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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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unabhängig voneinander erzählt, dass nur sie sie zum Hit machen könnten. Ich meine, wenn du bei Baked Beans Inc. arbeiten würdest, und der Typ, der die verfickten Bohnen macht, mit ein paar neuen Bohnen bei dir reinschauen würde, müsste er für dich doch nicht den Handelsvertreter spielen, oder? Er müsste dich nicht zum Essen einladen, dich mit Alkohol abfüllen, dich die Bohnen probieren lassen und versuchen, dich zu überzeugen, dass es gute Bohnen sind, oder? Er müsste nur sagen: »Hier sind die neuen Bohnen, die ich gemacht habe – was übrigens mein Job ist. Jetzt geh los und verkauf die verfickten Dinger. Denn das ist dein Job.« Aber nicht in der Plattenindustrie, oh nein. Hier hat jeder eine Meinung, jeder wäre gerne ein A&R und, das Wichtigste, jeder hofft, dass du dich auf deine verdammte Fresse legst. Als ob auch nur einer der verfluchten Wichser hier am Tisch (einige Gesichter, Hannahs und Nickys, zucken vor Entsetzen, als der Refrain anschwillt) mich mit einer Nummer-eins-Platte im Rücken durchs Büro stolzieren sehen wollte. Einen Teufel wollen sie. Es ist vielmehr eine unerträgliche Vorstellung für sie, dass ich einen Hit lande.
    »Suck it!«, hallt es durch den Konferenzraum. Dann ist alles totenstill.
    Ross durchbricht das Schweigen: »Das ist ein todsicherer Hit!« Und schon reden alle über die Durchführung: Veröffentlichungstermine, Lieferzeiten, Artwork und andere Dinge, die Praxis betreffend.
    Derek liebt die Platte. Die Marketingabteilung liebt die Platte. Die Club-Promotionabteilung liebt die Platte. Die Radioabteilung liebt die Platte. Ich liebe Rudi. Ich bin aus Cannes zurückgekehrt und habe das Allheilmittel gegen Krebs mitgebracht.
    ***
     

 

    Lucian Grange übernimmt die Leitung von Polydor +++ Die Single »Local Boy in the Photograph« von den hoch gehandelten Newcomern The Stereophonies verreckt auf Platz 51 +++ Cast veröffentlichen ihre zweite LP +++ Das Manic-Street-Preachers-Album erhält Doppel-Platin +++ Eine Menge Leute hätten gerne The Audience unter Vertrag, eine Indie-Band deren Sängerin die Tochter dieser Tussi ist, die die Kindersendung »Blue Peter« moderiert hat +++ Steve Allen, A&R-Manager bei Warner Brothers, sagt: »Ich prophezeie ihr eine ähnliche Entwicklung wie Madonna. Dies ist vermutlich das Dance-Album des Jahrzehnts.« Er spricht von Gina G.
    ***
    »Ich habe überhaupt keinen Schimmer von Musik. In meiner Branche ist das nicht nötig.«
    Elvis Presley
    ***
     
    »… so ziemlich wie die frühen Jam, nur kantiger. Man müsste einen Produzenten finden, der sich da reinfühlen kann. Ich glaube nicht …« Waters labert ohne Unterlass von der Band, die wir gerade im Dublin Castle in Camden gesehen haben, als wir kurz vor der Polizeistunde am Parkway vorbeifahren. Der Spread Eagle, eine Kebab-Bude, drei besoffene Mädels in kurzen Röcken, ein weiteres gigantisches Plakat von Tony Blair, dem Labour-Heini. Seine roten Teufels-Augen, die aus dem Riss im Poster herausleuchten, jagen mir einen höllischen Schrecken ein.
    Waters und ich sitzen zugekokst auf dem Rücksitz eines heißen, stinkenden Mini-Cabs. Wir sind auf dem Weg zum Falcon, um uns eine Band namens Kidnapper anzusehen, die wie Elastica klingen soll. Hinterm Lenkrad sitzt wie üblich ein kauderwelschender Paki. Aus den winzigen Plastiklautsprechern hinter uns scheppert die gewohnt verzerrte Raga-Musik. Waters quatscht immer noch. »… seine Mixe sind einfach zu … mittig …« Ich drehe mich zum ersten Mal seit einer ganzen Weile zu ihm um. Ich sehe einen Irren mit doppelverglasten Kieseln anstelle von Augen. Er spricht mit der Luft. Er könnte allerdings auch mit Abdul vorne reden. »Zu mittig?«, wiederhole ich.
    »Ja klar. Du weißt schon, nicht genug nach oben oder unten geregelt …«
    Ich nicke langsam mit dem Kopf. »Entschuldige, über wen sprechen wir eigentlich?«
    »Mike Hedges.«
    »Alles klar. Zu … mittig?«
    »Ganz genau.«
    Waters sagt also, dass einer der angesagtesten Produzenten des Landes – ein Mann, der bereits Platten aufnahm, als Waters noch ein Kind war – nicht in der Lage ist, einen Mix mit den nötigen Pegeln von Bässen und Höhen zu produzieren. Waters sagt das nicht, weil er es glaubt oder weil er auch nur einen ernsthaften Gedanken auf das Thema verwendet – eine Anstrengung, zu der er im Übrigen auch gar nicht fähig wäre. Er sagt das nur, um eine dezidierte Meinung zu haben. Meinungen sind ausgesprochen wichtig. Man sollte immer eine haben.
    Ich

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