killer country: thriller (German Edition)
Hafenlichter, den dunkel präsenten Berg, dessen Ausläufer die belebten Straßen umgaben, als würden sie eines Tages die menschlichen Insekten zerquetschen, die es sich dort gemütlich gemacht hatten. Morgen würde sie mit der hinreißenden Lindiwe Chocho frühstücken und erfahren, wann die Dame schlief. Jetzt, da der Ball ins Rollen gekommen war, gab es kein Zurück. Es fehlte nur noch eine einzige weitere Figur auf dem Spielbrett: Mace Bishop. Der Mann, der ihre Hand zertrümmert hatte. Der Mann, der sie zur Strafe in die Lager Angolas geschickt hatte. Der sie ihren Vergewaltigern ausgeliefert hatte. Der Mann, dem sie Rosen schickte. Dessen Bild sie in einer Plastikhülle in ihrer Handtasche aufbewahrte.
Mace Bishop in einer schwarzen Speedo am Rand eines Schwimmbeckens kurz vor dem Hineinspringen. Ein Foto, das sie vom anderen Ende des Beckens aus aufgenommen hatte. Wenige Tage, nachdem er den Mann umgebracht hatte, dem sie den Auftrag erteilt hatte, ihn zu töten. Sie holte das Bild aus der Tasche. Zog es aus seiner Hülle und strich mit dem Finger über die Oberfläche. Der Glanz leicht verschmiert.
Sie stellte sich vor, wie sie ihn rasierte. Mit einem der mörderischen Rasiermesser aus ihrer Sammlung. Jener Sammlung, die an der Wand hing und aus Messern bestand, die berühmte Männer rasiert hatten. Sie malte sich aus, wie Mace in einem Badedas-Schaumbad lag. Wie sie zu ihm trat, sich hinkniete, um sein Gesicht einzuseifen, wie sie das Gel in Schaum verwandelte, den Schaum über seinen Stoppeln verteilte, unter seinem Kinn, auf seiner Oberlippe. Ihre Caffè-latte-Hand auf seiner weißen Haut. Wie sie das Messer aus Sheffield-Stahl mit dem Elfenbeingriff abzog. Mit der Klinge auf der linken Wange in einem schrägen Winkel vom Ohr bis zum Kinn strich. Den Schaum wegschnippte. Dasselbe mit der rechten Wange tat. Kein Kratzer, kein Reißen an den Härchen. Eine perfekte Rasur. Sie stellte sich vor, wie sie vorsichtig die Stoppeln auf der Oberlippe entfernte. Dann sanft seinen Kopf zurückzog und vom Adamsapfel aus zur weichen Kehle unter seinem Kinn hoch rasierte. Wie Mace Bishop dalag, die Augen geschlossen, die Gesichtszüge entspannt. Die Hand ausstreckte, um ihre Brüste zu liebkosen.
Die Verblüffung auf seiner Miene, wenn sie ihm den Hals durchtrennte.
Mit dem Saum ihres Kimonos säuberte Sheemina February die Fotografie. Steckte sie in die Plastikhülle. Schob diese in ihre Tasche zurück. Irgendwann würde die Zeit kommen, solche Fantasien zu verwirklichen.
Eine Stunde später verließ sie das Apartment – eine elegante Frau in einem grauen Leinenkostüm, Sonnenbrille in den Haaren, Aktenkoffer in ihrer rechten Hand, die linke in einem schwarzen Lederhandschuh.
3
Spitz stellte vor der Polizeiinspektion Meadowlands seine Reisetasche ab und zündete sich eine Zigarette an. Starrte auf den Polizeitransporter, aus dem einige Polizisten drei blutende Männer herauszerrten. Die Männer waren zu betrunken und fertig, um sich zu beschweren. Ein paar Fahrer vom Taxistand in der Nähe machten sich über die Polizisten lustig, aber ihre Spötteleien blieben unbeantwortet.
Spitz blies den Rauch aus dem Mundwinkel und klopfte die Asche von der Zigarette. Er sah sich nach einem Platz im Schatten um. Der Bürgersteig war leer, eine breite Fläche vor der Polizeiinspektion ohne irgendetwas. Keine Pflanzen außer dem Unkraut, das sich in den Sicherheitszaun hinter ihm gewunden hatte. Unter seinen Achseln sammelte sich Schweiß. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Gewitter den Nachmittag abkühlen lassen würde.
Er könnte ein großes Stella vertragen. Am liebsten bei JB ’s in Melrose Arch. Ein sanfter Kal-Cahoone-Song im Hintergrund. Eine Kellnerin würde zwischen den Tischen umherlaufen und ihren Gästen das Gefühl geben, dass die Welt in Ordnung war.
Spitz warf einen Blick auf die Uhr. Der Kerl hatte sich bereits fünf Minuten verspätet. Er mochte es nicht, wenn jemand unpünktlich war.
Seiner Erfahrung nach bedeutete Unpünktlichkeit, dass man erwischt worden war, gefoltert wurde, jeden Moment tot sein konnte. Er trat die Zigarette aus. Jemand, der nicht pünktlich war, achtete zudem nicht auf Kleinigkeiten. Bei dieser Art von Unternehmung, die sie hier planten, war das jedoch äußerst wichtig.
Er wusste, dass der Mann, auf den er wartete, in einen Raubüberfall auf der Autobahn verwickelt gewesen war. Einen Raubüberfall, dem die Leute sogar einen Namen gegeben hatten: der Überfall an der
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