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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Blut strömte aus seinem sperrangelweit aufgerissenen Mund. Seine Hände umklammerten den roten, glitschigen Stahl, der aus seinem Körper ragte.
    »Mal sehen, wie du dich daraus befreist, du Mistsau!«
    Ich legte den Rückwärtsgang ein, setzte ein paar Meter zurück und raste erneut in den Holzstapel. Die Metallumreifung, mit der die Vierkantstaffeln auf der Palette befestigt waren, riss, und das Holz purzelte zu Boden. Ich wendete den Gabelstapler und neigte die Gabel noch mehr. Whitey rutschte einige weitere Zentimeter auf mich zu. Ich starrte ihm in die Augen. Was ich darin erkannte, brachte mich zum Lächeln.
    Angst.
    Zum ersten Mal, seit dieses Chaos angefangen hatte, zeigte Whitey Furcht.
    Das erschien mir alles, was geschehen war, beinah wert, doch dann erinnerte ich mich an Darryl, Jesse und Yul.
    »Wie fühlt sich das an?« Ich lachte. »Wie fühlt es sich an, Wichser? Du wirst sterben!«
    Whitey schüttelte den Kopf. Blut spritzte in alle Richtungen. Seine Hände umklammerten erneut die Gabeln, und diesmal glitten sie nicht ab. So unglaublich es anmutete, langsam schob er sich in dem Versuch nach hinten, sich von der Pfählung zu befreien. Ich riss das Lenkrad herum und fuhrt mit dem Gabelstapler einen engen Kreis. Die Hinterreifen rollten über einen dampfenden Haufen von Whiteys Eingeweiden, walzten sie auf dem Asphalt platt. Schmatzend gruben sich Teile davon in die tiefen Rillen der Reifen.
    »Weißt du, Whitey«, verhöhnte ich ihn, »es ist zu schade, dass es zu Rasputins Zeiten noch keine Gabelstapler gab. Das hätte er mit Sicherheit auch nicht überlebt. Hätte allen einen Haufen Ärger erspart. Stattdessen mussten sie den Scheißkerl ersäufen.«
    Trotzig arbeitete sich Whitey die geneigten Gabeln hoch und versuchte, die Enden zu erreichen. Ich hatte mich geirrt. Nicht einmal das – Pfählung durch eine schwere Maschine – hatte ihn getötet. Aber ich wusste, was ihm den Garaus machen würde. Ertränken hatte bei seinem Vorfahren gewirkt, also würde es auch für ihn reichen. Wenigstens wusste ich, wie man Whitey umbringen konnte. Ich wusste, was Erfolg haben würde, wo Kugeln, Feuer und scharfkantige Waffen versagt hatten.
    »Sondra!«, brüllte ich. »Falls du mich hören kannst, bleib, wo du bist. Ich komme zurück, das verspreche ich. Warte hier auf mich.«
    Damit gab ich Gas, raste Palettenreihen mit Holz und Baumaterial entlang und hielt auf das Haupttor zu. Im Rückspiegel sah ich Richard, der inmitten der Trümmer kniete und sich auf die verstreut liegenden Vierkanthölzer übergab. Ich passierte den Pritschenwagen und steuerte weiter auf die Ausfahrt zu. Als wir am Pförtnerhäuschen vorbeirasten, erspähte ich durch das Fenster Leon. Er brüllte etwas ins Telefon. Sein Gesicht war abgehärmt und bleich. Als er aufschaute und uns erblickte, glitt ihm das Telefon aus der Hand. Ich verspürte den irrwitzigen Drang, ihm zuzuwinken. Stattdessen neigte ich die Gabeln so weit wie möglich nach hinten und behinderte Whiteys Fortschritte. Er rutschte wieder auf mich zu und prallte gegen die Hydraulik.
    »Keine Bange«, rief ich. »Wir sind fast fertig. Nur noch eine kurze Fahrt. Ich kenne genau den richtigen Ort für dich.«
    Etwas Schwarzes und Rundes rutschte aus Whiteys Brust und landete platschend auf dem Asphalt. Ich ignorierte es. Mittlerweile war ich immun gegen Blut, Gewalt und die sich stetig steigernden Abscheulichkeiten geworden. Whitey war nur noch ein Stück Fleisch, und es war an der Zeit, ihn zu schlachten.
    Ich vergaß Sondra, die Arbeiter des Holzbetriebs, die Bullen, meine toten Freunde und meinen Kater und konzentrierte mich stattdessen nur auf mein Ziel.
    Die Ufer des Lake Pinchot erwarteten uns, während die Sonne höher an den Himmel kletterte.
    Es sah so aus, als würde es ein wunderschöner Tag werden.
    Dann entdeckte ich am Horizont dunkle Wolken, die den bevorstehenden Sturm ankündigten.

23
    Das Tor bestand aus Maschendrahtelementen und bildete einen Bestandteil des Zauns, der den Holzbetrieb umgab. Es stand weit offen, als wir uns näherten. Ich raste auf die Straße hinaus und bog nach links in Richtung des State Park. Whiteys Körper und herabbaumelnde Glieder wurden durchgeschüttelt, als wir über den Untergrund holperten. Bei jeder Bewegung sprudelte Blut aus seinem Mund, und weitere Teile seiner Eingeweide platschten auf den Asphalt. Er hatte aufgehört zu kämpfen. Vielleicht war er zu schwach, vielleicht hielt ihn das Ruckeln davon ab. Er hing einfach auf

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