Killashandra
offizieller Anklage gegen Lars Dahl beizuwohnen; die Ältesten Ampris und Torkes nahmen erstaunt und begeistert zur Kenntnis, daß der Gildenmann seiner gerechten Empörung Ausdruck verlieh und Lars Dahl ungeheuerliche Vergehen gegenüber Killashandra Ree vorwarf und einen Haftbefehl der Föderation vorlegte. Killashandra unterstrich ihre Enttäuschung über das Verhalten ihres einstigen Geliebten mit lautem, verzweifeltem Schreien, während Ampris und Torkes sich alle Mühe geben mußten, ihre Erleichterung über die Verhaftung zu verbergen.
Trags Zeitgefühl war ausgezeichnet, und er trat so selbstsicher auf, daß die Ältesten keine andere Wahl hatten, als die Verhaftung und die Deportation ihres kriminellen Mitbürgers zuzulassen, sobald das Scoutschiff gelandet war. Sie waren zweifellos über diese Entwicklung erfreut, wenn ihnen auch der Spaß genommen wurde, ihn selbst zu bestrafen. Doch die Strafe, die Lars Dahl vor dem Gericht der Föderation zu erwarten hatte, würde viel strenger ausfallen als eine Bestrafung nach der Charta des Planeten. Ebenfalls sehr zufrieden über diese unerwartete Entwicklung war der Wachoffizier Blaz, der Lars mit unverhohlener Befriedigung die Handschellen anlegte.
Die ursprünglich vorgesehene feierliche Abschieds-feier für die würdigen Gäste wurde von Ampris abge-blasen, der hektisch die Lehrer und Studenten fort-scheuchte, die sich auf der Treppe vor dem Konservatorium versammelt hatten. Schließlich blieben nur noch Torkes, Mirbethan, Pirinio und Thyrol übrig.
Lars wurde von Blaz in den wartenden Transporter geführt, und es fiel Killashandra schwer, nicht gegen die grobe Behandlung einzuschreiten. Sie mußte sich beherrschen, um dem wichtigtuerischen Blaz nicht doch noch eine Abreibung zukommen zu lassen. Doch sie lag ohnmächtig auf dem Schweber, der vom verkleideten Olav gelenkt wurde, und sie mußte sich darauf konzentrieren, so krank auszusehen, daß sie die Dienste eines Empathen brauchte.
Als Torkes vortrat und etwas sagen wollte, das ihr mit Sicherheit den Magen umgedreht hätte, kam sie ihm zuvor. »Stoßen Sie mich nicht herum, wenn Sie mich einladen!« fuhr sie Olav an.
»Ja, wir wollen das Abschiednehmen nicht unnötig in die Länge ziehen«, sagte Trag und gab dem Schweber einen kleinen Stoß in Richtung des Bodenwagens.
»Scoutpiloten sind notorisch ungeduldig. Ist der Gefangene sicher untergebracht?« Trags Stimme war kalt wie ein Gletscher, als er seinen Gefangenen betrachtete. Sicherheitsoffizier Captain Blaz knurrte zustimmend. Er hatte darauf bestanden, den Verbrecher persönlich dem Kapitän des Scoutschiffes zu übergeben.
Es wurde eine schweigsame Fahrt, die nur Blaz genie-
ßen konnte. Lars nahm eine angemessen niedergeschla-gene, ängstliche Haltung ein und hob kein einziges Mal den Blick von den Handschellen. Von ihrer Liege aus konnte Killashandra nur die obersten Stockwerke der Gebäude und ein Stück Himmel sehen, und sie fuhren so schnell, daß ihr von den Bewegungen schlecht wurde; sie sprach einige ernste Worte mit ihrem Symbionten, bis das Gefühl verschwand. Trag starrte wie gebannt aus dem Fenster. Alles in allem ein recht würdeloser Abschied, und doch ein Triumph, wenn man bedachte, was Trag und Lars und sie selbst erreicht hatten.
Sie beruhigte sich mit diesem letzten Gedanken, und als endlich die Türme des Shuttle-Hafens in Sicht kamen, sich näherten und vorbeizogen, während das Bodenfahrzeug direkt zum Landeplatz des Scoutschiffes hinausfuhr, atmete sie erleichtert auf. Das Schiff stand startbereit auf den Heckflossen; die nervöse Scoutpilotin erwartete ihre Passagiere vor dem Lift auf dem Flugfeld.
»Mit diesem Ding hier«, Killashandra klatschte auf die Antigravtrage, »kann ich unmöglich da rauf fahren.« Sie deutete auf den Lift.
»Gildenfrau, Sie werden doch nicht laufen!« widersprach Olav energisch.
»Kommen Sie mir nicht mit >Gildenfrau<, Doc«, sagte sie und drückte sich auf die Ellbogen hoch. »Helfen Sie mir einfach von diesem Ding herunter. Ich will diesen Planeten verlassen, wie ich gekommen bin, nämlich auf meinen eigenen Füßen.«
Der Wagen hielt an, und Trag und Olav beeilten sich, ihre Trage aus dem Wagen zu schieben.
»Chadria, Pilotin der CS 914«, sagte die schlanke Frau im Blau des Scoutdienstes. Sie kam ihnen entgegen und gab ihnen die Hand. »Mein Schiff heißt Samel!« Sie wollte freundlich lächeln, doch das Gefühl verging ihr, als der Sicherheitsoffizier Blaz seinen Gefangenen ganz
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