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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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der Halogenspots sieht es aus wie sprudelndes Öl. Ich renne auf ihn zu. Er bringt tatsächlich ein richtiges Wort heraus – »Bitte« –, als ich den Schläger mit einer entsetzlichen Wucht zum dritten Mal auf ihn niedersausen lasse. Er ist auf den Knien, sein Kopf etwa auf Höhe meiner Hüfte, und ich treffe ihn genau auf den Scheitel. Dieses Mal ertönt ein nachgebendes Krachen, und seine Schädeldecke bricht ein. Ein Strahl Blut sprüht aus seiner Nase, er kippt vornüber, fällt auf die Seite und bleibt zuckend am Boden liegen.
    Bär isst CDs!
    »Du blöde, verfettete Drecksau!«, brülle ich, »Paul Weller schreibt alle seine Songs selbst! Er ist einer der führenden Singer-Songwriter seiner Generation!« Nur um auf der sicheren Seite zu sein, da die Wut langsam abklingt, der Adrenalinspiegel sinkt, mein Blut gerinnt und sich in meinen Venen in zähflüssigen Asphalt verwandelt, lasse ich den Schläger noch einmal niedersausen, diesmal auf seine Schläfe. Mit dem Geräusch eines lauten, feuchten Furzes spritzt gräulich-weißer Gehirnmatsch aus dem Krater oben in seiner Schädeldecke. Der Hund hört auf zu bellen und zu knurren und beginnt, an der sich ausbreitenden Pfütze aus Blut und Gehirn zu lecken und zu knabbern, die sich aus dem eingeschlagenem Kopf seines Herrchens ergießt. Angeekelt und mit letzter Kraft ziehe ich dem Jack Russel mit aller Härte einen über die Rübe. Sein Schädel explodiert geradezu, seine Augäpfel springen heraus und baumeln herunter. Dann ist es ruhig und friedlich. Das Einzige, was man noch hört, ist die House-Compilation. Sanft erklingt Frankie Knuckles »I Need Your Love«.
    ***
     
    Etwas Kleines, Rosafarbenes und Blutiges liegt auf dem Boden neben Waters’ Mund. Mir wird klar, dass er sich die Zungenspitze abgebissen hat. Da liegt sie jetzt, nur wenige Zentimeter neben einer blutbefleckten Taschenbuchausgabe von Nick Hornbys Fever Pitch.
    ***
     

 

    London Records beenden ihren Deal mit Tony Wilsons Label Factory Too +++ R. Kelly ist einen verfickten ganzen Monat Nr. 1 +++ XL lassen es sich eine Menge Geld kosten, eine Band namens Stroke unter Vertrag zu nehmen +++ Das Gerücht geht um, das neue Radiohead-Album sei völlig durchgeknallt – ein unhörbarer Prog-Rock-Albtraum +++ Andy Thompsons Label VC Recordings bereitet sich auf die Veröffentlichung eines Albums des Dance-Acts D*Note vor. Thompson sagt: »Ich sehe D*Note bereits in der Royal Albert Hall. Für sie ist tatsächlich nur der Himmel die Grenze.«
    ***
    »Eins kann ich euch sagen: Wenn jemand sein Leben lang ein Schwanzlutscher war, wird er im Tod kein Heiliger.«
    Morris Levy
    ***
     
    Am Tag nach dem Mord an Waters reise ich nach Dublin, um mir eine Band anzusehen.
    Ich hasse die Taxifahrt in die Innenstadt von Dublin. Die reinste Zumutung. Mal ehrlich, wir leben bald im 21. Jahrhundert, und diese nichtsnutzigen irischen Strauchdiebe kriegen nicht einmal ihre siechen Kartoffelbauerärsche hoch, um eine verfickte Autobahn zu bauen. Stattdessen sitzt man sich eine Ewigkeit auf einer zweispurigen Landstraße den Arsch platt, die sich durch Wohnsiedlungen, Geschäftsviertel und Gott weiß was windet, während ein gehirnamputierter, verfickter Karottenkopf einem Löcher in den Bauch fragt.
    »Issendasdeinersterbesuchindublin?«, besitzt die ätzende, trinkgeldgeile Arschbacke die Unverschämtheit, mich zu fragen.
    Ich stöhne, drehe meinen Discman lauter und wende mich ab, um wortlos aus dem Fenster zu starren und die erbärmlichen Läden, Bars und inzestuösen Mutanten zu beobachten, die sich durch den regennassen Verkehrskollaps schleppen. Aber dieser Typ, der Taxifahrer, dreht sich erneut zu mir um, um mich weiter auszufragen. Ich nehme die Kopfhörer ab.
    »Nununninwelcheshotelmusstendunochmal?«
    »Was?«, seufze ich.
    Er wiederholt es noch mal, langsamer.
    »Ins Clarence.«
    »Ohsehrschönunweißtesjehörtdemkerlvonjuutuuder …«
    Aber den Rest höre ich schon nicht mehr, weil ich mir wieder die Kopfhörer über die Ohren schiebe. Richard Ashcroft singt gerade »You’re a slave to money …«, und ich drehe mich zur Seite, um weiter mit verkaterten, rot geäderten Augen zum Fenster hinauszustarren. Ein großes Guiness-Plakat, ein schmutziges Blag auf einem Mountainbike, ein grölender alter Mann im Eingang eines Pubs, eine rot leuchtende Metzgerei mit Tierkadavern, die an Haken baumeln, und in Plastikwannen aufgetürmte, schimmernde Eingeweide.
    Ich checke im Clarence ein.
    Ich gehe in mein

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