Killervirus - Gerber, R: Killervirus - Heartstopper
glauben?«
»Angie!«, rief Jack. »Ich kann die Maschine nicht mehr lange unter Kontrolle halten. Das Seitenruder geht extrem schwer.«
»Lass mich übernehmen«, sagte sie und griff nach dem Steuerknüppel auf ihrer Seite. »Einer Cessna können wir nicht wegfliegen. Uns bleibt nur eine Chance: Wir müssen wieder runter.«
»Zurück zum See?«
»Das dauert zu lange. Da vorne ist der Rappahannock, ein breiter Fluss. Auf dem können wir wassern.«
»Aber der rechte Schwimmer ist kaputt«, schrie Jack. »Mit dem schaffen Sie keine Landung mehr.«
»Ich probiere es mit dem linken Schwimmer allein. Aber ihr springt vorher aus der Maschine.«
»Was soll das heißen?«, protestierte Ben. »Wie sollen wir denn aus der Maschine springen?«
»Ich bringe sie runter bis fast auf die Wasserfläche, und wenn ich Ihnen ein Zeichen gebe, springen erst Sie und dann Jack in den Fluss. Achten Sie drauf, dass Sie mit Ihrem Körper eine Kugel formen, dann kann Ihnen nichts passieren.«
»So was habe ich noch nie gemacht!«
»Dad, sie hat Recht, es ist unsere einzige Chance. Die Cessna kann nicht langsamer als siebzig Stundenkilometer fliegen, die Otter schon.«
»Und was geschieht mit Ihnen, Angie?«
»Ich versuche, auf dem linken Schwimmer zu landen und dabei so viel Geschwindigkeit zu vernichten wie möglich. Dann springe ich selber raus.«
»Schaffen Sie das?«
»Klar. Ich muss es schaffen. Und jetzt geh nach hinten zu deinem Vater, Jack. Es ist gleich so weit.«
Angie nahm Gas weg, und die Otter ging in einen langsamen Sinkflug über. Wie Angie vorausgesagt hatte, schien die Cessna Probleme zu haben, ihr auf diesem Weg nach unten zu folgen, denn Ben sah, wie sie mit rascher Fahrt über das lädierte Wasserflugzeug hinwegrauschte und eine enge Kurve flog.
Hoffentlich kommt sie nicht zurück, dachte Ben, während Jack zu ihm nach hinten geklettert kam und die seitliche Tür der Otter öffnete. Von draußen schlug Ben ein eiskalter Luftzug entgegen, und vom Fahrtwind gepeitschte Regentropfen trafen ihn wie Tausende winziger Nadeln im Gesicht. Von unten kam ein schwach glänzendes Wasserband mit erschreckend hoher Geschwindigkeit immer näher, bis es schließlich Bens gesamtes Blickfeld ausfüllte.
»Macht euch fertig!«, schrie Angie von vorne. »Ich zähle bis drei, dann springt ihr. Eins …«
Ben starrte hinab auf das unter ihnen dahinrasende schwarze Wasser des Flusses. Es kam ihm vor wie eine riesige Glasfläche, auf der er unweigerlich zerschellen müsste, sobald er auf sie traf.
»… zwei …«
Wahnsinn, was wir noch für eine Geschwindigkeit draufhaben, dachte Ben. Wir werden alle sterben.
»… drei!«
Ben wusste, dass er jetzt springen musste. Er musste sich von der Bank erheben, sich mit den Füßen abstoßen und seinen Körper hinaus in die Finsternis katapultieren. Aber er schaffte es nicht. Er konnte sich nicht bewegen.
»Dad!«, schrie Jack neben ihm. »Spring, sonst ist es zu spät.«
Der Fluss raste unter ihnen vorbei wie ein horizontaler Wasserfall aus flüssigem Quecksilber.
»Dad, gib mir deine Hand!!!«
Ben spürte, wie Jack ihn bei der Hand nahm und über ihn hinweg an den Ausgang kletterte. Jack hatte Recht, sie mussten aus der Maschine raus und die einzige Chance nutzen, die ihnen noch blieb. Er drehte den Oberkörper, holte noch einmal tief Luft, und dann stieß er sich mit beiden Beinen ab und fiel Hand in Hand mit seinem Sohn in die schwarze Tiefe unter ihnen.
Als er nach einem Fall, der ihm schier endlos vorkam, auf das Wasser auftraf, schien es hart wie Beton zu sein, aber sein Körper durchschlug es und tauchte ein in eiskalte Dunkelheit, die ihm fast das Herz stillstehen ließ. Jacks Hand wurde aus der seinen gerissen, Wasser drang ihm in Mund und Ohren, und er spürte, wie die Strömung ihn unter der Oberfläche des Flusses mit sich riss. Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden war Ben in einen Fluss gefallen, aber diesmal blieb er bei Bewusstsein und kämpfte mit Armen und Beinen, um wieder an die Oberfläche zu gelangen. Als sein Kopf die Fluten durchbrach, holte er tief Luft und sah, wie ein paar Meter von ihm entfernt Jack in Richtung Ufer schwamm. Ein Stück voraus konnte er den Motor der Sea Otter hören, der in der Entfernung immer leiser wurde. Undeutlich nahm er das Gitterwerk einer Eisenbahnbrücke wahr und gleich darauf sah er einen orangeroten Feuerball aufflammen, als Angies noch halb vollgetanktes Wasserflugzeug gegen die Brücke krachte und an
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