Killeralgen
Algen vor dem Kordon auf, wälzten sich darüber und drückten ihn einfach unter Wasser.
»Ich habe genug gesehen«, sagte Austin voller Abscheu.
»Lass uns zum Schiff zurückkehren.«
Racine Fauchard war tot, nicht mehr als verwelktes Fleisch und spröde Knochen, vergraben unter den Überresten ihres einst so stolzen Schlosses, doch der erste Teil ihres Plans war weitaus besser gelungen, als sie sich je hätte träumen lassen. Der Atlantische Ozean war im Begriff, sich in den gigantischen Sumpf zu verwandeln, den sie prophezeit hatte.
Austin tröstete sich mit dem Gedanken, dass Racine und ihr mörderischer Sohn Emil nicht zugegen waren, um aus dem Chaos, das sie geschaffen hatten, irgendwelche Vorteile zu ziehen. Aber das beseitigte keinesfalls die Katastrophe, die die Fauchards in Gang gesetzt hatten. Austin hatte es schon mit anderen bösartigen Widersachern zu tun gehabt, und es war ihm gelungen, mit ihnen fertig zu werden. Doch dieses unnatürliche, blindwütige Phänomen überstieg seine Fähigkeiten.
Sie waren etwa eine halbe Stunde lang in der Luft unterwegs.
Austin erkannte an den Bugwellen der Schiffe unten auf dem Meer, dass sie sich langsam zurückzogen, um von der vorrückenden Algenpest nicht eingeschlossen zu werden.
»Halte dich bereit für die Landung, Kurt«, warnte Zavala.
Der Helikopter sank dem Kreuzer der U.S. Navy entgegen und setzte Sekunden später auf der Hubschrauberplattform auf. Pete Muller, der Offizier, den sie kennen gelernt hatten, als sein Kreuzer die im Bereich von Lost City operierenden Schiffe beschützte, erwartete sie schon und begrüßte sie.
»Wie sieht es aus?«, rief er über den Lärm der Rotoren hinweg.
Austin schüttelte mit ernster Miene den Kopf. »So schlimm, wie es schlimmer kaum sein kann.«
Er und Zavala folgten Muller zu einem Besprechungszimmer unter Deck. Etwa dreißig Männer und Frauen saßen auf in Reihen angeordneten stählernen Klappstühlen vor einem großen Wandschirm. Austin und Zavala ließen sich ohne großes Aufsehen auf zwei Stühlen in der letzten Reihe nieder. Austin erkannte einige NUMA-Experten im Publikum. Er kannte jedoch nur wenige der uniformierten Zuhörer von der Armee und den verschiedenen Regierungsabteilungen, die für die öffentliche Sicherheit verantwortlich waren.
Vor dem Schirm stand Dr. Osborne, der Algenkundler, der den Trouts die ersten Informationen über die Gorgonenalge geliefert hatte. Er hielt eine Fernbedienung in der einen Hand und einen Laserpointer in der anderen. Auf dem Wandschirm war eine schematische Seekarte zu sehen, auf der die Strömungsverhältnisse im Atlantischen Ozean eingezeichnet waren.
»Dort, in Lost City, hat die Algenpest ihren Ursprung«, erklärte er soeben. »Der Kanaren-Strom trägt die Alge an den Azoren vorbei und überquert in westlicher Richtung den Atlantik, wo er sich mit dem Golfstrom verbindet. Der Golfstrom wandert in nördlicher Richtung am Kontinentalsockel entlang. Irgendwann verbindet er sich mit dem Nordatlantik-Strom, der das Wasser nach Europa zurückbringt und damit den nordatlantischen Kreislauf schließt.« Er beschrieb mit dem roten Punkt des Laserpointers einige Kreise auf der Karte, um seine Erklärung zu verdeutlichen. »Irgendwelche Fragen?«
»Wie schnell bewegt sich der Golfstrom?«, wollte jemand wissen.
»Mit etwa fünf Knoten. Das sind mehr als hundert Meilen pro Tag.«
»Wie ist der augenblickliche Stand der Verseuchung?«, fragte Muller.
Osborne betätigte die Fernbedienung, und die Strömungskarte verschwand. Ersetzt wurde sie durch ein Satellitenfoto vom Nordatlantik. Ein unregelmäßiges gelbliches Band, das einem deformierten Doughnut ähnelte, folgte in einigem Abstand von den Kontinenten den Umrissen des Ozeans.
»Dieses den realen Zeitverlauf berücksichtigende Satellitenfoto vermittelt Ihnen eine Vorstellung von den derzeit verseuchten Regionen«, antwortete Osborne. »Doch jetzt zeige ich Ihnen unsere Computerprojektion der weiteren Ausbreitung.« Das Bild wechselte. Auf diesem neuen Foto war der gesamte Ozean gelb gefärbt bis auf ein paar dunkelblaue Löcher etwa in der Mitte des Atlantik.
Ein Murmeln ging durch die Reihen der Zuhörer.
»Wie lange dauert es noch bis zu diesem Stadium?«, fragte Muller.
Osborne räusperte sich, als hätte er Mühe, die Worte hervorzubringen. »Höchstens ein paar Tage.«
Die Reaktion auf seine Antwort war ein kollektives entsetztes Aufstöhnen der Anwesenden.
Osborne betätigte abermals die
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