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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Einrichtungen. Regulus war ein angenehmer Posten.
    Aus der Ferne gesehen war die Anlage furchteinflö-
    ßend. Die zahlreichen, verschieden hohen kantigen Ge-bäude erhoben sich als dunkle Silhouetten vor dem hellgrünen frühmorgendlichen Himmel. Selbst Trag schien beeindruckt, was nicht dazu beitrug, Killashandras wachsende Unsicherheit zu mildern. Sie drückte sich so nahe wie möglich an Lars und spürte, wie er die Berührung erwiderte. Auch er brauchte diesen kleinen Trost. Doch er war lange nicht so gespannt wie sie. Vielleicht war sie nach den jüngsten Entbehrungen überempfindlich.
    Als sie näher kamen, wuchsen ihnen die Gebäude entgegen, bis von der Chinneidigh Piain nichts mehr zu sehen war. Vor den zahllosen Eingängen landeten und starteten Schweber, welche die offiziellen Symbole der jeweiligen Abteilung trugen.
    »Wir haben Landeerlaubnis für den Justizsektor«, sagte Chadria. Sie drehte sich in ihrem gepolsterten Stuhl herum. »Macht nicht so ein ängstliches Gesicht.« Sie grinste ihre Gäste an. »Man muß hier nicht wochenlang auf ein Urteil warten. Ihr werdet am Mittag schon Bescheid wissen. Es ist nur eure Angst die euch an die Nerven geht, und die Warterei!«
    Killashandra wußte, daß Chadria sie beruhigen wollte.
    Schiff und Pilotin waren ausgezeichnete Gastgeber gewesen; sie hatten skurrile, amüsante Geschichten er-zählt, und im gutgefüllten Vorratsraum des Scoutschiffs lagerten Mengen von exotischen Lebensmitteln und Ge-tränken, die jeden Feinschmecker in Versuchung bringen konnten. Die anderen waren so taktvoll gewesen, Killashandra und Lars in der Woche, in der die CS 914 vom Rand des Sektors zum Planeten Regulus geflogen war, in Ruhe zu lassen. Doch die Höflichkeit hatte es verlangt, daß Lars und Killashandra den anderen beim Essen und zur Abendunterhaltung Gesellschaft leisteten, und außerdem mußten sie Lars' Verteidigung proben, um die Beschuldigungen zu entkräften, die gegen ihn erhoben werden würden. Trag und Olav hatten einen freund-schaftlichen Wettkampf mit einem dreidimensionalen Labyrinthspiel begonnen, das bei geübten Spielern einen ganzen Tag dauern konnte. Chadria und Samel hatten sich in einem anderen Spiel gegen die beiden Männer verbündet. Es war ein sehr flexibles Spiel, an dem Lars und Killashandra teilnehmen konnten, wann immer sie Lust hatten.
    Sie verbrachten die Reise in einer seltsam zwiespältigen Stimmung: Einerseits wollten sie ihre Geister erfor-schen und andererseits ihre Körper und Sinne so weit befriedigen, daß ihnen die bevorstehende Trennung leichterfiel. Am letzten Tag war es so schlimm, daß Killashandra und Lars sich nicht mehr lieben konnten; statt dessen saßen sie Hand in Hand eng beisammen und spielten das Labyrinthspiel mit einer Konzentration, die völlig irrational schien.
    Chadria drehte sich wieder vor ihre Bildschirme und beobachtete mit Hilfe eines Koordinatensystems, das Samel auf einen Bildschirm projizierte, ihren Anflug auf den Raumhafen. Killashandra keuchte unwillkürlich und packte Lars' Hände, als die beiden Linien zusam-menliefen. Das Scoutschiff war gelandet.
    »So, da wären wir«, sagte Samel, taktvoll erweise mit völlig ausdrucksloser Stimme. »Das Bodenfahrzeug nä-
    hert sich bereits. Es war mir eine Freude, Sie an Bord zu haben, und ich hoffe, Chadria und ich werden Sie einmal wiedersehen.«
    Chadria erhob sich aus ihrem Pilotensitz, gab nacheinander allen Gästen die Hand, lächelte Killashandra aufmunternd zu und grinste Lars schalkhaft an, bevor sie ihm zum Abschied einen Kuß auf die Wange gab. »Viel Glück, Lars Dahl! Du wirst schon gut herauskommen!
    Ich kann's in den Knochen spüren.«
    »Ich auch«, fügte Samel hinzu und öffnete die beiden Schleusentore.
    Killashandra wünschte, sie könnte genauso optimi-stisch sein. Nun gab es keine Ausflüchte mehr: Sie muß-
    ten sich dem Unausweichlichen stellen. Sie nahmen ihre Seesäcke und gingen hinaus. Trag und Olav fuhren als erste mit dem Lift hinunter, damit Lars und Killashandra noch einige Augenblicke allein sein konnten.
    Das Bodenfahrzeug entpuppte sich als ferngesteuer-ter viersitziger Schweber, der das Emblem der FSP-Ju-stizbehörden — Purpur, Gold und Blau —, unauffällig an der Tür trug. Killashandra atmete tief ein, als sie zum wuchtigen Turm über dem Eingang hinüberblickte.
    Wie so oft in den letzten Tagen sagte sie sich auch jetzt wieder, daß die >Gerechtigkeit< siegen werde und daß die sorgfältig formulierten unzutreffenden

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