Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
Vom Netzwerk:
Zimmer, masturbiere und schlafe ein.
    Ich wache auf und stelle fest, dass ich den Gig verpasst habe.
    Ich lege mich wieder hin.
    Ich stehe am nächsten Morgen auf und nehme ein spätes, überteuertes Frühstück zu mir.
    Ich liege im Bett und sehe mir im Pay TV einen Film mit Dustin Hoffman mit dem Titel Outbreak an.
    Ich fliege zurück nach London.
    Ich erzähle Derek, die Band sei vielversprechend.
    Er nickt, als würde es ihn in irgendeiner Weise interessieren.
    Am nächsten Tag tänzele ich um die Mittagszeit ins Büro. Ich trage Shorts und Sandalen und lutsche ein Eis am Stiel. London erlebt einen dieser frühen Frühlingstage, an denen sich die ganze Stadt einbildet, es wäre Sommer.
    Als ich um die Ecke zu meinem Büro biege, erblicke ich Rebecca und Pam. Sie kauern über Rebeccas Schreibtisch und umklammern mit roten Gesichtern feuchte, zerfetzte Taschentücher.
    »Oh Steven«, sagt Pam mit brüchiger Stimme, »es ist so schrecklich …« Sie bricht erneut in Tränen aus.
    »Was?«, frage ich.
    »Es ist … Roger …«, bringt sie schluchzend hervor.
    »Was ist mit ihm?«, frage ich künstlich besorgt.
    »Er ist tot!«, sagt Pam.
    »Nein!«, sage ich. (Ich überlegte kurz, »NEIN!« zu rufen, aber dachte dann doch: Nein.)
    Sie nickt nur flennend und presst mit bebenden Schultern zerknüllte Papiertaschentücher gegen ihr Gesicht.
    Ich stehe auf verheulte Mädchengesichter: heiß, weich und feucht. Ich frage mich, ob Pam sich in ihrer Trauer noch an die Nacht nach den Ivor Novello Awards im letzten Jahr erinnert, als sie völlig unbedacht mit Waters nach Hause ging. Nach allem, was ich gehört habe, versuchte er sie dort zu Analsex zu überreden. Sie reißt sich ein wenig zusammen, streicht sich ein paar feuchte Haarsträhnen aus dem Gesicht und atmet tief durch.
    »Ein Nachbar hat ihn heute Morgen gefunden. Es sieht ganz danach aus, als wäre jemand in seine Wohnung eingebrochen. Roger muss die Diebe überrascht haben, oder er hat versucht, sie aufzuhalten.«
    Die Vorstellung, dass Waters angesichts einer Horde bewaffneter und aufgebrachter Nigger, die nachts um drei in seinem Wohnzimmer stehen, etwas anderes täte, als um sein verfettetes, schmieriges Leben zu winseln, ist dermaßen lachhaft, dass ich mir auf die Zunge beißen muss. Pam stürzt sich zitternd und schluchzend in meine Arme und vergräbt ihr Gesicht in meinen Hals. Während ich sie tröste und dabei still genieße, wie sich ihr (beachtlicher) Busen gegen meinen Oberkörper presst, sehen Rebecca und ich uns an. Rebeccas Augen sind verheult wie die von Pam, und Tränen rinnen über ihre Wangen, aber ihr Blick ist irgendwie seltsam. Ich kann ihren Gesichtsausdruck nicht so recht deuten.
    Hastings kommt aus seinem Büro. »Ist das nicht grauenhaft?«, sagt er. Ich lege eine Hand über mein Gesicht und sage: »Entschuldigt mich bitte.«
    Ich laufe in mein Büro, knalle die Tür hinter mir zu und werfe mich mit dem Gesicht aufs Sofa. Meine Schultern beben, und mein Körper wird von Krämpfen geschüttelt. Ich weiß, dass mich Hastings, Rebecca und Pam durch die gläserne Trennwand beobachten. Ich kann ihre lächerliche Anteilnahme spüren.
    Es muss aussehen, als würde ich wirklich weinen.
    ***
     
    Später, gegen 19 Uhr, als alle schon gegangen sind, gehe ich rüber und setze mich in Waters’ Büro. Es ist seltsam, dort zu sitzen, während es langsam dunkel wird, umgeben von Dingen, die er jeden Tag gesehen und berührt hat – seinem Computer, seinem Taschenkalender, Telefon und Stereoanlage –, und daran zu denken, wie er »Bitte« sagte. An der Wand hängt eine gerahmte Goldene Schallplatte des einzigen (halbwegs) erfolgreichen Acts, den Waters je unter Vertrag genommen hat. (Du nennst sie Bands und Gruppen, solange du versuchst, sie zu signen, und Acts, sobald du es getan hast – keine Ahnung, warum das so ist.) Auf seinen Schreibtisch verteilt und in den Regalen stehen diverse Star Wars -Merchendise-Artikel: kleine X-Wing-Fighter, ein Millenium-Falke und ein großer R2D2, der eigentlich ein Telefon ist. Wie viele Typen in der Musikindustrie im Alter von Ende zwanzig und Anfang dreißig hielt Waters Star Wars für cool. Allein der Anblick seiner trostlosen Spielsachen ist eigentlich Grund genug, diesen Cretin umzubringen.
    Ich muss wohl damit rechnen, dass man mir ein paar seiner Acts ans Bein bindet. Aber es gibt Schlimmeres – die meisten von denen sind so im Arsch, dass ihnen ohnehin nicht mehr zu helfen ist. »Die waren schon kaputt, als

Weitere Kostenlose Bücher