Killashandra
schief. Killashandra verstand genau, was die Frau vermißte.
»Ich bin Carrigana.« Killashandra unterdrückte ihre Belustigung; die wirkliche Trägerin dieses Namens wäre wachsbleich geworden, wenn sie dies gehört hätte.
Keralaw führte sie durch einen Lagerraum zur Wohnung, die hinter dem Geschäft lag: eine kleine Versorgungseinheit, eine Toilette und ein großes Wohnzimmer, das nach drei Seiten offen war und durch Schirme vor aufdringlichen Insekten geschützt wurde. Das Mobiliar bestand aus niedrigen Tischen, zahlreichen Kissen und Hängematten, die mit Bolzen in der Decke befestigt waren. An modernen Geräten gab es nur einen kleinen toten Bildschirm und ein äußerst primitives Terminal, beide von einer dünnen Staubschicht bedeckt. An der einzigen massiven Wand hingen zahlreiche Speere mit zackigen Spitzen in verschiedenen Größen, ein kleines Saiteninstrument, eine Handtrommel, die anscheinend häufig benutzt wurde, vier Holzpfeifen von unterschiedlicher Länge und mit verschieden großen Köpfen und ein altes Tamburin, dessen Bänder vom Sonnenlicht stark ausgebleicht waren. Keralaw führte sie durch dieses Zimmer und durch die Fliegengitter hinaus zu einem Steinherd. Sie sah sich über die Schulter um, um die Stellung der Sonne einzuschätzen, und veränderte die Position eines Spiegels und einer glänzenden Metallplatte.
Sie legte den Fisch und die Weißwurzeln auf der Metallplatte zurecht.
»Wird nicht mehr lange dauern, bis die Sonne richtig steht. Bier oder Saft?«
»Inselbier?«
»Es gibt kein besseres.« Keralaw lächelte stolz. Sie ging zu den dichten Büschen, die hinter dem Solarherd wuchsen, schob sie zur Seite und legte einen grauen Container frei, der etwa einen Meter hoch und einen halben Meter breit war. Sie hob den schweren isolierten Deckel und nahm zwei vor Tau glänzende Flaschen heraus.
»Ich bin richtig ausgetrocknet«, sagte Killashandra und nahm die gekühlte Flasche voller Vorfreude entgegen. Sie zog den Verschluß ab und nahm einen Schluck. »Hm, das ist gut!« Das war es wirklich — es konnte sich durchaus mit einem Yarran messen! Aber Killashandra konnte sich gerade noch beherrschen. Sie schwieg und lächelte Keralaw freundlich an.
Die Sonne kochte das Esen, und der köstliche Duft mischte sich mit dem Geschmack des kühlen Biers. Killashandra entspannte sich allmählich. Keralaw warf den Salat in eine Holzschale, stellte zwei Holzteller auf dem Herd bereit und teilte das inzwischen gargekochte Essen.
Sie legte zweizinkige Gabeln und Messer mit kunstvoll geschnitzten Griffen bereit, welche die natürliche dunkle Maserung des Holzes betonten.
»Das ist genau das, was ich brauche«, sagte Killashandra. Sie schloß die Augen und freute sich auf das einfache, aber gute Essen. »Ich hab viel zu lange vom Brotbaum gelebt!«
Keralaw kicherte belustigt. »Haben Sie und Ihr Mann eine Farm? Oder sind Sie Fischer?«
Killashandra zögerte, denn sie war nicht sicher, welche Tarngeschichte ihr später noch peinlich werden konnte.
Außerdem hatte sie seltsamerweise Skrupel, Keralaw hinters Licht zu führen.
Keralaw berührte Killashandras Unterarm. Es war eine sehr leichte Berührung, und ihr bewegliches Gesicht wurde plötzlich ausdruckslos.
»Sie brauchen mir nichts zu sagen, gute Frau. Ich war selbst draußen auf den Inseln und weiß, was da draußen mit Menschen passieren kann. Manchmal sind die Kredite, die man verdient, bei weitem nicht die Schmerzen wert.
Ich will Sie nicht drängen.« Jetzt lächelte sie wieder. »Das ist auch gar nicht meine Art. Sie haben sich übrigens einen guten Tag für Ihre Landung auf Angel Island ausgesucht.
Heute abend läuft ein Schoner ein!«
»Wirklich?« Killashandra griff das Stichwort auf und gab sich begeistert. Keralaw nickte und freute sich anscheinend, Killashandra überrascht zu haben. »Es gibt eine Strandparty und ein Faß Bier! Deshalb ist der Hafen auch so verlassen.« Sie kicherte wieder, es war ein volles kehliges Lachen. »Sogar die Kinder sind unterwegs und plündern alle Vorratskammern.«
»Dann steuert jeder einen Teil zur Grillparty bei?«
Keralaw nickte, und ihr freudiges Lächeln wurde noch breiter. »Wie gut können Sie Brotbaumfasern weben?«
fragte sie und legte den Kopf schief. Als Killashandra stöhnte, nickte Keralaw mitfühlend. »Nun, dann sollen Sie schneiden, während ich webe. Zu zweit geht die Arbeit flott von der Hand.«
Sie nahm mit fließenden Bewegungen ein Beil herab, das unter der Dachtraufe
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