Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
durchaus in der Lage, ein solches Virus weiterzuentwickeln, und bei der FDA hätte er sogar die technischen Möglichkeiten dafür gehabt. Und da ist noch etwas.« Goss klappte seinen Aktendeckel zu und sah Neal durchdringend an.
»Wissen Sie eigentlich, wie Larrick, Monsignore Vada und Dr. Low ermordet wurden? Ich erspare Ihnen die Einzelheiten, aber man hat ihnen unter anderem eine lebende Ratte in den Mund gesteckt und diesen dann mit groben Stichen zugenäht. Ein untrügliches Zeichen für einen Ritualmord, was, wie ich finde, sehr gut zu einer Weltuntergangssekte passt. Aber jetzt kommt das Entscheidende: Als Vada starb, befand sich Maxwell, der eigentlich in Maryland wohnt, in einem Hotel in Washington, nur wenige Kilometer von der Kirche entfernt, vor der Vada entführt wurde. Das Hotelpersonal hat ausgesagt, Maxwell hätte mitten in der Nacht das Hotel verlassen. Eine seltsame Häufung von Zufällen, nicht wahr?«
»Vielleicht. Aber immer noch kein Beweis. Haben Sie sonst noch etwas?«
»Jede Menge. Ich habe heute Vormittag Erkundigungen über AMT eingezogen. Der Leiter des Labors war ein gewisser Fayed Vitek, ein libanesischer Christ, dessen Eltern in den 1960er-Jahren nach Amerika eingewandert sind. Fayeds Eltern wurden von muslimischen Milizen vertrieben und haben sich hier einer Gruppierung christlicher Fundamentalisten angeschlossen, die fest daran glauben, dass sich in nicht allzu ferner Zukunft im Norden Israels die große Schlacht von Armageddon abspielen wird, bei der ein streitbarer Christus über alle seine Feinde triumphieren und fortan die Menschheit als König der Könige regieren wird.
Vitek scheint das Erbe seiner inzwischen verstorbenen Eltern weiterzutragen, denn er hat an der Universität diverse Artikel in obskuren Studentenblättern verfasst mit dem Tenor, dass die Konflikte im Nahen Osten nur die Vorboten jener großen Entscheidungsschlacht seien, bei der das Jüngste Gericht über diese Welt kommt und die Ungläubigen und Sünder für immer besiegt werden. Schon erstaunlich, wer hier in Amerika alles ein Labor leiten darf, finden Sie nicht?«
Neal ließ diese Frage unkommentiert. »Na schön, Richard«, sagte sie stattdessen. »Ihre Befürchtungen sind nicht ganz von der Hand zu weisen, deshalb will ich Ihnen einen Vorschlag machen. Sehen Sie zu, dass dieser Dr. Maxwell verhaftet wird und lassen Sie ihn in die Mangel nehmen. Und wenn es dann wirklich konkrete Hinweise darauf gibt, dass er an einer solchen Biowaffe gearbeitet hat und sie gegen meine Menschenkette einzusetzen gedenkt, dann blase ich H.A.T. ab. Einverstanden?«
»Das FBI hat ihn noch letzte Nacht auf die Fahndungsliste gesetzt«, antwortete Goss. »Es dürfte also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie ihn haben.«
»Dann ist ja so weit alles geklärt. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe heute Nachmittag noch wichtige Termine.«
Goss machte kein allzu glückliches Gesicht, aber es blieb ihm nichts anderes übrig, als die Kröte zu schlucken, die Neal ihm auf einem Silbertablett präsentiert hatte.
»Eine Frage noch, Kathleen …«
»Ja, aber machen Sie schnell!«
»Als dieser Maxwell gestern bei Ihnen war, hat er da etwas gesagt, woraus man schließen könnte, wo er sich derzeit
aufhält? Hat er von irgendwelchen Plänen gesprochen oder von Dingen, die er vorhat?«
»Tut mir leid, Richard, da muss ich Sie enttäuschen. Der Mann schien mir völlig auf dieses Aortapflaster fixiert, von dem er glaubt, dass bei den Tests nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Ein armer Spinner, wenn Sie mich fragen.«
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19:34 UHR
BIOMETRIX ZENTRALE,VIRGINIA
Jack brannten die Augen, weil er in Angies gläsernem Büro seit Stunden auf seinen Laptop starrte und alles tat, um die aus dem Netzwerk von AMT heruntergeladenen Dateien zu knacken. Bisher hatten sie sich immun gegen sämtliche Versuche erwiesen, ihren komplex verschlüsselten Code in eine lesbare Form zu bringen. Während Angies Computer eine Zeichenkombination nach der anderen abarbeitete, hatte Jack alle Tricks, die ihm als Hacker einfielen, auf die Dateien angewandt und war am Ende jedes Mal wieder mit leeren Händen dagestanden. In seiner Verzweiflung hatte er auch mehrmals versucht, Kontakt mit MafiaGrrl aufzunehmen und sie zu fragen, ob sie vielleicht einen Tipp für ihn hätte, aber seine Nachrichten waren jedes Mal im digitalen Nirvana verschwunden. Niemand kannte sich mit den Tücken der Kryptografie besser aus als MafiaGrrl, das war
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