Killeralgen
aufgereiht, und Polizeibeamte drängten sich um den Hauseingang.
Ein korpulenter Polizist, der ein Absperrgitter bewachte, hob eine Hand, um ihr den Weg zu versperren. »Tut mir Leid, Mademoiselle. Sie dürfen hier nicht durch.«
»Was ist passiert, Monsieur?«
»Es hat einen Unfall gegeben.«
»
Was
für einen Unfall?«
»Das weiß ich nicht, Mademoiselle«, antwortete der Polizist mit einem wenig überzeugenden Achselzucken.
Skye holte ihren Universitätsausweis aus der Handtasche und hielt ihn dem Polizisten unter die Nase. »Ich arbeite in diesem Gebäude. Ich möchte gerne wissen, was dort vorgeht und inwiefern es mich betrifft.«
Der Polizist ließ den Blick von Skyes Gesicht zu dem Foto auf ihrem Ausweis wandern und sagte: »Sie sollten mit dem Dienst habenden Inspektor reden.« Er brachte Skye zu einem Mann in Zivil, der neben einem Polizeiwagen stand und sich mit zwei Polizisten in Uniform unterhielt.
»Diese Frau sagt, sie arbeitet in dem Gebäude«, erklärte der Polizist dem Inspektor, einem rundlichen Mann, dessen Gesicht den weltverdrossenen Ausdruck von jemandem zeigte, der zu viel von der Schattenseite des Lebens gesehen hatte.
Der Inspektor studierte Skyes Ausweis mit trüben, geröteten Augen und gab ihn zurück, nachdem er ihren Namen und ihre Adresse in seinem Notizbuch eingetragen hatte.
»Mein Name ist Dubois«, stellte er sich vor. »Kommen Sie bitte mit.« Er öffnete die Tür des Streifenwagens, bedeutete ihr, sie solle auf dem Rücksitz Platz nehmen, und folgte ihr. »Wann waren Sie das letzte Mal an Ihrem Arbeitsplatz, Mademoiselle?«
Sie schaute auf die Uhr. »Vor etwa zwei oder drei Stunden.
Vielleicht ist es auch schon etwas länger her.«
»Wo waren Sie in dieser Zeit?«
»Ich bin Archäologin. Ich war mit einem Artefakt bei einem Experten für Antiquitäten, damit er sich den Fund ansieht. Dann war ich für ein Nickerchen in meiner Wohnung.«
Der Inspektor machte sich einige Notizen. »Als Sie in dem Gebäude waren, ist Ihnen da irgendjemand aufgefallen oder irgendetwas seltsam vorgekommen?«
»Nein. Alles war normal, soweit ich weiß. Können Sie mir vielleicht verraten, was geschehen ist?«
»Es hat eine Schießerei gegeben. Jemand wurde getötet.
Kannten Sie einen Monsieur Renaud?«
»
Renaud?
Natürlich! Er war mein Abteilungsleiter. Sie sagen, er ist tot?«
Dubois nickte. »Von einem Unbekannten erschossen. Wann haben Sie Monsieur Renaud das letzte Mal gesehen?«
»Als ich gegen neun Uhr zur Arbeit kam. Wir benutzten beide den Fahrstuhl. Mein Büro befindet sich ein Stockwerk unter seinem. Wir haben uns einen guten Morgen gewünscht und sind unserer Wege gegangen.«
Sie hoffte, dass die kleine Beschönigung sich nicht in ihrem Blick zeigte. Als sie Renaud begrüßte, hatte er sie nur wütend angefunkelt und keinen Ton gesagt.
»Haben Sie eine Ahnung, wer Monsieur Renaud etwas hätte antun wollen?«
Skye zögerte, ehe sie antwortete. Sie vermutete, dass die triefäugige Physiognomie des Inspektors nur eine Maske war, mit der er Tatverdächtige zu Aussagen verleiten wollte, die sie unter Umständen selbst belasteten. Wenn er bereits mit anderen Angestellten gesprochen hatte, müsste er längst erfahren haben, dass Renaud in seiner gesamten Abteilung verhasst war. Wenn sie etwas anderes behauptete, würde er sich wahrscheinlich fragen, weshalb sie log.
»Monsieur Renaud war eine sehr umstrittene Persönlichkeit innerhalb der Abteilung«, sagte sie nach einem kurzen Moment.
»Vielen Leuten gefiel nicht, wie er sie leitete.«
»Und Sie, Mademoiselle? Hat Ihnen gefallen, wie er auftrat?«
»Ich gehörte zu den Vertretern des Lehrkörpers, die der Meinung waren, dass er für den Posten, den er innehatte, nicht geeignet war.«
Der Polizeileutnant lächelte zum ersten Mal. »Eine sehr diplomatische Antwort, Mademoiselle. Darf ich fragen, wo genau Sie waren, ehe Sie herkamen?«
Skye nannte ihm Darnays Namen und die Adresse seines Antiquitätenladens sowie ihre Privatadresse, die er pflichtschuldigst notierte. Dabei versicherte er ihr, es sei eine reine Routinemaßnahme. Dann öffnete er die Wagentür und reichte ihr seine Visitenkarte.
»Vielen Dank, Mademoiselle Labelle. Bitte rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, was diese Angelegenheit betrifft.«
»Ja, natürlich. Ich möchte Sie um etwas bitten, Lieutenant.
Darf ich mein Büro im zweiten Stock aufsuchen?«
Er überlegte einige Sekunden lang. »Ja, aber ich muss Ihnen einen meiner
Weitere Kostenlose Bücher