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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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fand sich Berlin unter den Namen. Berlin und Brüssel. Die Städte schienen einen zentralen Stellenwert einzunehmen. Laut Dossier hatte Fedorow unter der Delani-Identität in Brüssel gelebt. Und Berlin? Rafiq wusste nicht, welche Bedeutung Berlin für ihn hatte, aber Nikolaj schien sich häufig in der Stadt aufgehalten zu haben. Doch was sagte das aus? Was sagten diese Bilder über den Menschen Fedorow und die Art, wie er dachte?
    Als Rafiq zurücktrat und die Papierstapel betrachtete, kratzte Frustration in seiner Kehle. Er ahnte plötzlich, dass das alles zu keinem Ziel führte. Dass er verbissen nach einer Spur suchte, die es einfach nicht gab.

Katharsis
     
     
    32
     
    D
    reizehn Stunden, nachdem das Überwachungsteam in Prag das Gespräch zwischen Fedorow und Kusowjenko aufgezeichnet hatte, landete eine Sondermaschine auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. Die sechs Passagiere verfügten über Diplomatenpässe.
    Nirim Peretz, der verantwortliche Offizier des Kidon-Teams, war nicht darüber informiert, dass sich noch ein zweites Operationsteam in Berlin aufhielt, so dass er die Frau, die sie vor Ort in Empfang nahm, auch nicht nach seinen Kollegen fragte.
    Peretz und seine Leute hatten die Aufgabe, drei Zielpersonen zu eliminieren. Jeder von ihnen war mit der Kopie eines Dossiers ausgestattet worden, das Fotos und ein paar persönliche Details enthielt. Peretz stand außerdem in Verbindung mit Daniel Augmon, der mit seinem Team Viktor Kusowjenko überwachte, die erste Person auf der Liste. Sie wussten noch nicht, wann und wie sie zuschlagen würden. Sie wussten nur, dass das Zeitfenster klein war und die Operation in den nächsten Tagen stattfinden musste.
     
    *
     
    Am frühen Abend trafen kurz hintereinander Tal Gerson und Lev Katzenbaum in der sicheren Wohnung ein. Katzenbaum hinkte, aber konnte sich wieder ohne Krücken bewegen. „Was ist das?“ Er deutete auf die Papierstöße im Wohnzimmer.
    „Kataloge und Druckschriften zu den Delani-Ausstellungen in Berlin.“ Rafiq bückte sich, um eines der Hefte vom Boden aufzuheben. „Heute Vormittag habe ich die Galerie besucht, in der er ausgestellt hat.“
    Katzenbaum hob eine Augenbraue. „Und?“
    „Keine Ahnung. Wenn ich wüsste, wonach ich suche ...“ Rafiq blätterte durch die Seiten. „Alles was aus den Bildern hervorgeht, ist, dass er sich oft in Brüssel und Berlin aufgehalten hat.“
    Katzenbaum ließ sich in einen Sessel sinken und tastete nach seinen Zigaretten.
    „Die meisten Gemälde sind nach Städten benannt. Und wenn du genau hinschaust, siehst du auch, dass die Motive auf Stadtansichten zurückgehen.“ Rafiq fuhr mit dem Finger über ein Bild, das mit Barcelona II untertitelt war. „Hier, das könnte ein Straßenzug sein. Hausfassaden mit Fenstern, da so eine Art Springbrunnen. Ich bin kein Experte in abstrakter Malerei, aber wenn man sich die Bilder ein Weilchen ansieht, kann man erkennen, was gemeint ist.“
    Er ließ den Katalog zurück auf den Boden fallen und ging in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu holen.
    „Lev geht’s nicht gut“, sagte Tal, der rauchend am Küchenfenster stand.
    Rafiq hielt mitten in der Bewegung inne. „Was meinst du?“
    Tal blies Rauch durch die Nasenlöcher. „Es ist die ganze verdammte Operation. Wir haben einfach kein Glück in der Sache, aber Lev will das nicht wahrhaben. Wahrscheinlich hat er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit wir jetzt hier sind.“
    Rafiqs Augen wurden schmal. „Hier geht’s auch um unsere eigenen Leute. Willst du dich einfach umdrehen und nach Hause gehen?“
    „Ach komm schon.“ Tal drückte seine Zigarette aus und warf sie aus dem Fenster. „Dir geht’s doch nur um Carmen. Wir wissen doch beide, was da läuft.“
    „Ja was denn?“, knurrte Rafiq. „Was läuft denn? Sag’s mir.“
    Tal entblößte seine Zähne zu einem schiefen Grinsen. „Ihr hattet was miteinander, und deshalb willst du nicht, dass ihr was passiert.“ Er stieß sich vom Fensterbrett ab. „Das ist nicht besonders professionell, weißt du? Hier steht mehr auf dem Spiel als die Frage, ob deiner Freundin ein Haar gekrümmt wird.“
    Eine ziellose Wut loderte in Rafiq hoch, ein unkontrollierbares Feuer. Das Bedürfnis, Tal das Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen, wurde übermächtig. Seine Hand schoss vor, seine Finger schlossen sich um Tals Kehle und stießen ihn rückwärts gegen die Wand. Tals Augen weiteten sich, verloren den Fokus, als sein Hinterkopf gegen den Fensterrahmen

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