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Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition)

Titel: Kill for Fun: Gnadenlose Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ich.
    Ich stierte sie an, verblüfft und erstaunt, und wunderte mich … der Spanner und die Meerjungfrau.
    Die singen mich aber nicht an.
    Tja, diese hier schon.
    Unmöglich.
    Sie runzelte die Stirn, sah aber auch belustigt aus und rief mir zu: »Hey! Du da im Fenster! Komm schon rüber! Das Wasser ist herrlich!«
    Ich murmelte wieder: »Oh mein Gott!«
    Ich nahm den direkten Weg: die Treppen runter und aus der Garagentür, dann zu meinem Gartenzaun. Ich kletterte drüber hinweg und fiel auf der anderen Seite auf die Füße, dann bahnte ich mir einen Weg durch dichtes Gestrüpp aus Büschen und Bäumen. Ich kam nicht gut voran. Es war auch ein bisschen unheimlich: Niemand konnte sagen, was da vielleicht in dieser Finsternis lauerte, in dieser seltsamen neutralen Zone zwischen den Grundstücken.
    Aber ich hörte, wie das Mädchen ins Wasser tauchte.
    Buh-Wumm!
    Platsch!
    Sie war noch da und tauchte, während sie auf mich wartete.
    Ich konnte es kaum fassen, dass ich zu ihr hinüberging. Oder dass sie mich eingeladen hatte. Solche Dinge passieren einfach nicht. Schon gar nicht mir.
    Zu schön, um wahr zu sein.
    Wenn es zu schön ist, um wahr zu sein, so sagt man, dann ist das meist auch so.
    Aber ich träumte schließlich nicht. (Davon bin ich fast überzeugt.) Sie hatte mich erwischt, wie ich ihr mit meinem Fernglas hinterherspionierte, und sie hatte mich gebeten, rüberzukommen.
    Das ergibt doch keinen Sinn!
    Doch, doch, das ergibt einen Sinn, dachte ich, als ich mich zum nächsten Zaun vorkämpfte. Ergibt ganz eindeutig einen Sinn.
    Sie will es mir heimzahlen. Will Rache.
    Vielleicht ist jemand bei ihr – ein harter Kerl, der mir die Scheiße aus dem Leib prügeln wird, sobald ich dort auftauche.
    So was in der Art muss es sein, dachte ich. Irgendwas Unheimliches. Alles andere ergibt keinen Sinn.
    Es sei denn, sie ist einfach einsam.
    Nicht sehr wahrscheinlich.
    Ich blieb an dem Rotholzzaun stehen. Durch die Ritzen seiner Bretter sah ich die Lichter des Swimmingpools.
    Buh-Wumm!
    Platsch!
    Ich war jetzt nah genug dran, dass ich nach dem Eintauchen das Wasser herabrieseln hörte. Nah genug, um das Mädchen beim Schwimmen zu hören. Nah genug, um das Chlor aus dem Pool zu riechen.
    Auf dieser Seite des Zauns gab es Stützhölzer und Querstreben. Die würden es mir sehr viel leichter machen, darüber hinwegzuklettern.
    Tu’s nicht, dachte ich. Wahrscheinlich hält sie auf der anderen Seite eine böse Überraschung für dich bereit. Geh wieder nach Hause und vergiss die ganze Sache einfach.
    Ja, klar.
    Na dann schau dich wenigstens erst um, bevor du springst.
    Genau das hab ich vor.
    Als ich allerdings auf dem Zaun saß, war es ein bisschen heikel, erst noch die Gegend auszukundschaften. Ich konnte nicht einmal das Mädchen entdecken, ehe ich aus dem Gleichgewicht geriet und sprang. Meine Turnschuhe knallten auf Beton. Ich stolperte nach vorn, um Balance ringend, und kam gerade so kurz vor dem Beckenrand des Pools zum Stehen.
    Dann richtete ich mich auf und sah mich um.
    Der Pool war hell erleuchtet, sauber und blau und glitzernd. Das Mädchen schien nicht im Wasser zu sein. Auch sonst war niemand zu sehen. Hier und da sah ich nasse Flecken auf dem Beton – vermutlich war das Mädchen an diesen Stellen aus dem Becken geklettert. Auf der anderen Seite des Pools waren die Verandalichter eingeschaltet. In dem Haus im Stil einer Ranch, das zum Pool hin größtenteils aus Glas bestand, war es dunkel.
    »Schön, dass du gekommen bist.«
    Ich drehte den Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam, und entdeckte das Mädchen weit oben auf der linken Seite, wie sie gerade das Sprungbrett betrat.
    »Vielen Dank für die Einladung«, sagte ich. Mein Herz hämmerte wie wild.
    Sie blieb am Rande des Sprungbretts stehen. »Hat es dir gefallen, mich beim Springen zu beobachten?«
    »Ich hab nicht viel gesehen von da drüben.«
    »Hier siehst du mehr.«
    »Ja, viel mehr. Danke.«
    »Ich danke dir, dass du gekommen bist.«
    Ich lächelte und zuckte die Achseln, völlig perplex angesichts ihrer Freundlichkeit.
    »Macht es dir was aus, wenn ich das ausziehe?«, fragte sie und griff mit beiden Händen hinter ihren Rücken.
    Ich wäre fast erstickt. »Was auch immer … du möchtest.«
    Ihre Hände bewegten sich einige Sekunden geschäftig hinter ihrem Rücken. Dann hinter ihrem Hals. Sie schwang ihr Bikini-Oberteil an einer der Halsschnüre und ließ es über dem Pool heruntersegeln. Es flog bis zum flachen Ende des Pools, landete

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