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Kill your friends

Kill your friends

Titel: Kill your friends Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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bei ihm abgesetzt hätte. Sie nickten, machten sich ein paar Notizen, und das war’s. Sie gehen davon aus, dass es ein Einbrecher war. Was wiederum gar nicht so abwegig ist.
    Schneider wurden vor ein paar Monaten auf dem Hammersmith Broadway Geldbörse und Handy geraubt. Der Nigger, der ihn überfallen hat, ließ ihn sogar noch sein Gespräch beenden.
    Darren wurde in Kentish Town vom Rad geprügelt. Als er verschrammt und benommen wieder auf die Beine kam, sah er sich von einem Teenager-Mob umringt, die ihm die Scheiße aus dem Leib prügelten, seine Taschen durchsuchten und sich dann mit seinem Fahrrad aus dem Staub machten.
    Als Leamington aus dem Urlaub zurück in seine Souterrainwohnung in Fulham kam, hatten sie seine Bude ausgeräumt, und in seinem Bett dampfte ein Haufen Scheiße.
    Rebecca wartete in Shepherd’s Bush auf den Bus, als sie ihr ins Gesicht schlugen und die Handtasche klauten.
    Nicky stand an einer roten Ampel auf der Cromwell Road, als die Wagentür aufgerissen wurde und ein Rotzlöffel – ein einziges Knäuel aus Goldzähnen und Sportswearklamotten – sich ihre Tasche, ihr Handy und eine Handvoll CDs griff. (»Ich dachte, er würde in den Wagen steigen. Ich dachte, er würde mich vergewaltigen«, sagte sie, als sie die Geschichte während eines Meetings erzählte. Trellick und ich sahen uns an und dachten das Gleiche: »Davon träumst du, Liebling.«)
    Fast täglich gehst du morgens zu deinem Auto, bemerkst das Knirschen der Glassplitter unter deinen Füßen, dann den Backstein auf dem Beifahrersitz, Drähte, die wie Eingeweide aus dem Armaturenbrett hängen – und schon wird dein Blaupunkt wieder in irgendeiner Ragga-Bruchbude für Crack im Wert von zehn Pfund verscherbelt.
    London ist wirklich gut zu mir. Die Straßen sind voll von Verdächtigen, und die Motive ihrer Taten sind mit Leuchtschrift auf die Häuser und Autos geschrieben.
    Ich sehe mich in der Kirche um und betrachte die Leute, mit denen Waters aufwuchs. Von den Musikindustrieschlampen, die sich hier raufgewagt haben, mal abgesehen, sind die Mädels allesamt grausige Bestien. Ich vermute, die meisten von ihnen sind um die Dreißig. Etwa im Alter von Waters, aber sie sehen wie Rentnerinnen aus. Sie haben zerfurchte, runzelige Gesichter, gewaltige hängende Gesäuge und Ärsche wie geplatzte Schottersäcke. Die Sorte Unterschichtensäue, die schon mit einundzwanzig unfickbar werden. Dann schaust du dir die Typen an, mit denen sie zusammen sind. Typen in unserem Alter (arme Schweine, Vollversager), die völlig ahnungslos aussehen. Als wüssten sie gar nicht, was los ist. Als hätten sie keinen Schimmer, dass sie so eine Abscheulichkeit geheiratet haben. Im Ernst, wenn du diese Typen anschaust, erwartest du doch so etwas wie Scham oder doch zumindest Verlegenheit. Wenn ich einer von denen wäre, könnte ich keinem Fremden mehr in die Augen sehen, ohne auf mein Monster zu deuten und zu sagen: »Sorry, Alter, ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe.« Vielleicht geht es ihnen ja anders. Vielleicht sehen sie ihre Frauen an und erkennen immer noch das Mädchen, dass sie damals in der Schule kennengelernt haben. Ist das möglich? Diese Art von … nun, Liebe, ich schätze, so muss man das wohl nennen. Das Wort, allein der Gedanke daran, lässt mich schaudern. Kein Wunder, dass sich Waters so schnell, wie er konnte, von hier verpisst hat.
    Mir fällt nicht zum ersten Mal auf, wie absonderlich es sein muss, nicht aus London zu kommen.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es vorbei. Wir alle beugen unseren Kopf, als Waters’ engste Familienangehörige sich hinter dem Sarg aufreihen und an uns vorbeiziehen. Zwei Mädchen (seine Schwestern?), die aussehen, als ginge es ihnen gar nicht gut. Sie werden von Weinkrämpfen geschüttelt und umarmen sich gegenseitig. Hinter ihnen folgen die Eltern. Der Vater wirkt, als wäre er gar nicht anwesend. Er hat rot geränderte Augen, die ins Leere starren. Dann die Mutter, du lieber Himmel, die Mutter. Eine zierliche Frau, die sich kugelförmig zusammenkrümmt, halb krallt sie sich am Arm ihres Mannes fest, halb schleift er sie mit. Mit jeder Faust umklammert sie ein klatschnasses Taschentuch, und macht dieses Geräusch. Es klingt wie die Geräusche, die Geister in alten Gruselfilmen machen. Ein eierndes Gestöhne und Gejaule: »Huuuuihahhh-ooohh.« Sie sieht völlig durchgedreht aus.
    Als die Sargträger kurz anhalten, um etwas aus dem Weg zu räumen, läuft sie fast gegen den Sarg. Sie

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