Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
außergewöhnliche Architektur.«
»Vielen Dank für das Kompliment«, erwiderte Angie. »Ich habe die groben Pläne dafür selbst entworfen.«
»Tatsächlich? In Ihnen steckt ja viel mehr als es den Anschein hat.«
»Das hätten Sie wohl nicht gedacht, was?« Angie lachte leise. »Sie haben mich wohl für eine geldgierige Pharmatussi gehalten, die Dollarzeichen in den Augen hat. Aber da muss ich Sie enttäuschen, Ben, ich habe noch viele andere Talente. Ich halte sogar ein Patent auf das spezielle Glas, das hier in diesem Gebäude verbaut ist. Mit einem elektrischen Impuls kann ich jede der Scheiben per Fernsteuerung undurchsichtig machen.«
»Alle Achtung. Falls das mit CardioPatch nichts werden sollte, können Sie also immer noch Architektin werden.«
»Das mit dem Pflaster wird schon, wenn Sie mir dabei helfen, Ben. So, wir sind da.«
Sie standen vor einer Tür, auf der ein großes Schild in roten Lettern verkündete:
MAGNETRESONANZTOMOGRAF
VORSICHT! STARKE MAGNETFELDER!
RAUM NICHT MIT HERZSCHRITTMACHERN,
INSULINPUMPEN ODER METALL-
IMPLANTATEN BETRETEN!
»Haben Sie irgendwelche Metallimplantate in Ihrem Körper, Ben?«, fragte Angie. »Genagelte Knochenbrüche, ein künstliches Hüftgelenk oder Ähnliches?«
»Mein einziges Implantat ist Ihr CardioPatch.«
»Und das ist ungefährlich.«
»Sagen Sie. Wie steht es mit Amalgamfüllungen in den Zähnen?«
»Die können ein leichtes Kribbeln verursachen. Nichts Dramatisches.«
Angie tippte eine Zahlenkombination auf einer kleinen Tastatur neben der Tür ein, die daraufhin mit einem elektrischen Surren aufging.
In der Mitte des Raumes stand eine große, mit kobaltblauem Plastik verkleidete Maschine, die aussah wie ein kurzes Stück einer dicken Ölpipeline. Aus der Mitte ragte eine weiße Liege heraus.
»So einen Kernspin habe ich ja noch nie gesehen«, sagte Ben, halb ängstlich, halb bewundernd.
»Können Sie auch nicht. Wir haben hier den modernsten MRT in ganz Virginia, ein Hochfeldsystem mit unglaublichen 12,5 Tesla. Da müssen Sie lange suchen, bis sie etwas Vergleichbares finden.«
»Ich weiß«, antwortete Ben, dem bei dem Gedanken, gleich auf dieser Liege zu liegen, ausgesprochen unwohl war.
»Mit diesem Ding können wir nicht nur die interne Anatomie sämtlicher Organe und Weichteile sehen, sondern auch alle Stoffwechselvorgänge im Körper in dem Augenblick beobachten, in dem sie stattfinden. Wir fangen dafür die elektrischen Impulse von Elementen wie Natrium, Phosphor, Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff auf - und
das sogar im Gehirn. Man könnte fast sagen, dass wir damit die Gedanken eines Menschen sichtbar machen.«
»Bitte nicht. Das würde bei mir momentan ein ziemlich düsteres Bild ergeben.«
Angie ging darauf nicht ein. »Indem wir mit Sauerstoff angereichertes Hämoglobin sichtbar machen, können wir auch sämtliche Aktivitäten des Herzens verfolgen sowie den kompletten Blutkreislauf abbilden. Und natürlich auch das Pflaster, das Sie jetzt in der Aorta tragen. Wenn ich es mit Aufnahmen anderer CardioPatches vergleiche, kann ich vielleicht herausfinden, ob etwas daran verändert wurde und wenn ja, was.«
Angie trat hinter eine Glaswand neben der Maschine und drückte auf mehrere Knöpfe an einer Konsole. Der Kernspintomograf fing leise zu summen an.
»So, und jetzt müssen wir noch den Rollstuhl fortbringen, denn es dürfen keine Metallgegenstände im Raum sein wenn ich das Magnetfeld anschalte.«
Als Ben aus dem Rollstuhl aufstand, klingelte ein Telefon an der Konsole, und Angie hob ab. Es war Jack, dem sie die Nummer gegeben hatte, auf der sie überall in der Firma erreichbar war.
»Was gibt’s, Jack?«, fragte Angie. »Hast du den Code geknackt?«
»Nein, noch nicht. Ist mein Vater vielleicht bei Ihnen? Ich habe gerade in seinem Zimmer nachgesehen, da ist er nicht mehr.«
»Er steht neben mir. Soll ich ihn dir geben?«
»Ja, bitte.«
Angie reichte Ben den Hörer weiter. »Für Sie.«
»Ja, Jack?«, fragte Ben.
»Dad, du bist meine letzte Rettung.«
»Wieso?«
»Das kann ich dir jetzt nicht lang und breit erklären. Ich möchte, dass du dich an das Büro bei AMT erinnerst. An das, wo der Computer stand, in den du den USB-Stick gesteckt hast.«
»Das war nicht ich, das war Dr. Vitek«, entgegnete Ben.
»Darum geht es jetzt nicht. Ich muss wissen, was du in diesem Büro gesehen hast. Ist dir irgendwo ein Zettel mit kryptischen Zeichen aufgefallen? Buchstaben und Zeichen, bunt durcheinander
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