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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Salute.“
    Die Leitung war unterbrochen.
    Katzenbaum wählte die Nummer des Lokals und änderte die Reservierung, die auf den Namen Carmen Arndt lief. Er erbat sich einen Tisch in der Nähe der Bar und erklärte, dass sie in spätestens einer halben Stunde eintreffen würden.
     
    *
     
    Am Empfang des L’Okzidente stand ein elegant gekleideter junger Mann. Er winkte einem Kellner, als Carmen ihren Namen nannte. Sofort wurde sie zu einem Tisch in einer abgetrennten Nische geleitet. Tal, der bereits auf sie wartete, erhob sich und reichte ihr mit einer kleinen Verbeugung die Hand. Sie tauchten jetzt vollkommen in ihre Rollen ein, obwohl Carmen den Mann, für den sie ihren Auftritt inszenierten, noch gar nicht gesehen hatte.
    Der Kellner erschien erneut, um die Karten zu bringen und Bestellungen für die Getränke aufzunehmen. Carmen bedeutete ihm, dass sie mit dem Essen warten würden, bis ihre Gesellschaft vollständig versammelt war.
    Die Tür zu den Toiletten lag in ihrer Blickrichtung, nur halb verdeckt durch eine Säule. Ein Mann tauchte auf und lief den breiten Mittelgang hinunter. Carmen beobachtete ihn unter gesenkten Wimpern. Als er sich auf seinen Platz setzte und nach einer Zeitung griff, war sie plötzlich ganz sicher. Er war die Zielperson, er musste es sein. Ein Hauch Anspannung schlich sich in ihre Stimme, während sie ihr Gespräch mit Tal fortsetzte.
    Tal runzelte leicht die Stirn. Er saß mit dem Rücken zum Gang und hatte den Mann nicht gesehen. Sie antwortete zerstreut, fast unkonzentriert auf eine Frage. Er machte einen Scherz und sie lachte pflichtschuldig, sie hatten das in der Wohnung immer wieder durchgespielt. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie den Kellner, der dem Mann Wasser nachschenkte. Der Tisch stand nur ein paar Meter entfernt. Die Getränke kamen, und dann, fünf Minuten später tauchte Alex auf. Er trug einen dunkelgrauen Anzug, hatte sein helles Haar zur Seite gescheitelt und wirkte übertrieben teutonisch. Wäre sie nicht so angespannt gewesen, hätte sie lachen müssen. Er stellte seinen Aluminiumkoffer ab, dann reichte er Tal und ihr die Hand. Sie tauschten Höflichkeiten aus und die Konversationssprache wechselte vom Arabischen zum Englischen. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie den Hinterkopf des Mannes, den sie für ihr Zielobjekt hielt. Er war der einzige Gast, der allein an seinem Tisch saß. Die Kellner räumten seine Vorspeisen ab und trugen ein Hauptgericht auf. Die Zeit wurde knapp, und er hatte sie noch nicht einmal bemerkt, weil die verdammte Säule im Weg war. Sie musste etwas unternehmen.
    „Entschuldigen Sie mich bitte?“ Sie stand auf und machte einen Schritt zur Seite, so dass die Säule nicht länger die Blickachse zwischen ihr und dem Mann blockierte. Der Barkeeper fing ihren Blick auf. „Entschuldigung, die Toiletten?“
    Er wies mit der Hand den Korridor hinunter.
    „Vielen Dank“, rief sie ihm zu.
    In diesem Moment blickte der Mann hinter seiner Säule auf und bemerkte sie. Carmen registrierte es aus dem Augenwinkel. Sie blieb noch einen Lidschlag stehen, scheinbar um sich zu orientieren. Gib ihm Zeit, ermahnte sie sich. Er braucht Zeit, um den Köder zu schlucken. Aber sie konnte nicht länger als ein paar Sekunden warten, um nicht Verdacht zu erregen. Langsam schritt sie den Korridor zwischen den Tischen entlang, ein leichter Schwung in den Hüften, die Art von Gang, die geeignet ist, männliche Aufmerksamkeit zu erregen.
    In der Damentoilette blieb sie viel länger als notwendig. Sie zog ihre Augenbrauen nach und frischte den Lippenstift auf, betrachtete lange ihr Spiegelbild. Wie viel Ähnlichkeit hatte sie noch mit der Carmen Arndt, die sie vor fünfzehn Jahren gewesen war? Nicht sehr viel, abgesehen von der äußeren Hülle. Katzenbaum hatte bestimmt, dass sie die pinkfarbene Strähne weglassen würde, die sie damals getragen hatte. Eine Managerin, die die Interessen einer großen deutschen Baugesellschaft im Libanon repräsentierte, musste seriös erscheinen.
    Sie musterte den Lippenstift in ihrer Hand. Dann, kurz entschlossen, verrieb sie etwas von der roten Farbe zwischen Daumen und Zeigefinger und zog die Haarsträhne mehrmals durch die Finger. Ein rötlicher Farbschimmer mischte sich ins Blond, immer noch dezent, aber wahrnehmbar. Sie lächelte ihr Spiegelbild an, verzog die Lippen noch ein wenig mehr und bedauerte ihren Entschluss, mit dem Rauchen aufzuhören. Das würde sie noch mal überdenken müssen. Zum Bild der coolen Revoluzzerin

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