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Kill Order

Kill Order

Titel: Kill Order Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Tischplatte ab. Das Klappern schnitt überlaut in die Stille. „Er ist tot“, sagte sie. „Setz dich hin, bitte. Es macht mich nervös, wie du dort stehst.“
    Diesmal folgte er ihrer Aufforderung und ließ sich auf den cremefarbenen Lederpolstern nieder.
    „Was ist damals passiert?“ Ihre Stimme klang dünn. „Warum bist du nicht zurückgekommen?“
    Er schüttelte den Kopf, ein Eingeständnis von Hilflosigkeit. Als er zu einer Antwort ansetzte, schellte die Türklingel. Der Klingelton riss ein Loch in das empfindliche Schweigen. Carmen fuhr leicht zusammen. Über ihrer Nasenwurzel bildete sich eine Falte.
    „Erwartest du jemanden?“
    „Eigentlich nicht.“ Sie stand vom Sessel auf und ging zur Tür.
    Er hörte, wie sie die Kette einhakte.
    Dann plötzlich ein Krachen, ein abgehackter Ausruf. Schnelle Schritte im Flur, das Knirschen von Holz auf Stein. Jemand verschaffte sich gewaltsam Zugang zur Wohnung. Schnell war er auf den Beinen. Im gleichen Augenblick tauchte der erste Eindringling in der Tür auf, ein Europäer mit kurz getrimmtem Haar. Nikolaj registrierte die Pistole in seiner Hand, den aufgeschraubten Schalldämpfer. Im Bruchteil einer Sekunde warf er sich zur Seite. Die Schüsse waren ein heiseres Flüstern. Kugeln fetzten Putz und Tapete von der Wand. Korditgestank stach ihm in die Nase. Aus dem Flur drangen weitere Stimmen.
    Scheiße.
    Er kam auf die Beine und hechtete gebückt auf den Schützen zu, umklammerte ihn auf Höhe der Taille und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Die zweite Hand rammte er seitlich gegen die Waffe und stieß sie nach oben. Noch mehr Geschosse gruben sich in die Decke. Sie stürzten beide, während Nikolaj versuchte, dem Mann die Waffe zu entreißen. Zwei weitere Eindringlinge stürmten ins Zimmer. Er bekam die Pistole zu fassen, wälzte sich auf den Rücken und feuerte blind in Richtung Tür.
    Einer der beiden Neuankömmlinge wurde von der Wucht der Einschläge gegen den Rahmen geschleudert. Der andere, ein blasser rotblonder Typ, wich sofort zurück in den Flur und brüllte etwas in einer fremden Sprache. Nikolaj rollte herum. Der Kerl, dem er die Waffe entrissen hatte, kam auf die Knie. Er zog die Pistole hoch, richtete sie auf die Kehle des Mannes und drückte den Abzug durch. Blut spritzte warm gegen sein Gesicht. Mehr davon sickerte in den cremeweißen Teppich, der die dunkle Flüssigkeit aufsog wie ein Schwamm.
    Oh Gott, wie viele Schuss noch? Wie viele Schuss waren im Magazin? Zwei? Zwei. Maximal drei.
    Die Leiche des zweiten Mannes lag quer in der Tür, der dritte Killer war nicht zu sehen. Was war mit Carmen? Er warf einen Blick zum Balkon. Nur zwei Meter entfernt, blieb die Tür dennoch vom toten Winkel im Flur einsehbar. Nein, unmöglich. Er presste sich mit dem Rücken gegen die Wand. Auf der anderen Seite herrschte Stille. Der Killer wartete.
    Irgendwo schlug eine Tür auf, dann näherten sich schnelle Schritte. Jemand rief etwas, Wortfetzen mischten sich in das Geräusch schwerer Sohlen auf Stein. Erneut fiel ein Schuss, dann noch einer. Kein Schalldämpfer, die Explosionen waren ohrenbetäubend. Nikolaj schob sich ein paar Zentimeter näher zum Türrahmen. Was passierte dort draußen? Stimmen flauten auf, jemand fluchte. Etwas stieß dumpf gegen die Wand. Dann tauchte plötzlich der rotblonde Kerl in der Tür auf.
    „Beweg dich bloß nicht“, knurrte der Mann. Er hielt Carmen vor seinen Körper gepresst, einen Arm um ihre Kehle geschlungen. Mit der anderen Hand drückte er die Pistole gegen ihre Schläfe. Ihre Lider flackerten, über ihre Wange rann ein Blutfaden. Der Mann stieg über die Leiche hinweg und zerrte Carmen mit sich. Nikolaj löste sich von der Wand, hielt aber weiter die Waffe auf ihn gerichtet, sein ganzer Körper angespannt. Rückwärts bewegte er sich in den Raum hinein, um die Tür und den Rotblonden gleichermaßen im Auge zu behalten. Ganz kurz streifte sein Blick Carmens Gesicht. Er hob die zweite Hand und umfasste sein Handgelenk, um die Pistole zu stabilisieren. Die Augen des Rotblonden huschten hin und her zwischen der Türöffnung und Nikolaj, der sich immer noch bewegte, weiter in Richtung Fensterwand.
    „Scheiße, bleib stehen!“ Der Rotblonde sprach Englisch mit schwerem Akzent. Der Klang fühlte sich vage vertraut an, auch wenn Nikolaj ihn nicht gleich zuordnen konnte. Die Balkontür war nur noch vier Schritte entfernt. Wenn er den Balkon erreichen konnte...
    Er machte noch einen kleinen Schritt rückwärts. Carmen gab

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