Kill Order
Verletzte gegeben. Das Oberkommando in Damaskus hatte daraufhin die Anweisung für einen Vergeltungsschlag erteilt. Viktor Mordechai, der verantwortliche Offizier, sollte sterben. Sie hatten gehofft, ihn auf einer Patrouillenfahrt zu erwischen, aber er hielt sich praktisch ununterbrochen in seiner Baracke auf.
„Acht Mann“, bestätigte Nikolaj.
Schwach wehte Tabakgeruch herüber. Weiter unten saßen Carmen und Khamal und rauchten. Rafiq setzte das Fernglas ab und drehte sich um. „Bist du sicher, dass wir das durchziehen wollen?“
Nikolaj stand auf und klopfte sich den Staub von den Hosenbeinen. Rafiq gab ihm den Feldstecher zurück. Halb stolpernd, halb rutschend liefen sie den Abhang hinunter.
„Was ist jetzt?“, fragte Carmen.
Rafiq zuckte mit den Schultern. Er wusste es nicht genau. Sie hatten Nikolaj das Kommando über die Gruppe übertragen, etwas, das Rafiq insgeheim wurmte. „Wir sind zu viert und die zu acht. Nik, was machen wir?“
Nikolaj griff nach seinem M-16 und begann, an der Auswurfmechanik herumzuspielen. „Jedenfalls kehren wir nicht wieder um.“
„Vier gegen Acht, Mann!“ Khamal spuckte aus. Er war älter als Nikolaj und es ging ihm sichtlich gegen den Strich, dass nicht er die Operation leiten durfte. „Scheiße, lass uns abhauen.“
„Außerdem haben die Hunde“, erinnerte Carmen.
Nikolajs Augen verengten sich. Natürlich. Nik würde bei dieser Sache niemals einen Rückzieher machen. Sein erstes Kommando, das wollte er nicht in den Sand setzen. „Wir haben aber einen Vorteil“, sagte er. „Die wissen nicht, dass wir da sind.“
Nachts wechselten sie sich dabei ab, das Lager in der Ebene zu beobachten. Der Feldstecher verfügte über Infrarot und einen Restlichtverstärker, er stammte aus einer Ladung amerikanischer Feldausrüstung. Ebenso wie ihre M-16 Sturmgewehre und der Sprengstoff.
„Ein Scharfschützengewehr wäre gut“, sinnierte Khamal. Sie lagen nebeneinander, in ihre Schlafsäcke gewickelt, aber keiner von ihnen konnte schlafen. Carmen hockte oben auf dem Hügel und behielt die Israelis im Auge.
„Weiß nicht“, erwiderte Rafiq. „Der Kerl verlässt ja nie das Haus.“
Nur ein paar Mal am Tag ging Mordechai vor die Tür, um zu rauchen. Bei diesen Gelegenheiten tauchte er kurz in ihrem Blickfeld auf und verschwand dann hinter der Hausecke. Selbst wenn sie ein Präzisionsgewehr gehabt hätten, wäre es so gut wie unmöglich gewesen, ihn aus sicherer Deckung heraus zu töten.
„Wir machen es anders“, sagte Nikolaj. „Zwei von denen sind andauernd mit dem Jeep unterwegs. Immer die gleiche Strecke, alle drei Stunden. Morgen Nacht vergraben wir einen Sprengsatz in der Straße, sagen wir, hundert Meter vom Stützpunkt entfernt. Wenn sie kommen, zündet Khamal das Ding und jagt den Jeep in die Luft. Danach zieht er sich schnell zurück zu unserem Wagen. Wir drei warten auf der anderen Seite. Die Typen im Lager werden wissen wollen, was da passiert ist. Ich schätze, sie lassen nicht mehr als zwei Mann zurück.“
„Das glaubst du.“ Rafiq war skeptisch. „Und was, wenn du falsch liegst?“
Nikolaj ging nicht auf seine Bemerkung ein. „Wenn ihre Hunde anschlagen, werden die denken, es ist wegen der Explosion. Wir gehen rein, erschießen Mordechai und verteilen Sprengsätze. Khamal kommt mit dem Auto, wir steigen ein und machen uns aus dem Staub, bevor die anderen merken, was los ist.“
„Und was“, fragte Khamal, „wenn Mordechai mit den anderen zum Jeep läuft?“
„Dann sprengen wir ihn in die Luft, wenn er zurück ins Lager kommt.“
Sie schwiegen eine Zeitlang. Rafiq dachte über Nikolajs Vorschlag nach. Das konnte schon funktionieren. Trotzdem blieb ein schlechtes Gefühl. Es war kompliziert. Zu viele Unwägbarkeiten. Was, wenn die Israelis nur zwei Mann vorschickten und die anderen im Stützpunkt blieben? Oder wenn die Hunde zu früh anschlugen? Oder irgendwas anderes schief ging? Es gab tausend Möglichkeiten, was alles schief gehen konnte.
„Ich hab ’ne bessere Idee“, sagte er in die Stille hinein. „Wir warten bis kurz vor Morgengrauen, dann fahren wir mit Vollgas durch das Lager, werfen Sprengladungen in alle Richtungen und hoffen, dass Mordechai dabei draufgeht. Egal, ob die Hunde anschlagen. Bis die merken, was los ist, sind wir über alle Berge.“
„Ist ein einfacher Plan“, brummte Khamal.
„Ja“, gab Nikolaj zurück, „aber wir haben eine gute Chance, dass Mordechai nicht mal ein Haar gekrümmt
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