killer country: thriller (German Edition)
Während dieser Monate habe ich angefangen, Country zu hören. Die Deutschen, bei denen ich wohnte, hörten nur Country und Western. Zuerst dachte ich, wie grauenvoll – diese dummen traurigen Cowboysongs. Aber wenn man genau zuhört, ist es etwas anderes. Jetzt mag ich Country-Rock. Ich mag die Geschichten, die da erzählt werden. Sie leisten mir oft Gesellschaft.« Spitz starrte wehmütig zu den Touristen hinüber, die sich um den Uhrturm versammelt hatten. »Wenn wir wieder in Jo’burg sind, stelle ich mir eine neue Playliste zusammen.«
Ihre Weißbiere wurden gebracht, und Spitz – von der Atmosphäre und der bayerischen Aufmachung der Bedienung mitgerissen – bestellte auf Deutsch zwei Portionen Weißwürste. Die Kellnerin lächelte ihn an. »Ich bin von hier«, sagte sie. »Von den Cape Flats. Aber ich hab Sie trotzdem verstanden.« Sie wandte sich so schwungvoll zum Gehen, dass ihr Rock hochwirbelte und die beiden Männer einen Blick auf ihre Beine werfen konnten.
»Mein armes Herz, Captain«, sagte Manga. »Cheers!«
»Prost!«, erwiderte Spitz auf Deutsch und hielt Manga den Fuß seines Weißbierglases hin.
Manga wollte wie immer mit dem Glas anstoßen, doch Spitz klärte ihn auf, dass man mit dem schweren Glasfuß anstieß. »So machen’s die Bayern«, sagte er.
Sie tranken das Bier in wenigen Zügen aus und bestellten eine zweite Runde, als die Würste eintrafen und sie einen weiteren Blick auf die Beine der Kellnerin werfen konnten. Jetzt erläuterte Spitz, dass man die Haut der Würste abziehen müsse – wie ein benutztes Kondom. Manga schnitt eine angewiderte Grimasse, als er die Haut auf einen kleinen Teller fallen ließ.
»Deutsche haben komische Ideen«, sagte er. Doch die Würste mit Senf schmeckten ihm.
»Besser als ein Big Mac«, meinte Spitz.
»Jetzt schon«, erwiderte Manga. »Später am Tag vielleicht nicht mehr.«
Als sich Spitz gerade ein Stück seiner zweiten Wurst in den Mund geschoben hatte, klingelte sein Handy. Er warf einen Blick auf das Display und schluckte schnell herunter. »Meine Freundin.«
»Die hatten Sie bisher aber bestens versteckt«, meinte Manga kauend.
Spitz senkte seine Stimme, um Sheemina February zu begrüßen.
Sie lachte. »Mir gefällt Ihre Stimme, Spitz.«
»Wir trinken gerade etwas«, sagte er. »Vielleicht Lust dazuzustoßen?«
»Nein danke.«
»Selbst Anwälte müssen manchmal etwas essen.«
»Wir bevorzugen das Blut unserer Mandanten.«
Spitz lachte schallend. »Das ist gut.«
»Das Nächste werden Sie weniger gut finden«, fuhr sie fort. »Morgen verlassen Sie Ihr Hotel und schlafen für ein paar Nächte bei Obed Chocho. Bis Freitag.«
»Nein«, erwiderte Spitz. »Das war nicht unsere Vereinbarung. So etwas mache ich nicht.«
»Ich weiß. Sie müssen diesmal einfach Ihre üblichen Regeln vergessen. Jeder von Ihnen bekommt ein eigenes Badezimmer. Bedienstete werden Sie rund um die Uhr bekochen oder Ihnen Getränke an den Pool bringen. Bei Mr Chocho zu wohnen entspricht einem Hotelaufenthalt. Er wird auch da sein. Oder auch nicht.«
»Mr Chocho ist nicht mehr im Gefängnis?«
»Er wurde aus familiären Gründen vorzeitig entlassen.«
»Die Vorstellung gefällt mir nicht.«
»Mir auch nicht. Aber so wird es nun mal sein.« Sie machte eine Pause. »Er leidet, Spitz. Doch er wird es nicht an Ihnen auslassen. Er braucht Sie. Denken Sie daran.«
»Das ist alles nicht mein Stil.«
»Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich das weiß. Mir sind in diesem Fall die Hände gebunden. Erledigen Sie heute Abend Ihren Auftrag, verlassen Sie morgen das Hotel um zehn, und dann sehen wir weiter. Nach dem heutigen Abend werden Sie sein wichtigster Mann sein … Ach noch was, Spitz. Ich habe die Fotos per Kurier geschickt. Schauen Sie sich die Bilder genau an. Töten Sie nicht den falschen Mann.«
Sie legte auf. Spitz erzählte Manga, was Sheemina February für sie geplant hatte.
Manga leerte sein Bier. »Captain«, sagte er. »Das sind keine guten Nachrichten.«
29
Mace fühlte sich während des ganzen Rückfluges nach Kapstadt wütend und aufgebracht.
Wütend, dass Richter Telman Visser mehrere Nachrichten auf seiner Mailbox hinterlassen hatte. Aufgebracht, als er in der kalten, feuchten Dunkelheit vor dem Kempinski stand und dann ins Auto neben Wolfie steigen musste, während Rudi Klett hinten saß und ihm fröhlich »Guten Morgen« wünschte, wie wenn der Schultz-Zwischenfall nie passiert wäre. Wütend, als Rudi Klett mit der P8 problemlos in
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