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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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vierte nach der Ecke.
    Ich ging die Straße entlang und wurde mit jedem Schritt nervöser und aufgeregter.
    Ich kam am vierten Haus an und blieb stehen, schockiert, innerlich zusammenbrechend.
    ZU VERKAUFEN.
    Nein!
    Ich hatte sie doch erst letzte Nacht getroffen! Sie kann doch nicht wegziehen. Das war nicht gerecht!
    Gerecht?
    Mir war schlecht. Ich ging über den Rasen, steuerte direkt auf das Erkerfenster zu und warf einen Blick hinein. Teppich. Wände. Kein einziges Möbelstück. Nicht einmal Vorhänge vor der Fensterfront auf der hinteren Seite des Hauses.
    Ich konnte bis zum Pool schauen.
    Und schnappte nach Luft: »Hä?«
    Ich ließ die Vase fallen und rannte los. Das Tor neben dem Haus war verriegelt. Ich kletterte darüber hinweg, sprang auf der anderen Seite hinunter, stolperte und fiel hin, raffte mich wieder auf und rannte weiter.
    Und blieb stehen und starrte.
    Ich hätte gern geglaubt, dass ich am falschen Haus war, aber der Sprungturm war da. Ebenso der Pool. Alles war da.
    Die Betoneinfassung um den Pool herum sah aus wie eine alte, abgelegene Straße, Unkraut wuchs aus den zahllosen Rissen, auf dem Pflaster lag lauter Unrat: Zweige und Blätter, ein paar Seiten alter Zeitungen und Essensverpackungen und ein Haufen anderer Kleinkram, der vermutlich vom Wind hierhergeweht worden war.
    Das Chrom vom Geländer des Sprungturms, das gestern Nacht noch geglänzt hatte, war stumpf und verrostet. Das Sprungbrett hing gekrümmt da, als wäre es zerbrochen und könnte jeden Moment herunterfallen.
    Was den Pool selbst anging: Man konnte hineinklettern und dann von der flachen Stelle aus durch das dunkle Wasser laufen und man würde sich keine nassen Füße holen, ehe man nicht fast unter dem zerbrochenen Sprungbrett angelangt war. Das verbliebene Wasser war grün und Moos und Abfälle schwammen darin herum.
    Ich ging zur flachen Seite des Pools und kletterte die rostige Leiter hinab. Blätter und anderes Zeug knirschten unter meinen Schuhen und ich ging vorsichtig über den geneigten Boden. Zweimal blieb ich stehen, beugte mich hinab und hob die Teile eines hauchdünnen Kleidungsstückes auf.
    Ich klopfte sie ab.
    Sie waren ein wenig feucht und rochen leicht nach Chlor.
    Ich nahm sie mit nach Hause.
    Den übrigen Nachmittag und Abend brachte ich damit zu, diese Zeilen hier zu schreiben und meine Geschichte von der Springerin zu erzählen.
    Jetzt bin ich fast fertig.
    Es ist dunkel geworden. In ein paar Minuten werde ich meinen Computer ausschalten, das Licht in meinem Büro ausmachen, die Jalousien des hinteren Fensters hochziehen und meine Wache antreten.
    Ob ich eine Ahnung habe, was hier los ist?
    Nein.
    Nicht im Geringsten.
    Ich weiß nur eines ganz sicher.
    Wenn heute Nacht die Lichter im Pool angehen und sie den Sprungturm hochklettert, dann werde ich zu ihr gehen.
    Was auch immer sie ist.

DER PELZMANTEL
    Janet trug an jenem Abend im Theater ihren weißen Hermelinmantel. Es wurde Cats gespielt. Sie ging allein.
    Der Abend sollte das Signal für einen Neuanfang sein. Seit Harolds Tod hatte sie sich kein Stück mehr angesehen. Er hatte das Theater geliebt. Sie hatten sich Cats viele Male während ihrer achtjährigen Ehe gemeinsam angesehen. Jetzt war er seit mehr als zwei Jahren tot. Janet wusste, dass sie ihre Trauer und ihr Selbstmitleid nun beenden musste, ihr Leben ging schließlich weiter.
    Sie betrachtete Cats als einen letzten Tribut an Harold.
    Auch den Hermelin trug sie als Tribut an ihn. Es war ein herrlicher Mantel und sein Pelz war so weiß wie eine Wehe frischen Schnees und daunenweich. Ein Geschenk von Harold. Sie hatte vor Freude geschrien, als sie ihn morgens unter dem Weihnachtsbaum gefunden hatte. Weil sie keine Kinder hatten und an diesem Feiertag allein blieben, hatte sie den Morgenmantel und das Nachthemd sofort ausgezogen. Sie hatte ihren nackten Leib mit dem köstlichen Pelzmantel liebkost, war dann mit den Armen hineingeschlüpft und hatte sich zu Harold umgedreht. In seinen Armen hatte sie ihm für den Mantel gedankt. Ihn geküsst. Ihn umarmt. Ihn ausgezogen. Ihn zu Boden gedrängt. Dort hatte sie über ihm gekniet, nur in ihren wundervollen neuen Mantel gekleidet, und ihn gestreichelt, überall geküsst, geleckt und gebissen und ihn schließlich in sich aufgenommen.
    Danach hatte er gesagt: »Mein Gott. Hätte ich dir diesen Mantel nur schon früher gekauft.«
    »Du hättest ihn dir nicht leisten können.«
    »Na und? Es gibt Schlimmeres als Schulden.«
    Während der nächsten Monate

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