Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
steil ansteigenden Amphitheater mit vollkommen leeren Rängen standen.
»Gentechnische Manipulation der DNA erlaubt es uns, Proteine in ihre primären Komponenten zu zerlegen, was ich manchmal auch scherzhaft als ›Legosteine der Natur‹ bezeichne«, fuhr die Stimme der Frau ungerührt fort, und die Eindringlinge erkannten erst jetzt, dass sie aus zwei großen
Lautsprechern kam, die eine LED-Wand an der Stirnseite des Auditoriums flankierten. Auf dem Schirm war das Bild einer blonden Frau im weißen Laborkittel zu sehen, die gerade auf einen gigantisch vergrößerten, sich teilenden Zellkern zeigte.
»Scheiße!«, rief der Anführer. »Die haben uns reingelegt!«
»Da draußen springt ein Motor an«, sagte einer seiner Männer. Der Anführer rannte hinaus in den gläsernen Gang, um hinaus zu sehen, aber die Glasflächen, die zuvor noch klar gewesen waren, waren nun allesamt milchig und undurchsichtig. Laut fluchend hob der Anführer seine Maschinenpistole und gab eine Salve auf die Scheibe vor ihm ab, die daraufhin mit lautem Klirren zersprang und in großen Scherben zu Boden fiel. Durch das Loch blickten sie hinaus auf den nächtlichen Lake Anna, wo zwei Gestalten über einen langen Steg auf ein Wasserflugzeug zu rannten.
»Verdammte Scheiße!«, fluchte der Anführer und ballerte frustriert einen Feuerstoß hinaus in die Nacht, wohl wissend, dass sich das Flugzeug und die Menschen weit außerhalb der Reichweite seiner Maschinenpistole befanden.
Er griff in die Tasche seines schwarzen Jogginganzugs und holte ein kleines Funkgerät heraus. Wie hatte er nur auf so einen alten Trick hereinfallen können? Der Samariter würde nicht gerade erfreut darüber sein.
68
23:49 UHR
LAKE ANNA, VIRGINIA
»Schaffst du’s Dad?«, schrie Jack, während Ben und er über den regennassen Steg auf das Wasserflugzeug zu liefen.
»Ja. Wieso bleibst du stehen?«
»Weil ich noch die Leinen losmachen muss. Angie lässt schon mal den Motor warmlaufen. Steig ein, ich komme gleich nach.«
Es sah fast so aus, als hätten sie es mittels Jacks improvisierter Zauberei an Angies Fernsteuerungssystem für sämtliche Funktionen des Gebäudes geschafft, die Angreifer in die Irre zu führen.
Aus dem Haus waren jetzt Schüsse zu hören und das Klirren von Glas, und als Ben herumwirbelte, sah er in der Dunkelheit hinter sich hektisch zuckendes Mündungsfeuer aufblitzen. Er warf sich bäuchlings auf die Planken des Stegs und suchte Deckung hinter der Wand des Bootsschuppens.
»Steh auf und lauf weiter, Dad!«, schrie Jack. »Das ist unsere einzige Chance! Auf diese Entfernung treffen sie uns nicht.«
Ben zwang sich wieder aufzustehen und rannte, auf dem glatten Steg immer wieder ausrutschend, auf das Flugzeug zu, dessen Propeller sich jetzt zunehmend schneller drehte.
Im matten Licht der Instrumente sah er Angies konzentriertes Gesicht, wie es nach vorne durch die Windschutzscheibe starrte. Dann kletterte er über den Schwimmer in die enge Kabine und suchte sich wieder seinen Platz auf der Rückbank, während Jack draußen an den Poldern die Leinen losmachte. Als auch Jack in der Kabine war, sah Ben, wie vom Gebäude her zwei Männer auf den Steg zu rannten. Hinter ihnen umrundete der weiße Lieferwagen, den sie vorhin auf den Monitoren der Überwachungskameras gesehen hatten, gerade die Ecke des Gebäudes und raste quer über den regenweichen Rasen auf das Ufer des Sees zu.
Angie schob den Gashebel nach vorn. Der Motor heulte auf, und das Wasserflugzeug löste sich langsam vom Steg. Ben hörte einen metallischen Schlag und ein sirrendes Geräusch. Eine Kugel hatte das Flugzeug außen am Rumpf getroffen.
»Köpfe runter!«, schrie Angie. »Die schießen auf uns.«
Ben konnte nicht anders, er musste sich trotzdem umdrehen und nach hinten schauen, wo der Lieferwagen jetzt direkt am Steg zum Stehen gekommen war. Ein Mann stand daneben, ein Gewehr im Anschlag, und ein zweiter zog gerade ein dickes Rohr aus der Seitentür.
»Die haben eine Panzerfaust oder so was!«, rief Ben nach vorn. »Machen wir, dass wir von hier wegkommen.«
»Was glauben Sie, dass ich …«, gab Angie zurück, aber sie verstummte mitten im Satz und stieß einen lauten Schmerzensschrei aus. Ben, der wegen des lauten Motors keinen Schuss gehört hatte, sah, wie sich ihr gelber Pullover an der linken Schulter auf einmal rot färbte. Sie ließ den Steuerknüppel los und presste beide Hände auf die Wunde.
Während hellrotes Blut durch ihre Finger quoll, rief sie Jack
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