Kill your friends
schwitze. 30000 die Woche. Dieser wichsende kleine Glückspimmel. Dieser verfickte Edel-Asi hat mehr Glück als Verstand. Die Mission Control ist in grelles rotes Licht getaucht, der Alarm schrillt, über die Bildschirme flackern geistesgestörte, blutrünstige Bilder: Parker-Hall und Chalmers, wie sie gezwungen werden, sich gegenseitig in den Mund und den Arsch zu ficken, bevor beiden eine Schrotflinte in den Munde gesteckt wird und ihre Köpfe in einem pinkfarbenen Nebel aus Blut und Hirn simultan auseinanderplatzen. Die Techniker schlagen auf ihre Monitore ein und drehen an Knöpfen, aber die Bilder ändern sich nicht.
Ich spritze mir etwas Wasser ins Gesicht und presse meine Handgelenke einige Zeit an die kalte Armatur, bis ich mich schließlich etwas besser fühle. Ich schabe etwas Puder aus dem Briefchen und lege mir eine sechsspurige Autobahn Richtung Herzstillstand, als mir plötzlich auffällt, dass es leise an der Tür klopft. Ich öffne sie einen Spalt, schiele hindurch und versuche, im dunklen Korridor etwas zu erkennen. »Steven?«, sagt eine Mädchenstimme.
»Was denn?«
»Ich bin’s, Anita von der BMG. Kann ich reinkommen?«
Ich ziehe sie rein und schiebe sie in Richtung Koks.
Fünfzehn Minuten später, als wir gerade gehen wollen, schaue ich mich noch mal schnell um, ob Trellick irgendwo zu sehen ist. Ich gehe den Flur runter und drücke die Türklinke zu einem der Schlafzimmer. Sie öffnet sich lautlos, und ich höre eine atemlose Mädchenstimme mantraartig »Ja, gib’s mir, gib’s mir, gib’s mir« jubilieren. Ich spähe hinein. Ein riesiges Bett wird sanft von Halogenspots beleuchtet. Darauf, auf Händen und Knien, die nackte Ellie Crush. Hinter ihr kauert ein schwarzer Junge – einer der Sänger dieser neuen Boyband, die Leamington unter Vertrag genommen hat – und bearbeitet sie mit seiner Faust. Als ich die Tür vorsichtig wieder schließe, leuchtet im bernsteinfarbenen Halogenlicht etwas silbern auf.
Jawohl, die 21-jährige Ellie Crush hat definitiv ein sicheres Plätzchen für ihren Award als »Best british breakthrough artist« gefunden.
»Die Sache ist doch die«, sagt sie, »niemand da drüben nimmt mich ernst.« Anita und ich sitzen an gegenüberliegenden Enden meines Sofas, ein überdimensioniertes Designerstück von Heals mit dickem karamellfarbenen Bezug. Zwischen uns liegt die Goldene Schallplatte irgendeiner Dance-Nummer, übersät mit Kokainkrümeln. Während wir ihre Karriereaussichten im A&R-Bereich diskutieren, trällert im Hintergrund sanft Jeff Buckley. In Anbetracht der Tatsache, dass sie keine Zukunft dort hat, ist es ein bemerkenswertes Zugeständnis an meine Geduld und ein Verdienst der fokussierenden Wirkung des Stoffs, dass es uns gelungen ist, diese Konversation für gut drei Stunden am Laufen zu halten. Draußen, was für ein Horror, kriecht bereits die Morgendämmerung durch Maida Vale. Die Uhr tickt, aber immer noch gibt es irgendwelchen Mist, den ich mir anhören muss.
»Oh doch, ich bin mir sicher, dass sie das tun«, sage ich, stehe auf, um uns zwei Gläser eiskalten Stoli-Wodka einzugießen, und lasse mich danach etwas näher bei ihr wieder aufs Sofa plumpsen. Als wir zurückkamen, fiel mir ein, dass sie eigentlich ein Indie-Kid ist. Also machte ich mich kurz frisch und tauschte Hemd und Krawatte gegen ein Radiohead-T-Shirt ein.
»Nein, das tun sie nicht. Ich war letztes Jahr die Erste, die gesagt hat, wir sollten Mansun unter Vertrag nehmen. Und jetzt schau dir an, was daraus geworden ist.«
»Tatsächlich?«, sage ich.
»Oh, das war nicht das einzige Mal«, sagt sie und leiert eine Aufzählung von Lieblingsbands herunter, allesamt entweder Voll- oder Halbnieten, während ich weitere Lines klarmache.
»Also gut«, sage ich und reiche ihr den zusammengerollten Zwanziger, »wie sehen deine Pläne aus? Was hast du jetzt vor?« Sie steht auf und beugt sich direkt vor mir nach unten, um ihre Line zu ziehen. Ihr nahezu perfekter Hintern zeichnet sich unter dem engen, glänzenden Kleid ab. Ich überlege: Höschen? Tanga? Nichts? Der Schlitz ist bis kurz unterhalb der Hüfte geöffnet und zeigt eine Handbreit ihres nackten, braunen Fleisches. »Ahh … danke«, sagt sie und wirft ihren Kopf in den Nacken. Sie setzt sich neben mich und reicht mir die Goldene Schallplatte. »Ich bin jetzt seit drei Jahren A&R-Koordinatorin«, fährt sie schniefend fort. »Ich könnte den Scheißjob im Schlaf erledigen. Ich meine, ich bin jetzt fast drei-und-zwanzig,
Weitere Kostenlose Bücher