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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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reflektiertem Licht. Er legte den Kopf schräg und öffnete den Schnabel, gab eine perfekte Imitation des Jungen von sich.
    «Hilfe, Miss! Hilfe!»
    Ein Schaudern durchlief McKinney – eine nichtmenschliche Intelligenz hatte sie soeben ausgetrickst. «O mein Gott …»
    Der Rabe flog in die Nacht davon.
    Und dann explodierte die Welt. Hinter ihr ein Knall, so laut und heftig, dass sie ihn mehr fühlte als hörte, während die Druckwelle durch ihren Körper ging, über den Dschungelboden walzte und in einem grellen Blitz eine Staubwelle vor sich hertrieb. Ein schrilles Klingen in ihren Ohren hinterließ.
    McKinney schnappte nach Luft und rollte sich auf den Rücken, um zur fünfzig Meter hinter ihr liegenden Forschungsstation zurückzublicken.
    Wo ihre Hütte gestanden hatte, tobte jetzt ein Flammeninferno zwischen geborstenen Holzbalken. Brennende Trümmerstücke regneten in die Bäume herab. McKinney stemmte sich ins Sitzen empor und versuchte zu erfassen, was sie da sah.
    Eine Explosion.
    Trillerpfeifen schrillten jetzt in der Forschungsstation. Schemenhafte Gestalten rannten vor dem Flammenschein umher, riefen und schrien. Sie begriff nicht, was da eben passiert war.
    Und dann fühlte sie ein Stechen in ihrer Seite. Als sie hinfasste, fanden ihre Finger einen metallenen Dart, der aus ihrem T-Shirt ragte, und ehe sie reagieren konnte, sank sie auf den Boden zurück. Warmer Sirup schien jetzt durch ihre Adern zu strömen, und als ihr Kopf zur Seite fiel, sah sie eine menschliche Gestalt, ganz in Schwarz und mit vermummtem Gesicht, geduckt auf sich zukommen. Eine Art Pistole in den behandschuhten Händen. Eine schwarze Schutzbrille über den Augen.
    Seltsam. Das war der einzige Gedanke, den sie zustande brachte, während von der anderen Seite eine zweite vermummte, schwarzgekleidete Gestalt auf sie zukam. Eine behandschuhte Hand nahm ihr die Taschenlampe weg und knipste sie aus. Jemand spreizte ihr eines Auge weit auf und legte ihr zwei Finger an den Hals, wie um ihren Puls zu fühlen.
    Eine ruhige Stimme ganz in ihrer Nähe sagte leise: «Odin an Safari-eins-sechs. Der Ball ist gesichert. Sind auf dem Weg zum Evakuierungspunkt.»
    McKinneys Blick erfasste einen robusten Kletterstiefel dicht neben ihrem Gesicht. Ein nagelneuer Hanwag. Sie hatte sich immer Hanwags gewünscht. Das waren verdammt gute Stiefel. Ihr Blickfeld wurde schwarz.
    Es waren die besten Stiefel, die man kriegen konnte …

[zur Inhaltsübersicht]
    7
    Die Activity
    McKinney wurde bewusst, dass sie in einem Flugzeugsitz festgeschnallt war und etwas sich auf ihr T-Shirt presste – ein Stethoskop.
    Eine Männerstimme, ganz in der Nähe: «Atmung normal. Puls konstant.» Das Stethoskop verschwand. «Blutdruck hundertsiebzehn zu sechsundsiebzig.» Das Ratsch von Klettband, und der Druck an ihrem linken Arm ließ nach. «Sie ist stabil.»
    Eine zweite Männerstimme. Tiefer. «Danke, Mooch.»
    McKinney sah, dass sie jetzt einen grauen Fliegeranzug anhatte, fokussierte den Blick aber auf ihre Handgelenke. Sie war nicht nur angeschnallt, sondern auch noch mit Kabelbindern an die Armlehnen gefesselt. Das dumpfe Dröhnen von Turboprop-Triebwerken vibrierte um sie herum. Die Sonnenblende am Fenster war heruntergezogen, sie konnte nicht feststellen, ob es Tag oder Nacht war. Sie blickte geradeaus in die schummrige Kabine. Vor ihr zwei leere Sitzreihen, dann eine Trennwand. Sie saß auf dem Gangplatz rechts. Asymmetrische Sitzanordnung – zwei Plätze rechts des Gangs, einer links. Irgendein kleinerer Shuttle-Flieger. Höhe und sonstige Dimensionen der Kabine kamen ihr bekannt vor. Ehe sie sich’s versah, hörte sie sich sagen: «Eine Twin Otter.»
    Wieder diese tiefe Stimme, irgendwo ganz in der Nähe. «Sie kennen sich mit Buschflugzeugen aus.»
    Noch immer benebelt, antwortete sie reflexhaft der unbekannten Stimme: «Wir sind immer aus DHC-6 abgesprungen.»
    «Warum haben Sie’s aufgegeben?»
    «Hab’s meinem Dad versprochen. Nach Moms Tod.» McKinneys Blick wanderte zu dem Sitz gleich über den Gang: Da saß ein schlanker, wohlproportionierter Mann. Er hatte graublaue Augen in einem sonnengegerbten Gesicht, das größtenteils von einem schwarzen Vollbart und einer Red-Sox-Basecap verdeckt war. Durch die Kappe sah er aus wie ein Baseballlegionär aus der Taliban-Liga. Ansonsten trug er ausgewaschene Jeans und eine verwitterte Fotografenweste mit unzähligen Taschen. Der Mann sah vage mediterran aus … oder zentralasiatisch? Aber vielleicht war es ja

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