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killer country: thriller (German Edition)

killer country: thriller (German Edition)

Titel: killer country: thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Nicol
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wollen.«
    Obed Chocho zuckte mit den Achseln und ignorierte die hochgehaltenen Hände eines Straßenjungen, der auf seiner Seite des Autos hin und her tanzte. Ignorierte auch die Bemerkung seiner Anwältin.
    »Ich habe mich gefragt«, fuhr diese fort, »wie die Verbindung zu Rudi Klett aussieht.« Die Ampel schaltete auf Grün, und sie bog in die Queen Victoria ein, hinter dem Gericht, wo Obed Chocho zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Ein Katzensprung von Richter Vissers Kanzlei.
    »Wohin fahren wir eigentlich?«, wollte Obed Chocho wissen.
    »Zu meiner Kanzlei. In der Nähe des Museums.« Sie suchte im Aschenbecher nach einer Fernbedienung. »Einige in der Regierung sähen es garantiert ungern, wenn er mit Rudi Klett spricht. Sie wollen eine harmlose Kommission. Wie alle unsere Kommissionen.«
    Obed Chocho schwieg. Starrte hinaus auf die Company Gardens, auf die Touristen und Kinder, die die Geschichte des Ortes erzählt bekamen. Auf die jungen Leute auf den Rasenflächen, auf eine Frau in einem langen Mantel, die mit sich selbst sprach. Auf die Statuen und die Kanonen und die Säulenhalle der National Gallery. Warum war er mit Lindiwe nie hier spazieren gegangen? Er riss sich los.
    »Wie sieht es mit den Smits aus?«, fragte er.
    »Ich hab mit ihnen gesprochen. Sie haben Ihnen drei Nachrichten auf Ihrer Voicemail hinterlassen. Als Sie nicht abgehoben haben.«
    »Und?«
    Sheemina February richtete die Fernbedienung auf das Tor unter einem Apartmentkomplex. »Sie wollen beteiligt werden, und sie haben alles durchgerechnet. Ich habe die Unterlagen in meinem Büro.« Das Tor ging auf, und sie fuhr hinein.
    »Ganz prima«, sagte Obed Chocho, der sich alles andere als prima fühlte.
    28
    Manga und Spitz besuchten die Sehenswürdigkeiten. Fuhren zur Waterfront hinunter und schlenderten durch die Luxus-Klamottenläden wie Robert Daniel, Hugo Boss und Fabiani. Spitz probierte Mokassins bei Bally an – ein Paar, das er sich vielleicht kaufen wollte, wenn das Geld eintraf. Danach wanderten sie durch ein paar weitere Einkaufszentren und aßen Eis in zuckerüberzogenen Waffeltüten.
    »Captain«, sagte Manga, als sie wieder ins Freie traten, um einen nigerianischen Feuerschlucker bei seiner Vorführung zu beobachten. »Vielleicht lebe ich ja doch in der falschen Stadt.« Er warf fünf Rand in den Topf des Mannes. »Andererseits könnte man hier keinen Job erledigen. Hier ist viel zu viel los.«
    Sie bummelten weiter – vorbei an Campinggeschäften, Restaurants und an den üblichen Touristenfallen, wo es geschnitzte Straußeneier und perlenverzierte Drahtkörbe zu kaufen gab –, bis sie zu mehreren Banjospielern in blauweißer Aufmachung kamen, die unter einem Pfefferbaum den charakteristischen Beat des Landes spielten. Für Spitz’ Ohren war er zu schrill, doch ihm gefiel die Stimmung. Manga warf wieder fünf Rand in einen offenen Banjokasten.
    Sie bogen in die Straße zwischen Hildebrand’s und der Green-Dolphin-Jazzbar ein, die auf einen Platz mit Specksteinskulpturen und zu einem Blick über den Hafen bis zu den Kaimauern führte. Ein roter Uhrturm fesselte ihre Aufmerksamkeit, und sie gingen über eine Drehbrücke auf ihn zu.
    Was sie nun entdeckten, gefiel Spitz besonders gut: Paulaner hatte hier einen deutschen Biergarten mit Weißbier in hohen Gläsern eröffnet. Aufgeregt lud er Manga ein, ihm zu folgen.
    »Jetzt ein Weißbier und vielleicht Weißwürste und Bretzeln, falls wir Glück haben.«
    Sie setzten sich unter einen Sonnenschirm und bestellten zwei Weißbiere. Spitz begutachtete die Speisekarte. Ihm lief sichtbar das Wasser im Mund zusammen.
    »Erstaunlich. Hier gibt es tatsächlich mein Lieblingsessen«, erklärte er, als er die Weißwürste entdeckt hatte. »Die müssen Sie probieren. Mit süßem Senf sind die wirklich ausgezeichnet.«
    Manga fuhr sich mit der Zunge über die Zähne und klopfte eine Zigarette aus dem Päckchen. »Woher kennen Sie das alles, Captain?«
    »Ich hab mal ein halbes Jahr in Bayern gewohnt. Manchmal sind wir zu einem dieser Wirtshäuser an einem See gefahren. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich draußen auf einer Bierbank saß und zu den Alpen hinüberschaute.«
    »Im Exil?«
    Spitz zündete eine Menthol an und blies den Rauch in die Luft. »Nein. Kein Exil. Ich hatte eine Ausbildung in Ostdeutschland, in Berlin, gemacht. Anschließend ging es nach Westdeutschland – mit dem Auto nach Hamburg über die Transitstrecke. Dann war ich eine Weile in München.

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