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Kill Whitey

Kill Whitey

Titel: Kill Whitey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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versteckte sich stundenlang. Vielleicht waren auch bei ihm üble Erinnerungen an die Oberfläche gedrungen.
    Ich schlief den Rest jener Nacht nicht.
    Eigentlich schlafe ich überhaupt nicht mehr viel.
    Mein Haar ist letztlich nachgewachsen. Es wird nicht besonders lang, und an einigen Stellen ist es immer noch schütter, sodass meine Kopfhaut durchschimmert, weshalb ich meistens eine Baseballmütze trage. Mein Körper ist größtenteils genesen. Nur manchmal verspüre ich eine leichte Steifheit im Rücken und Nacken. Einen Teil meines Gehörs habe ich dauerhaft eingebüßt – nicht genug, um taub zu werden, aber genug, um mich als behindert zu qualifizieren. Das kommt mir zugute. Ich brauche nicht zu arbeiten. Stattdessen sitze ich den ganzen Tag gelangweilt herum. Nachts tue ich dasselbe.
    Sobald ich von den Behörden zurückgekommen war, verkaufte ich meinen Jeep und erstand stattdessen einen blauen Chevy Nova. Ich fand ihn auf dem Schrottplatz, kaufte ihn billig und setzte ihn selbst wieder instand. Neue Lackierung und Reifen, generalüberholter Motor, Chromfelgen, spezialangefertigte Polsterung. Den Jeep musste ich loswerden. Ich hatte keine andere Wahl. Jedes Mal, wenn ich ihn fuhr, musste ich an meine Freunde denken. Einmal, als ich auf dem Weg zum Supermarkt gerade God Forbid hörte, hätte ich schwören können, Darryls Zigarettenrauch zu riechen. Natürlich saß kein Geist im Auto. Es war nur eine Phantomerinnerung, aber eine schmerzliche. Ich glaube immer noch nicht an Gott, Dämonen oder Geister. Whitey war zwar so gut wie sicher ein übernatürliches Wesen, doch das bedeutet nicht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Es beweist lediglich, dass er vermurkste Gene hatte. Geister existieren nicht.
    Die einzigen Geister, die wir sehen, sind jene, die wir mit uns herumtragen.
    Meine begleiten mich ständig. Ich kann sie nicht abschütteln, so sehr ich es versuche. Ich trinke und suche mir Dinge, um mir die Zeit zu vertreiben, versuche, mich in Sport, Sitcoms oder sonstigem Müll im Fernsehen zu verlieren. Manchmal schalte ich auch Musik ein, um die Welt zu verdrängen und die Stimmen in meinem Kopf zu übertönen. Aber ganz gleich, was ich tue, meine Geister werde ich nicht los. Sie suchen mich so heim wie all die verlassenen Industrieparks diesen Staat.
    Gelegentlich fahre ich zum See hinaus. An Tagen wie heute, wenn das Wetter schlecht und der Park verlassen ist. Einen Regenschirm nehme ich nie mit. Ich lasse den Regen fallen, wohin er will. Ich gehe auf den Pier hinaus und werfe Steine, lasse sie über die Oberfläche des Sees hüpfen, während das Unwetter tobt. Dabei denke ich an meine Freunde, an Sondra und vor allem an Whitey.
    Obwohl sein Leichnam nie gefunden wurde, glaube ich nicht, dass er in ein Schluckloch gesogen wurde. Wenn dem so wäre, warum hätte dasselbe nicht mit der Leiche des vermissten Mädchens passieren sollen? Sie wurde gefunden.
    Whitey wird immer noch vermisst.
    Fische besitzen Stammzellen. Ebenso Frösche und alles sonst, was in einem See lebt. Zuerst war ich mir nicht sicher, deshalb las ich im Internet nach. Ich fand heraus, dass Wissenschaftler Fischstammzellen für verschiedene Forschungen verwenden. Was, wenn Whitey ebenfalls in der Lage ist, sie zu verwerten? Was, wenn Sondra sich geirrt hat? Sicher, er hätte wohl die Stammzellen seines eigenen Sprösslings bevorzugt. Vermutlich verliehen sie mehr Energie und lieferten schnellere Ergebnisse. Aber was, wenn er keine andere Wahl hatte? Was, wenn er auf die Stammzellen von anderen Lebenwesen zurückgreifen musste – beispielsweise Fischen? Am Grund des Sees tummeln sich reichlich davon. Rasputin ertrank unter einer dicken Eisschicht. Vielleicht gab es damals dort, wo er das Zeitliche segnete, gerade keine Fische. Whiteys und meine Konfrontation an diesem Ufer fand jedoch im Sommer statt.
    Was, wenn Whitey nicht tot war?
    Ich stehe hier am Rand des Piers und starre auf mein Spiegelbild in der Oberfläche des Sees, aber alles, was ich sehe, sind Whiteys Augen, wie sie mich an jenem Tag anfunkelten, als er im Wasser versank.
    Ich denke gerade an mein altes Leben. An meine Freunde und daran, wie sehr sie mir fehlen. An Sondra und daran, wie sehr ich sie vermisse. Und auch an Whitey.
    Und gleichzeitig frage ich mich, woran Whitey dort unten denkt ...
    Habe ich Sondra geliebt? Selbst nach all der Zeit weiß ich es immer noch nicht. Alles, was ich weiß, alles, was ich gelernt habe, ist Folgendes:
    Sowohl Liebe als auch

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