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Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition)

Titel: Killerinstinkt: Serienmördern auf der Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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waren. Er verhielt sich auch jetzt genau so, wie es in den Kommissionsbesprechungen vorgetragen worden war: Jonas Brückner ließ bei seinen Schilderungen keinerlei Gefühlsregungen erkennen. Jetzt, da ich seinen Tonfall mit eigenen Ohren hörte, entstand bei mir spontan der Eindruck, dass er auch kaum zu Gefühlsregungen fähig war.
    Erst eine Viertelstunde später zog ich mich wieder zurück. Ich hatte genug gehört. Mehr hätte ich wohl auch nur schwer ertragen können.
    In den folgenden Tagen musste ich die nicht enden wollenden Gespräche mithören, die Jürgen Broschats Großmutter überwiegend mit einer Freundin führte. Es ging um Befindlichkeiten, das Wetter und andere für unsere Ermittlungen bedeutungslose Dinge. Ein Hinweis auf den Aufenthaltsort des Gesuchten ergab sich nicht.
    Der Kommission gelang es trotz intensiver Bemühungen auch nach einer Woche nicht, Jürgen Broschat aufzustöbern. Weil es an erfolgversprechenden Ermittlungsansätzen mangelte, kehrten alle Kollegen, die nicht zum 1. Kriminalkommissariat gehörten, an ihren Arbeitsplatz zurück, weshalb dieser außergewöhnliche Fall nun auch für mich endete. Erst anderthalb Jahre später würde die spanische Polizei den Gesuchten in Almería verhaften.
    Zum ersten Mal in meiner noch kurzen Karriere bei der Kripo hatte ich es mit einem Serienmord-Fall zu tun bekommen. Die dabei gewonnenen Eindrücke irritierten und inspirierten mich gleichermaßen. Und genau diese Widersprüchlichkeit befeuerte mein Verlangen, mich diesem Abgrund zu nähern, hinabzuschauen ins Herz der Finsternis und zu verstehen, was mir bis dahin unbegreiflich erschien. Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich nicht, dass die Erforschung dieser außergewöhnlichen und Angst einflößenden Form der Tötungskriminalität in den kommenden Jahrzehnten auch mein Privatleben prägen würde. Doch schon damals spürte ich, dass ein langer und beschwerlicher Weg vor mir lag, den ich aber unbedingt gehen wollte. Ich konnte gar nicht mehr anders. Bevor ich jedoch begann, meinen beruflichen Fokus auf Serienmorde und ihren Hintergrund zu lenken, schloss ich erst einmal mein Studium ab.
    In diesem Buch berichte ich über Fälle, die mich persönlich besonders berührt haben und auf dem Weg zu mehr Erfahrung und Erkenntnis quasi zu Meilensteinen geworden sind. Allerdings haben sie mich auch an meine geistigen und psychischen Grenzen geführt – manchmal sogar darüber hinaus. Und im Kern geht es dabei stets um diese eine entscheidende Frage, die mich jeden Tag aufs Neue herausfordert und zur Triebfeder meines Forschens geworden ist:
    Was passiert, wenn ein Täter nicht nur ein Mal tötet, nicht zwei Mal – sondern immer wieder? Was macht Menschen zu Serienmördern?

Black Box
    Der Himmel hängt voller grauer Wolken, die Luft ist feucht, hin und wieder hat es kurz geregnet. Dieser ausklingende 5. Mai des Jahres 2007 ist kein typischer Frühlingstag. Konrad Fricke stört das triste Wetter nicht. Der 52-Jährige fährt nach einem Besuch seiner Eltern in Hildesheim mit dem Wagen den letzten Teil der Wegstrecke über Land zurück in Richtung Bad Wildungen. Die Blase drückt, deshalb steuert er sein Auto kurzentschlossen auf den malerisch gelegenen Parkplatz »Grüner See« im gleichnamigen Naturschutzgebiet an der L 3228 kurz hinter Eiterhagen, einem Ortsteil der beschaulichen Gemeinde Söhrewald im Landkreis Kassel. Als der Mann das Toilettenhäuschen aufsuchen will, bemerkt er einen blauen Opel Corsa. Merkwürdig kommt ihm dabei vor, dass die Fahrertür sperrangelweit offen steht, die Scheibe heruntergekurbelt ist und sich die Person hinter dem Lenkrad nicht bewegt. Konrad Fricke tritt an den Wagen heran – und erstarrt: Auf dem Fahrersitz befindet sich ein Mann, blutverschmiert, wohl am Kopf schwer verletzt, leise röchelnd, nicht ansprechbar.
    Um 23.29 Uhr alarmiert Konrad Fricke die Polizei. Eine Viertelstunde später versucht ein Notarzt, das Leben des Corsa-Fahrers zu retten, doch es ist zu spät. Alle Wiederbelebungsmaßnahmen schlagen fehl. Der Unbekannte stirbt noch auf dem Parkplatz.
    Eine kurz nach dem Notarzt eingetroffene Streifenwagenbesatzung verschafft sich einen ersten Überblick und gelangt zu dem Schluss, dass es sich nicht um einen Fund- oder Unglücksort handelt, sondern um einen Tatort. Denn das Opfer weist oberhalb des linken Ohres eine Schussverletzung auf, die dem Mann sehr wahrscheinlich aus nächster Nähe beigebracht worden ist. Auch bemerken die Beamten Raucherutensilien im

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