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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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prallte. Rafiqs Hand zitterte, während er seinen Griff verstärkte. Ein gurgelndes Geräusch löste sich von Tals Lippen. Rafiq beugte sich vor. Sein Gesicht war so nah an Tal, dass er seine Atemstöße auf der Wange spürte. Tals Wimpern flackerten. „Meine persönlichen Angelegenheiten stehen hier nicht zur Debatte!“
    „Seid ihr verrückt geworden?“ Die Stimme des Katsa schnitt in Rafiqs Bewusstsein. Er warf einen Blick über die Schulter und ließ los. Tal stieß ihn von sich, so dass er ein paar Schritte rückwärts taumelte. Katzenbaum stand in der Tür und starrte sie an. „Was ist los?“, schnappte er.
    Rafiq wischte sich übers Gesicht. Sein Blick bohrte sich in Levs Augen, hell und sehr klar, in denen offener Zorn funkelte. Dann drehte er sich wieder zu Tal zurück. Rot zeichneten sich die Würgemale auf Tals Kehle ab. „Sag das nie wieder“, presste er hervor.
    „Aber es ist die Wahrheit.“ Tal rieb sich den Hals. „Sonst würdest du nicht so empfindlich reagieren.“
    Rafiq wollte etwas erwidern, aber Katzenbaum schnitt ihm das Wort ab. Die Luft im Raum atmete sich von einem Moment auf den anderen frostig. „Schluss jetzt. Ich habe Neuigkeiten von Carmen. Sie hat mich angerufen. Heute Mittag, als ich noch in Paris war. Es geht ihr gut. Und sie ist auf dem Weg hierher.“
    Rafiqs Zorn fiel von ihm ab wie ein Mantel, der zu Asche verglüht. „Sie hat dich angerufen?“
    „Fedorow will sich in Berlin mit einem Mann namens Viktor Kusowjenko treffen. Das ist ein Waffenhändler, das habe ich überprüfen lassen. Fedorow hat früher mit ihm zusammengearbeitet. Er will Kusowjenko dazu bringen, ihm die Namen der Auftraggeber zu verraten.“
    „Er weiß nicht, wer für Rosenfeldt bezahlt hat?“
    „Das Geschäftliche hat angeblich Kusowjenko abgewickelt.“ Ein freudloses Lächeln glitt über Katzenbaums Züge. „Carmen erwähnte, dass dieser Kusowjenko Killer geschickt hat, die unseren Mann ausschalten sollten. Aber jetzt sieht es so aus, als ob die beiden wieder miteinander reden.“
    „Wann und wo?“, fragte Tal.
    „Das Treffen findet morgen Nachmittag in Berlin statt.“
    „Wo in Berlin?“
    „Tja, das ist das Problem. Das hat Fedorow noch nicht entschieden.“
    „Berlin ist groß.“
    „Sie versucht mich wieder anzurufen, sobald sie es weiß.“ Katzenbaum starrte an Tal vorbei aus dem Fenster. „Wenn Fedorow den Treffpunkt bestimmt, wird er es so arrangieren, dass der Ort ihm größtmögliche Sicherheit bietet. Carmen glaubt, dass Kusowjenko ihn ausschalten will.“
    „Das scheint ja ein langes Telefonat gewesen zu sein“, sagte Rafiq bissig.
    „Vier Minuten. Und wir haben Zeit bis morgen Nachmittag, um uns vorzubereiten.“
     
    *
     
    Am späten Nachmittag erreichten sie Dresden.
    „Es ist so friedlich hier“, sagte Carmen. Sie lehnten am Brückengeländer und blickten auf die Schiffe herab, die unten am Pier vertäut lagen. Ein leichter Wind bewegte ihr Haar. Sie genoss die warme Luft. Auf der anderen Seite der Elbe funkelte das Lichtermeer der Altstadt. „Wir könnten einfach hier bleiben. Kein Mensch würde uns finden.“ Sie drehte ihren Kopf zu Nikolaj. „Was denkst du, Nik? Hier kann man gut leben, oder?“
    Er antwortete nicht. Stattdessen beugte er sich vor, die Hände auf den Stahlstreben, so dass sein Kopf mit ihr auf gleicher Höhe war. Unter ihnen gluckste leise das Wasser. Weit entfernt verklang ein Schiffshorn in der Nacht. „Was ist, wenn das alles vorbei ist?“, fragte er. „Was machst du dann?“
    „Weiß ich noch nicht.“ Sie strich mit den Fingerkuppen über die rostige Brüstung. Hitze stieg ihr in die Wangen und sie war dankbar, dass die Dunkelheit das verbarg. Seit ihrem Telefonat mit Katzenbaum hegte sie eine beständige Furcht, dass er sie durchschaut hatte und auf den richtigen Augenblick wartete, um sie damit zu konfrontieren. Das war natürlich Unsinn, aber es änderte nichts daran, dass sie sich beklommen fühlte.
    „Du weißt es nicht?“
    „Was ist mit dir?“
    „Ich suche mir einen neuen Ort zum Leben.“ Er drehte den Kopf, so dass sie sein Gesicht sehen konnte. „Ein neues Refugium.“
    „Was ist mit Hawqa?“
    „Was soll damit sein? Das ist verloren.“
    Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. „Du willst das in Berlin wirklich durchziehen?“
    „Ich muss. Sonst laufe ich nur wieder davon. Vielleicht kann ich ein neues Versteck finden, aber wie lange hält das? Hawqa hat nur vier Jahre gehalten.“
    „Vielleicht musst du

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