton: «Die Forschungsstation hat doch bewaffnete Sicherheitsleute, Professor. Was wäre passiert, wenn Sie um Hilfe gerufen hätten? Unschuldige Wachleute hätten beim Versuch, Sie zu schützen, verletzt oder getötet werden können.»
    «Wer sind Sie und diese Leute hier? Warum sollte mich eine Drohne angreifen?»
    Er hob begütigend die Hand. «Wir sind hier, um Ihnen zu helfen.»
    «Dann hätten Sie mich warnen sollen statt –»
    Odin schüttelte den Kopf. «Das hier ist eine Geheimoperation, Professor. Ich musste sicher sein, dass sie es auf Sie abgesehen hatten. Wir mussten bis zum letztmöglichen Augenblick warten.»
    «Dass wer es auf mich abgesehen hatte?»
    «Das versuchen wir herauszukriegen.» Odin drehte das Tablet-Display zu sich und tippte wieder mehrfach darauf. «Bis heute Nacht konnten wir das genaue Ziel dieser Drohnenangriffe nicht vorhersagen. Aber durch Sie hat sich dieses Problem gelöst.»
    «Wovon in aller Welt reden Sie?»
    «Gehen wir es schrittweise an.»
    «Warum sollte jemand eine Drohne auf mich ansetzen? Ich erforsche Ameisen.»
    «Hier …» Er drehte den Rover wieder zu ihr.
    McKinney sah jetzt Infrarotnahaufnahmen ihres Bungalows und seines Wellblechdachs. Vor ihrem Fenster schwebte ein nur vage erkennbares Objekt. Ein pizzablechgroßes, vierrotoriges fliegendes … Etwas. Es bewegte sich von Fenster zu Fenster, so systematisch wie eine Biene von einer Blüte eines Buschs zur nächsten.
    Sie starrte ungläubig auf das Display. «Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.»
    «Sieht aus wie das

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