Killashandra
hing, und holte eine große Tragetasche, die sie Killashandra gab. Mit einem Grinsen und einem Nicken wies sie ihr den Weg.
Die Expedition kam Killashandra in mehrfacher Hinsicht sehr gelegen: Keralaw konnte ihr weit mehr Informationen liefern als ein Terminal, so gut es auch pro-grammiert war. Der kleine Apparat in ihrem Geschäft war ohnehin für Touristen gedacht und hatte nur eine beschränkte Speicherkapazität. Killashandra mußte herausfinden, wie eng sich der Hafenmeister an die Buchstaben des Gesetzes hielt, wenn es um Reisegenehmi-gungen ging. Es sah den Optherianern ähnlich, stets zu registrieren, wer wann wohin reiste. Allerdings verstand Killashandra nicht, warum man sich diese Mühe machte, da die Bürger den Planeten ohnehin nicht verlassen durften. Außerdem brauchte sie einige allgemeine Informationen über die Inselbewohner und ihre Sitten, wenn sie an diesem Abend als Einheimische durchgehen wollte.
Für ihre Absichten hätte die Grillparty zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können; wenn alle mit vollem Bauch und nach reichlich Bier entspannt waren, konnte sie einiges über die Zustände auf den Inseln und möglicherweise auch etwas über ihre Entführung erfahren.
Als sie am Abend aus der Brotbaumplantage zurückkehrten, beide mit Tabletts und Körben beladen, die Keralaw mit flinken Fingern geflochten hatte, wußte Killashandra erheblich mehr über das Inselleben und hatte gewaltigen Respekt davor.
Die Leichtigkeit dieses Lebensstils war den kleinkrä-
merischen Leuten vom Festland ein Graus. In den An-fangstagen der Unterwerfung der Inselbewohner hatten die Festlandbewohner sogar versucht, den Gebrauch des Brotbaumes zu verhindern, getreu den Buchstaben ihrer Charta. Der Brotbaum selbst brachte diese Restriktion zu Fall, denn er wuchs so rasch und breitete sich so schnell aus, daß man gezwungen war, die Gehölze zurückzuschneiden. Die Gewohnheit der Inselbewohner, sich das zu schneiden, was sie zum Alltagsleben brauchten, verhinderte ein zu starkes Wuchern. Der wider-standsfähige Brotbaum konnte sogar auf einem Quadrat-meter Boden wachsen, was seine Verbreitung auf den Inseln erklärte.
Killashandra hatte alle Hände voll zu tun gehabt, genug Brotbaumwedel abzuschneiden und zu zerkleinern, um mit Keralaw Schritt zu halten, aber die Kristallsängerin hatte schnell gelernt und auch selbst ein paar Körbe geflochten, um ihre Tarnidentität zu unterstützen. Die Herstellung, die auf den ersten Blick leicht erschien, erforderte erhebliches handwerkliches Geschick und einige Körperkraft, die Killashandra glücklicherweise besaß. Als sie sah, wie geschickt Keralaw ihre Matten und Körbe herstellte, prägte Killashandra sich die kleinen Tricks ein, die ihre lange Übung verrieten.
Als sie auf dem Rückweg an einem Süßwassersee vor-beikamen, ließ Keralaw plötzlich ihre Last fallen, streifte die Kleidung ab und sprang ins Wasser. Killashandra folgte ihr sofort. Also war Nacktheit doch kein Problem. Und das Wasser war nach der anstrengenden Tagesarbeit angenehm kühl.
Als sie sich Keralaws Haus näherten, wehte ihnen der lockende Duft von bratendem Fleisch entgegen. Sie ver-drehten die Augen und leckten sich voller Vorfreude die Lippen.
»Mandoll übernimmt heute das Kochen«, sagte Keralaw zufrieden. »Seine Art zu würzen ist einfach unver-wechselbar. Hoffentlich hat Porson ihm einen Thunfisch gefangen. Es geht nichts über Rindfleisch und Thunfisch.
Oh, wir werden heute abend tafeln wie die Fürsten!« Sie verdrehte wieder erfreut die Augen. »Wir verstauen noch rasch unsere Sachen«, — sie deutete auf die zusammenge-bundenen Körbe —, »und dann machen wir uns schön.
Eine Grillparty ist eine gute Nacht auf Angel Island!« Und damit blinzelte sie Killashandra, die verstand und lachte, verschlagen zu.
Am Strand hatte man zwei Feuerstellen zum Grillen vorbereitet. Auf einer drehte sich ein großes Tier langsam über den zischenden Holzkohlen. Vier Männer versuchten fröhlich, einen riesigen aufgespießten Fisch in die Gabeln zu heben, und munterten sich gegenseitig mit Rufen auf, während die zuschauenden Frauen sie wegen ihrer Schwäche neckten. Das Zentrum der Strandparty bildete ein langgestreckter niedriger Tisch, der mit Blumengirlanden geschmückt war. Körbe mit Früchten und anderen Köstlichkeiten, die Killashandra nicht identifizieren konnte, standen bereit. Eine ungeheuer dicke Frau mit prächtigem vollen Haar, das ihr bis zu den Knien reichte, begrüßte Keralaw
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