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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Lernen und Gedächtnisleistungen zuständig ist. Ihre Größe korreliert mit dem sozialen Organisationsgrad der jeweiligen Art. Je größer der Pilzkörper im Gehirn, desto entwickelter die soziale Organisation der Insektenart. Wie zu erwarten, haben Weberameisen einen ungewöhnlich großen Pilzkörper, sodass die Arbeiterinnen ein überdurchschnittliches Gedächtnis besitzen.
    Dieses Gedächtnis stärkt die iterative Komponente der Weberameisen-Schwarmintelligenz. Denn Schwarmintelligenz basiert auf Datenaustausch. Der sogenannten» – sie schrieb es an – « Stigmergie. Stigmergie ist die indirekte Kommunikation der Individuen eines Systems durch Modifikation der lokalen Umgebung. Im Fall der Weberameisen erfolgt der Datenaustausch hauptsächlich über Pheromone.» Sie zeichnete Linien, die für Ameisenstraßen standen. «Wenn sie auf eine Nahrungsquelle oder einen Feind stoßen, kehren sie ins nächstgelegene Nest zurück und hinterlassen dabei eine Spur aus einem spezifischen Gemisch von Pheromonen, das mitteilt, was sie angetroffen haben – ob Nahrung oder eine Bedrohung – und in welchem Ausmaß – viel Nahrung oder eine große Bedrohung. Da eine halbe Million einzelner Akteure gleichzeitig unterwegs sind und dies tun, entsteht ein Netz von solchen Spuren, die sogenannte Pheromonmatrix der Kolonie, die Dutzende verschiedener codierter Botschaften enthält. Wenn Weberameisen auf eine solche Spur stoßen, werden sie dadurch rekrutiert, das zu tun, was die Pheromonbotschaft fordert – also etwa Nahrung zu ernten oder Eindringlinge zu bekämpfen. Wenn sie der Spur folgen, verstärken sie die chemische Botschaft – so ähnlich, wie man auf Reddit etwas hochvotet oder in Facebook einen Status likt. Je intensiver die Pheromonspur wird, desto mehr Arbeiterinnen rekrutiert sie für die Sache, und bald schon sammeln sich Scharen von Ameisen am Ort der jeweiligen Bedrohung oder Möglichkeit.»
    Experte Zwei, der Blonde, nickte. «Es wird viral.»
    McKinney nickte. «Im Grunde ja. Auf diese Weise managen Weberameisen alles, Nestbau, Nahrungsbeschaffung, Kolonieverteidigung und so weiter. Bei jeder Iteration der jeweiligen Aktivität konstruiert jede einzelne Ameise eine Lösung unter Anwendung eines Konstruktionsverfahrens, das sich des kollektiven Gedächtnisses der Kolonie bedient, der Pheromonmatrix. Das heißt, obwohl die einzelne Weberameise sehr wenig Informationsverarbeitungskapazität hat, vollbringen alle gemeinsam komplexe Managementleistungen.»
    McKinney legte den Marker auf die Ablage des Whiteboards. «Also, wenn ich eine autonome Drohne erschaffen wollte – und keine ethischen Hemmungen hätte –, wäre Schwarmintelligenz für mich der logische Ansatz. Viele begrenzte Akteure, die über stigmergische Prozesse aufeinander reagieren. Darum brauchen ja Weberameisen kein großes Gehirn, um komplexe Aufgaben zu lösen. Sie können sie lösen, weil sie es sich leisten können, Zufallsstrategien auszuprobieren, bis sie eine finden, die funktioniert. Ein Lebewesen mit nur einem Körper kann das nicht. Ein Fehler würde den biologischen Tod bedeuten. Aber für eine Ameisenkolonie, deren Mitgliederzahl in die Hunderttausende geht, ist der Tod von ein paar hundert Arbeiterinnen irrelevant. Der eigentliche Organismus ist die Kolonie, nicht das Individuum.»
    «Dann würde man erwarten, dass Schwarmdrohnen billige Wegwerfartikel wären», warf Experte Fünf ein.
    McKinney nickte. «Und als Einzelne nicht besonders intelligent. Der Untergang einer Drohne oder Dutzender oder Hunderter von Drohnen würde nicht den Untergang des Kollektivs bedeuten – und die Überlebenden würden durch die Erfahrungen der Schwarmgenossen um sie herum in ihrem Verhalten bestimmt werden.»
    Singleton machte sich Notizen. «Das scheint Sie ja alles sehr zu faszinieren.»
    «Ja. Weberameisen faszinieren mich. Aber ich würde ihnen nicht begegnen wollen, wenn sie sehr viel größer und mit Waffen ausgestattet wären. Es wäre der totale Wahnsinn, so etwas zu bauen.»
    Odin stand wieder auf. «Danke, Professor.»
    Singleton räusperte sich. «Das wären ja alles immens nützliche Informationen, wenn wir es mit Schwärmen von Hunderttausenden Robotern zu tun hätten, was aber nicht der Fall ist. Können wir jetzt zur Sache kommen?»
    Odin bedachte Singleton lediglich mit einem Blick. «Jetzt, wo wir wissen, welche Gefahren Schwarmintelligenz für uns beinhalten könnte, kommen wir zur Auswertung der jüngsten Operationen.» Odin wandte

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