KillerHure
Blitzlichtern.
Irgendwann werde ich da herausgerissen, zurück in die Wirklichkeit. Bren, dessen langsame, methodische Stöße die ganze Zeit das Fundament zu dem Orchester in meinem Kopf gebildet hatten, ächzt gepresst auf. Seine Hände lösen sich erstmals von meiner Taille, er greift nach mir und zieht mich hoch, bis mein Rücken gegen seine Brust prallt. Ich bin voll aufgerichtet und in der Mitte unangenehm durchgebogen, ansonsten würde er herausrutschen.
Er legt seine Arme um mich und quetscht mich fest an sich, nimmt mir jede Möglichkeit zu atmen. Seine Bewegungen werden schneller, begieriger, seine Augen treten hervor, quellen ihm fast aus dem geröteten Kopf. Er starrt geradeaus in den Spiegel, aber er sieht mich nicht, sieht wohl auch sich selbst nicht. Wie ich, bis gerade eben noch, ist er gefangen in seiner eigenen Welt. Seinem höchstpersönlichen Paradies. Oder, wahrscheinlicher, in seiner privaten Hölle. Mit einem Mal weiß ich, dass sein früheres Leben bestimmt nicht erfreulicher ausgesehen hat als meines. Eigentlich logisch! Wie sonst kann man auch auf den Gedanken kommen, ein Killer zu werden und von Berufs wegen andere Leute ums Leben zu bringen!
Er bewegt sich nun kaum noch in mir, unmerklich kurze, zittrige Stöße. Der beinharte Schwanz dehnt mich und drückt fast unangenehm von innen gegen die vordere Scheidenwand. Dort irgendwo sollte mein G-Punkt sein, aber davon spüre ich gerade nicht viel. Bren sieht gequält aus, sein Gesicht erinnert eher an ein Folteropfer als an einen Liebhaber.
Endlich bricht etwas, er stöhnt laut und nimmt mich, hält mich, schiebt mich mit einem Ruck ganz auf sein Rohr, so wie einen großen Gegenstand. Dann noch Mal. Und noch Mal.
Dann kommt er.
Lange, bittere Stöße. Heiße Nässe spritzt in mich, rinnt heraus. Meine Rippen knacken unter seiner mörderisch harten Umarmung. Ich reiße den Mund auf, aber ich bringe nicht den geringsten Ton heraus. Gefesselt an ihn erlebe ich alle Details seines Höhepunktes genau mit, jedes Zucken, jedes Schnaufen, jede Bewegung.
Es ist klar, dass ich für ihn gerade gar nicht existiere. Oder besser: nur als Objekt, als beliebig manipulierbare Sexpuppe, als bequemes Mittel zur Triebabfuhr.
Interessanterweise macht mich das nicht wütend. Stattdessen spüre ich ein unbekanntes, zartes Gefühl irgendwo in meiner Mitte. Was mich umso mehr erschreckt.
Liebe ich diesen Mann etwa?
Nein. Das kann nicht sein! Völlig unmöglich.
Aber warum wendet sich dann mein Herz nach hinten, in seine Richtung. Warum diese Zärtlichkeit, mit der ich seine grobe und blinde Behandlung dulde, ja begrüße? Warum dieses Mitgehen, dieses Freuen über den Orgasmus, der so wirkt, als hätte er ihn sich hart erkämpfen müssen?
Als er ein wenig erschlafft und wir zusammen nach vorn über das Waschbecken sinken, da wird es mir langsam klar.
Es ist nicht Liebe.
Es ist ein ganz normales, menschliches Mitgefühl.
Mitgefühl mit einem Tiger.
Einem wilden Tier, dessen Dschungel jeden Tag kleiner wird, angenagt von den anonymgrauen Mächten des Alltags und des Durchschnitts. Bei dessen Anblick man unversehens einen Kloß in der Kehle spürt. Traurigkeit über den Anblick der grandiosen Kraft, des unzähmbaren Loderns hinter den Augen, dem herrlichen Spiel der Muskeln unter dem Fell.
All das passt nicht mehr in die heutige Zeit, ist zum Untergang verdammt, zum Verschwinden verurteilt. Der Tiger weiß es auch, aber er lässt sich davon nicht beeindrucken. Er wird bis zum letzten Atemzug fauchen und kratzen und beißen und seine Freiheit verteidigen.
Ein verdammt trauriges Bild. Ich schlucke meine Tränen hinunter und vermeide sorgfältig die Frage, ob auch mein Fell orange und schwarz gestreift sein könnte.
Kapitel 12
Samstag, 23.08.08, 00:50 Uhr
Später lieben wir uns auf meinem Bett. Eigentlich nur eine schlichte Matratze mit Überzug, aber das spielt keine Rolle.
Wir sprechen kaum miteinander. Lächeln auch wenig. Sehen uns eher scheu an, verlegen. Konzentrieren uns lieber auf die handfesten, körperlichen Eindrücke. Seine Rippen unter den straffen Brustmuskeln. Seine Zähne um meine Brustwarzen. Meine Finger, die nach der Stelle tasten, wo sein beweglicher Schwanz von weichen Schamlippen gehalten wird.
Eine seltsame Atmosphäre hält uns umfangen. Gelöst, fast heiter. Wir wissen beide, dass dies nicht von Dauer ist, aber furchtsam vermeiden wir alles, was einen Wirbel verursachen und dieses verzauberte Stimmung vertreiben könnte.
Die
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