killer country: thriller (German Edition)
denn dort brauche ich sie. Dann gibt es auch keine unangenehmen Überraschungen, wenn ich nachts nach Hause komme. Organisieren Sie das für mich.«
»Sie machen Witze.«
»Nein. Warum denn nicht? Ich bezahle sie schließlich. Dienstag, Mittwoch, Donnerstag – ich bezahle sie, um irgendwo an irgendeinem Pool zu sitzen und mein Geld zu trinken. Ganz prima. Da können sie sich genauso gut nützlich machen und in meinem Haus herumsitzen. Ich hab auch einen Pool. Bier. Satellitenfernsehen. Musik. Bedienstete, die die Betten machen und sie bekochen. Das ist wie im Hotel. Mit Zimmerservice. Spitz und Manga werden den Unterschied gar nicht merken.«
»Und wenn Sie für Ihre Feier einen Stier schlachten? Was wollen Sie dann mit ihnen machen?«
Obed Chocho drehte sich zu ihr und gestattete sich ein Lächeln. »Sie kennen meine Bräuche?«
»Ich weiß, dass Sie die Vorfahren beschwichtigen müssen. Dazu bedarf es einer Reinigungszeremonie. Um den Makel des Gefängnisses auszulöschen.«
»Wir schlachten erst am Samstag. Bis dahin werden Spitz und Manga verschwunden sein.«
»Das ist keine gute Idee, Obed. Spitz und Manga bei Ihnen.«
»Das ist ganz prima«, widersprach er. »Kein Problem.«
Sheemina February schüttelte den Kopf, sagte aber nichts.
Die Autobahn wurde dreispurig, als sie den Tygerberg hinauffuhren. Sie hielt den Tacho auf steten hundertdreißig und blendete auf, um langsamere Fahrer zu vertreiben. Oben sah Obed Chocho in der langen Rechtskurve über den Rauch und den Dunst, der die Vororte unter ihnen bedeckte, zur Halbinsel hinüber sowie zu den Gebäuden der Stadt und dem Berg vor ihnen. Dieser Anblick ließ ihn seine Trauer vergessen. Er dachte: meine Stadt. Der Typ ist zurück.
»Weil wir gerade von Spitz und Manga sprechen«, sagte Sheemina February.
»Ja?«, fragte er und kehrte widerstrebend von seinem kurzen Ausflug in die Großspurigkeit ins Hier und Jetzt zurück.
»Spitz will eine neue Waffe für den Farmmord. Und sie brauchen ein Auto.« Sie hielt eine Hand hoch. »Ich weiß, was Sie sagen werden. Ich habe es auch schon gesagt. Aber er hat gute Gründe. Also – entweder Sie können das organisieren oder ich erledige das.«
Sie behielt ihre Geschwindigkeit den Hügel hinunter bei, bis sie zu der geraden Straße kamen, die an den Einkaufszentren von Canal Walk entlangführte.
»Ich mach das«, erwiderte Obed Chocho und erinnerte sich daran, wie Lindiwe ihn einmal zum Shoppen hierher geschleift hatte. Er versank wieder in Melancholie.
Schweigend fuhren sie weiter, bis sie sich der Stadt näherten. Sheemina February sagte: »Der Richter lässt sein Beileid ausrichten.«
Obed Chocho nahm nur undeutlich wahr, was sie gesagt hatte. »Hm? Wer?«
»Richter Visser. Er hat von Lindiwes Tod erfahren. Er lässt Ihnen sein Beileid ausrichten.«
Obed Chocho erinnerte sich an den Richter auf seiner Richterbank in Gerichtssaal C. Wie er ihn angestarrt und ihm sechs Jahre aufgebrummt hatte. Sechs Jahre! Als wäre das ernst gemeint gewesen.
»Prima, ganz prima.«
»Ich fand es erstaunlich.« Sheemina February hielt inne, doch Obed Chocho hatte nicht vor, ihr Spielchen mitzuspielen. Er wartete ab. »Der Mann, der Sie verurteilt hat, lässt Ihnen sein Beileid ausrichten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass so was oft passiert.«
»Er ist in Ordnung.«
»Er hat Sie zu sechs Jahren verurteilt! Und der ist in Ordnung?«
Obed Chocho antwortete nicht.
»Das war hart, Obed. Da ging es nicht darum, was Sie getan haben. Da ging es um die Botschaft. Da ging es um Politik. Da ging es darum, Obed Chocho zum Sündenbock zu machen.«
Obed Chocho sagte noch immer nichts. Dieses Urteil hatte es ihm ermöglicht, seine Anwälte zu entlassen und stattdessen Sheemina February als Rechtsbeistand zu nehmen.
»Jemand hat den Richter am Schlafittchen.«
»Das glaub ich nicht.«
»Ich schon. Jemand Wichtiges. Vielleicht jemand in der Regierung.«
Obed Chocho lachte. »Halten Sie mich für so bedeutend? Ganz prima, dass Sie das denken.«
»Das tue ich. Deshalb schickt der Richter auch seine Beileidswünsche.«
Obed Chocho winkte ungeduldig ab. »Wenn Sie das glauben wollen.«
Sheemina February nahm die erhöhte Schnellstraße zwischen dem Hafen und der Stadt hinauf. Sie erwischte die Ampel bei Grün und durchfuhr die halbe Buitengracht. An der Wale bog sie nach links ab.
»Noch etwas. Richter Visser leitet übrigens eine Kommission.«
»Ich lese auch Zeitung.«
»Er wird mit Rudi Klett sprechen
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